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Der AV-Mischer Roland VR-4HD in der Praxis

Praxisnaher Luxus

AV-Mischer haben bei Roland eine lange Tradition. Der VR-4HD bietet eine Reihe von interessanten und praxisnahen Leistungsmerkmalen. Peter Kaminski hat ihn sich für unsere Ausgabe 12.2020 genauer angesehen.

Der AV-Mischer kommt in einem für die Funktionalität relativ kompakten Pultgehäuse von 33,9 × 21,7 × 8,7 Zentimetern Größe und kann vier Videos schalten sowie acht Audioquellen mischen. Da er über keine eigene Streaming-Engine verfügt, braucht man zusätzlich einen externen Rechner, um das Ausgangssignal aufzuzeichnen oder zu streamen. Gegenüber dem angeschlossenen Rechner verhält sich der AV-Mischer dann wie eine USB-Kamera mit Tonübertragung. Daher lassen sich alle gängigen Streaming-Programme wie Open Broadcast Studio einsetzen und auch die Anbindung an das Streaming-Portal über den Web Browser, wie zum Beispiel bei YouTube, ist gewährleistet.

Umfangreiche Anschlussmöglichkeiten

Im Lieferumfang befinden sich ein externes Netzteil mit Netzkabel sowie ein deutschsprachiges Handbuch. Ein erster Blick auf die Anschlüsse liefert bereits einen genaueren Einblick in die Funktionalität des Roland VR-4HD. Das ist an dieser Stelle sinnvoll, denn der VR-4HD ist sehr üppig mit Ein- und Ausgängen ausgestattet, was eines der wichtigen Produktmerkmale ist. Interessant ist hier, dass neben vier HDMI-Eingängen auch je eine Composite-Buchse in Cinch-Ausführung und ein RGB/Component-Eingang als Sub-D vorhanden sind. Damit ist man dann auch im Bereich von Konferenz- oder Seminar-Streaming für eine große Palette von Peripheriegeräten gerüstet. Als Videoausgänge gibt es einen HDMI-Anschluss für den Videoausgang, einen zweiten HDMI-Ausgang für eine Multiscreen-Vorschau der Videoeingänge und auch einen RGB- Component-Ausgang. Die Ein- und Ausgänge unterstützen alle gängigen Videoformate bis 1080p mit 60 fps.

Die Anschlüsse für Ein-und Ausgänge auf der Rückseite des VR-4HD

Die ersten drei HDMI-Eingänge sind fest auf die System-Framerate eingestellt. Bei dem vierten HDMI-Eingang sowie alternativ dem selektierten RGB- oder Composite-Eingang lässt sich ein Auto-Modus aktivieren, bei dem die Framerate automatisch der Quelle angepasst wird. Die Beachtung des Kopierschutzes HDCP lässt sich für die HDMI- Eingänge deaktivieren, so dass sich auch ein DVD-Player mit kopiergeschützten Inhalten als Quelle nutzen lässt. Der HDCP-Status wird über eine Indikator-LED angezeigt.

Ein wichtiges Thema beim VR-4HD ist Audio, wo der Hersteller Roland auf lange Erfahrung zurückgreifen kann. An der Geräteseite befinden sich vier Kombi-Buchsen für XLR oder Klinken für die Kanäle 1 bis 4. Jeweils für die Kanalpaare 1/2 und 3/4 lässt sich auch eine 48-Volt-Phantomspeisung zuschalten. Daneben ist eine 3,5-mm-Stereoklinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers angeordnet, leider jedoch keine 6,3-mm-Klinkenbuchse. Weitere Audio-Anschlüsse befinden sich auf der Geräterückseite. Dort gibt es zwei Line-Eingänge als Cinch-Buchse und einen Stereo-Eingang als 3,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse.

Außerdem finden sich dort noch ein klassischer RS-232- Steuereingang (Sub-D) sowie ein Tally/GPIO-Anschluss für die hardwarenahe Einbindung in eine vorhandene Systemumgebung. Der Anschluss an den Rechner erfolgt über einen USB 3.0-Port. Dieser Übertragungsweg ist allerdings auf maximal 1080p mit 29.97 fps begrenzt. Die Bedienoberfläche teilt sich in zwei Hälften auf: Links befinden sich das Audiomischpult und Tasten zum Aufrufen verschiedener Konfigurationen, rechts der Videoteil mit einem Farbdisplay mit Touch-Funktion und 320 × 240 Pixeln Auflösung sowie verschiedene Funktionstasten mit LEDs zur Statusrückmeldung.

Video

Neben dem Display befinden sich der Video-Switcher sowie ein Drehgeber mit Druckfunktion für die Anwahl und Einstellung von Parametern. Viele Dinge lassen sich aber mittels Touch-Display direkter und schneller anwählen. Die Darstellung der Menüs und Dialoge ist etwas unscharf. Man merkt schon, dass das verwendete LC-Display eben kein modernes OLED-Display ist.

Ganz unten sind große Taster für die Anwahl einer der vier Videoquellen sowie ein weiterer Taster für das Keying, um zum Beispiel Bauchbinden oder andere Grafiken einzublenden. Über drei Taster lässt sich ein Transition-Modus auswählen: entweder Cut, also direktes Umschalten, Mix für Szenen-Überblendung oder Wipe für das Einfliegen beziehungsweise Wischen. Mit einem Regler rechts daneben lässt sich die Übergangszeit bis zu einem Wert von maximal vier Sekunden einstellen. Der Regler ist sehr leichtgängig, so dass man darauf achten muss, ihn nicht versehentlich zu verstellen. Über den Transition-Dialog lassen sich für die drei Modi verschiedenste Überblend-Arten und Muster an- wählen. Die Auswahl der Möglichkeiten ist wieder sehr üppig und dürfte jeden zufriedenstellen. Übrigens ist auch eine automatisierte Quellenauswahl in verschiedenen Be- triebsmodi vorgesehen. Das ist aber mehr etwas für Festinstallationen und dürfte von einem kreativen Anwender wohl kaum benutzt werden.

Es lassen sich auch mehrere Quellen gleichzeitig ausgeben, entweder als Bild-In-Bild, als Split oder als Quad, also vierfachgeteiltes Bild mit allen Quellensignalen. Auch hier kann der Anwender über Parameter eingreifen und zum Beispiel die Größe und Position beim Bild-in-Bild-Betrieb anpassen. Das ist eine nützliche Funktion, die ich zum Beispiel beim Blackmagic Design ATEM Mini sehr vermisse. Einen großen Taster gibt es für einen Fade des Ausgangssignals nach Weiß oder Schwarz. Dieser Output-Fade-Taster kann auch dazu genutzt werden, um ein Still einzublenden, das entweder aus einem Capturing von Eingang 4 stammt oder eine Bilddatei von einem angeschlossenen Rechner sein kann. Dazu muss man die Roland-Remote-Control- Software einsetzen. In welchem Modus der Taster arbeitet, lässt sich mit der Systemkonfiguration festlegen. Schade jedoch, dass nicht mehrere Taster für gleichzeitige Funktion und mehrere Stills zur Verfügung stehen. Unter dem Display gibt es zwei Taster, mit denen man den PVW-Ausgang zwischen der Vorschau mit den vier gleichzeitig ausgegebenen Quellen im Quad-Split-Modus und dem Programmausgang umschalten kann. Zusätzlich gibt es noch je einen Schalter für einen zuschaltbaren Videofiltereffekt und einem Einfrieren des aktuell ausgewählten Quellbildes.

An der linken Seite befinden sich vier Audio-Eingänge mit kombinierter XLR- und Klinkenbuchse.

Audio

Die interne Auflösung für Audiosignale liegt bei einer Wortbreite von 24 Bit mit einer Abtastrate von 48 kHz. Der VR-4HD ist mit DSP-Funktionalität ausgestattet, so dass komplexe Audioverarbeitung mit dem integrierten Digitalmischpult möglich ist. Auf der Bedienoberfläche des Mischpults gibt es sechs Eingangskanalzüge, nämlich vier Mono- und zwei Stereo-Kanäle, sowie einen Summenausgangskanal. Die vier Monokanäle verfügen über einen Input-Gain-Regler. In jedem Kanal gibt es einen 45-mm-Fader sowie einen Setup-Taster, mit denen man den Dialog zur Einstellung der Kanalparameter im Display aufruft.

Aber auch die Embadded-Audio-Signale des HDMI lassen sich mischen. Hierzu gibt es vier Drehgeber, die über den Monokanalzügen angeordnet sind. Mit dem Setup-Taster kommt man in den Dialog zur Konfiguration. Über den beiden Stereo-Kanalzügen gibt es auch noch zwei Regler. Diese offenbaren, dass man nicht nur Audio vom Mischer zum Rechner übertragen kann, sondern auch umgekehrt, denn für beide Wege gibt es je einen Pegelregler und wieder einen Konfigurationstaster.

Im Master-Kanalzug sind weitere zwei Regler vorhanden. Der eine dient zur Einstellung des Nachhall-Anteils beim Reverb im Rahmen der DSP-Funktionalität, der zweite zur Einstellung des Ausgangspegels für den Kopfhörer. Mittels DSP lassen sich auch die Mono-Eingangskanäle konfigurieren. Hier sieht man Parameter für Pegel, Stereo- Panorama, Delay bis maximal 500 Millisekunden in 0,1 Millisekunden-Schritten sowie den Aux-Send-Pegel, mit dem man zum Beispiel eine Submischung über den AUX-Bus realisieren kann. Für einen so kleinen AV-Mischer ist das schon Luxus pur. Darüber hinaus lässt sich auch der Reverb-Send-Pegel einstellen. Der Dreiband-Equalizer verfügt über einen vollparametrischen Mittenfilter – also mit einstellbarer Qualität. Die Frequenzen der Bänder lassen sich anpassen, der Gain-Bereich umfasst –15 bis +15 dB. Es lässt sich noch ein Hochpassfilter mit einer festen Grenzfrequenz von 75 Hz zuschalten.

Auch für den Dynamikbereich bietet der VR-4HD Bearbeitungsmöglichkeiten mit einem Gate, bei dem Schwellwert und Abfallzeit einstellbar sind, sowie einem zuschaltbaren Kompressor mit den typischen Parametern Einsatz-Schwellwert, Kompressionsverhältnis, An- und Abfallzeit sowie manuell einstellbare oder automatische Aufholverstärkung. Beim Summen-Ausgangskanal und AUX-Bus werden ähnliche Leistungsmerkmale geboten. Im Summenkanal steht sogar ein Multibandkompressor zur Verfügung. Bei den HDMI-Audiokanälen sowie PC I/O fehlen lediglich die Dynamikfunktionen Gate und Kompressor. Die Hallparameter lassen sich im Summenkanal einstellen. Neben der Hallzeit lassen sich zwei verschiedene Raumtypen, Room oder Hall auswählen.

Noch zu erwähnen ist, dass eine Automix-Funktion für alle acht Eingangskanäle plus den vier Embedded-Audio-HDMI- Kanälen integriert ist. Eine weitere Funktion ist Audio Follow Video, die in einer Matrix für alle Audioeingänge bezogen auf die vier Videokanäle aktivierbar ist. Für die Übertragung von Konferenzen hat man eine individuell zuschaltbare und im Effekt anpassbare Echo-Unterdrückung für die Kanäle 1 bis 4 integriert.

Roland bietet für den VR-4HD zwei Hilfsprogramme für die Betriebssysteme Windows (ab Version 7 SP) und Mac OS an. Mit der Remote Control Software kann der AV-Mischer komplett vom Rechner aus konfiguriert werden. Es lassen sich dabei acht Konfigurationen im Mischer speichern und abrufen. Die zweite Software ist der Roland Live Recorder, mit dem man bis zu zwölf Stunden Video aufzeichnen kann, wenn der Mischer via USB an den Rechner angeschlossen ist.

Die Benutzeroberfläche der Remote Control Software

Fazit

Die Vorteile zusammengefasst: umfangreiche Anbindung von Peripheriegeräten, umfangreiche Audioausstattung, hoher Bedienkomfort durch reale Audio-Fader und große Bedienelemente wie Tasten und Regler. Aber der VR- 4HD ist eben kein All-In- One-Gerät mit Streaming- Anschluss, denn ein externer Rechner ist für Streaming und Recording erforderlich. Aber wenn man es genau nimmt, braucht man ohnehin einen Rechner, auch bei AV-Mischern mit integrierter Streaming-Engine, sei es zur Konfiguration oder eben zum Aktivieren des Streams auf dem Streaming-Web-Portal.

Der Preis des Roland VR-4HD liegt bei unter 3.000 Euro. Das ist für den gebotenen Leistungsumfang absolut angemessen. Im Vergleich zu den anderen AV-Mischern von Roland ist der VR-4HD im gehobenen Mittelfeld einzuordnen. Lediglich der mehr als doppelt so teure Top-Mischer VR- 50HD bietet einiges mehr, wie zum Beispiel auch SDI-Ein- und Ausgänge, aber dafür weniger bei der Audioverarbeitung, denn dort fehlen Equalizer, Multibandkompressor und Auto-Mixer.

Der Roland VR-4HD ist mir als ein sehr praxisnah konzipiertes Gerät begegnet. Der AV-Mischer dürfte speziell diejenigen ansprechen, die sich mit virtuellen Tastern und Reglern nicht so recht anfreunden können. Besonders erwähnenswert sind die vielen Audio-DSP-Funktionen, die sich direkt vom Pult aus bedienen lassen. [13828]

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