Kiloview liefert neue NDI-Produkte in hoher Frequenz. Damit ist die Firma schnell bei der Einbindung von Verbesserungen, lässt aber auch bewährte Funktionen auf der Strecke liegen. Wir haben uns im Heft 10.2023 die Vor- und Nachteile des N60-Wandlers angesehen.
Nachdem sich das AVoverIP-Format NDI langsam in allen Videoanwendungen etabliert hat, wird auch das Angebot an Zubehör immer größer. Der chinesische Hersteller Kiloview war einer der ersten Zulieferer in diesem Bereich. Mit den Einstiegsmodellen N3 (3G-SDI) und N4 (1080p60) wird das HD-Wandler-Angebot schon lange abgedeckt. Mit N30 (12G-SDI) und N40 (4Kp60) folgten dann die 4K-fähigen Nachfolger auf dem Markt. Der N60 ist nun die zweite Ausbaustufe in dieser Reihe.
Features und Pluspunkte
Die Bildverarbeitung wurde stark verbessert. Die Verarbeitung findet nicht mehr nur mit 4:2:0, sondern 4:2:2 statt und kommt auch mit 10 bit Farbtiefe klar. Dadurch ist ein wesentlich brillanteres Bild mit feineren Farbverläufen darstellbar. Als auffallendstes äußeres Merkmal wurde dem Wandler ein 1,96-Zoll-LCD-Screen mit großem „Magic Rotor“ spendiert. Hiermit lassen sich die wichtigsten Eigenschaften nicht nur über ein Web-Interface, sondern auch direkt am Gerät ein- stellen. Neben der Informationsdarstellung wird das Display auch als Tally-Indikator bei der Montage auf einer Kamera benutzt. Dieser Funktion ist sicherlich geschuldet, dass die Einstellung dann auch nicht im „off“ vom Kameramann von hinten vorgenommen werden kann, sondern die Kamera abgesetzt und der Wandler von vorne bedient werden muss. Aber dafür sind alle Anschlüsse hinten ausgeführt. Sehr praktisch ist hier der Anschluss eines USB-Headsets mit dem sowohl mit jedem anderen Kiloview-Wandler als auch mit einer Server-Version (KIS) kommuniziert werden kann. Hilfreich ist für den Kameramann auch eine kleine Tally-LED hinten. Die Adapterplatte mit „Cold Shoe“ wird mitgeliefert, um den N60 auf einer Kamera anzubringen.
Recording und Encoder
Das Kamerasignal kann direkt im Wandler im .mov Format auf eine TF-Karte aufgezeichnet werden. Störend bei dieser Art der Anwendung sind neben der Größe und dem höheren Gewicht im Vergleich mit den Vorgängern die drei Lüfter, die bei erhöhtem Arbeitspensum auch gelegentlich hörbar werden können.
Der HDMI in und out funktioniert im Encoderbetrieb als Durchschliff und das Signal wird „unterwegs“ abgegriffen. Leider wurde bei unserem Testgerät kein Ton aus dem HDMI-Signal extrahiert, was hoffentlich bald mit einem Firmwareupdate behoben wird. Das Signal kann dann sowohl als NDI als auch als NDI/HX2 ins Netzwerk eingespeist werden. Die Anzeige an der Front zeigt den Datenfluss immer live an. Zukünftig soll auch NDI/HX3 implementiert werden. Auflösung und Frequenz entsprechen immer dem eingespeisten Signal. Dieses kann über zwei Netzwerkschnittstellen (NIC) parallel in zwei unterschiedliche Netzwerke eingespeist werden. Nur eine dieser Schnittstellen verfügt über die PoE-Möglichkeit zur Versorgung des Geräts direkt aus dem Switch. Die Stromaufnahme ist mit 16 Watt erstaunlich niedrig geblieben.
Decoder
Neben dem Anwendungsgebiet als Encoder ist der N60 jederzeit auf Decoderbetrieb umzuschalten. Nach einem Neustart
kann er, wie auch seine Vorgänger, zwischen neun vorprogrammierten NDI-Quellen umschalten; dies sogar über eine handelsübliche USB-Tastatur am Nummernblock. Unterbrechungsfrei geschieht dies leider nicht, hierfür benutzt man dann besser den im NDI5-Tool neu enthaltenen Router. Nachteilig erwies sich im Test, dass der N60 im Decoderbetrieb kein NDI-Signal sendet und somit nicht direkt im Empfänger (Studio Monitor, vMix, TriCaster) erkannt und eingestellt werden kann. Hier muss dann immer die IP- Adresse vom Display abgelesen und extern im Browser eingegeben werden. Ein Alleinstellungsmerkmal im NDI-Wandler-Segment ist die Möglichkeit, eine USB-Kamera anzuschließen und das Gerät als USB-Grabber zu benutzen. Dafür sind sowohl eine USB- B- als auch USB-C-Buchse vorgesehen.
Fazit
Der Kiloview N60 ist ein leistungsstarker Wandler, der im oberen 4K-Segment mitspielen kann. Dadurch benötigt er jedoch eine aktive Kühlung, die in leiser Studioumgebung stören kann. Im Test mit HD-Signalen sprangen die Lüfter aber nicht an; diese werden erst bei 4K nötig. Das Drehrad zum Einstellen vor Ort wurde von uns selten benötigt, da man mit dem Web-Interface viele zusätzliche Möglichkeiten hat. Das große Display gibt aber nützliche Informationen preis, die einen sicheren Betrieb gewährleisten. Der Preis wird vom Hersteller mit 815 Euro angegeben. [15372]
Praxistipp: Bei Einsatz von Power over Ethernet (PoE) sollten die Netzwerkkabel vor Anschluss wenigstens sichtgeprüft werden, besser durchgemessen. Bei Beschädigung können die bis zu 57 Volt der PoE-Stromversorgung leicht das NIC zerstören, wenn versehentlich eine Netzwerkader berührt wird.