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„ALEXA 35 für HDR“-Event in Hamburg

Mit Licht orchestrieren

HDR-Video bietet eine verbesserte Bildqualität mit höherem Kontrast und erweitertem Farbumfang. Inzwischen haben sich unterschiedlichste Standards etabliert und einige TV-Sender haben HDR auch schon zum Sendestandard erhoben. Doch werden auch immer wieder HDR TV-Gradings vom Auftraggeber „mit zu wenig Mehrwert“ abgelehnt. Um einer gewissen Verunsicherung in der Branche entgegenzuwirken, fand im Februar ein Event zum Thema HDR mit der ARRI ALEXA 35 statt, initiiert von CineMobil, Optical Art und der FTA-Hamburg. Key-Speaker DoP Matthias Bolliger berichtet.

Szenenfoto vom HDR-Event in Hamburg
Foto: Jochen Hinrichs-Stöldt (Bild: Jochen Hinrichs-Stöldt, Fotografie und Bildgestaltung)

HDR Basics

HDR an sich ist ja nicht neu. Aber es ist neu genug, um Missverständnisse und Unklarheiten auszulösen. Es bleibt eine Technologie, die man kreativ einsetzen kann. Fast jede professionelle Kamera kann inzwischen mit Log- oder RAW- Aufnahmen HDR-fähiges Material schaffen. Der Flaschenhals befindet sich eher am Ende der Kette, im heimischen Wohnzimmer. Viele moderne TVs haben inzwischen HDR implementiert, aber die Gesamtkette bis zum Empfangsgerät muss stimmen, damit nicht mehr, sondern bessere Pixel ankommen. Gerade Streamer wie Netflix und Amazon gleichen ab, auf welchen Geräten man guckt und moderne TVs und Tablets können HDR auch direkt wiedergeben. Wichtig, und um es hier noch einmal festzuhalten: HDR hat nichts direkt mit Pixelauflösung zu tun. Es gehört also nicht ins konkrete Umfeld der Bildauflösungen SD, HD oder UHD. Das Format ist auch nicht zu verwechseln mit HDR-Fotografie. Dort geht es zwar auch um eine Kontrasterweiterung bei der Aufnahme, doch auf Basis mehrerer miteinander kombinierter Einzelbilder. Wir sprechen hier aber über HDR als Displaytechnologie für das Bewegtbild.

Die herkömmliche SDR-Produktionstechnik muss ebenfalls die Darstellung der Helligkeitswerte von Schwarz bis Weiß auf einen reduzierten Wiedergabe-Kontrastumfang beschränken, denn sonst würden die althergebrachten Übertragungsketten nicht funktionieren. Unsere menschlichen Augen hingegen decken aber sowohl bei Helligkeit als auch bei Farbe einen viel größeren Raum ab, wie die Farbraum- Grafik verdeutlicht. Darin ist als RGB-Dreieck abgebildet unser SDR-Videosystem und deren darstellbare Farben, kurz Rec. 709. Neonlicht, Explosionen oder Feuerwerke brau- chen aber mehr Sättigung und höhere Helligkeiten. Erst mit einem erweiterten HDR-Farbraum können diese Farbtöne auch als expressiver Effekt beeindrucken und sie können absichtlich sogar blenden, wie in der echten Umwelt!

Wir erhalten mit HDR mehr Spielraum, Diese vergrößerte Spielwiese bedingt nun aber auch neue Parameter: Bisher galt ein Gamma von 2,4 als Display-Standard, doch nun kommen sogenannte Electro-Optical-Transfer Functions (EOTF) ins Spiel und lösen das standardisierte 2,4-Gamma ab, denn HDR-EOTF-Kurven sind um einiges komplexer. Während SDR-Gamma-Werte in Rec. 709 relativ zur Leuchtkraft des Bildschirms sind, definiert die PQ-EOTF jeweils den absolut zu erreichenden Luminanz-Wert des Wiedergabe-Displays. Die Maßeinheit dazu kennen DoPs aber auch schon länger: Es ist „cd/m2“, nun als Nits (nt) bezeichnet, und dient schon lange der Leuchtdichtemessung mit dem Spotmeter am Filmset.

Rec 709 und 2020 Farbraum

Doch so wie bei einem Orchester die Dynamik nur wahrnehmbar ist, wenn es neben den lauten auch leise Passagen gibt, ist es in HDR wichtig, dass es auch entsättigte und kontrastärmere Bilder gibt. Umso eindringlicher können dann Aufnahmen mit erhöhter Kontrastdarstellung wirken. Denn es geht im Allgemeinen nicht um „heller“, sondern um „dynamischer“. Diese Dynamik wollten wir orchestrieren und im Vorfeld des Events mit zwei Real-World-Testdrehs herausfordern.


Praxistipp

Mit dem Spotmeter kann man auch einen HDR-Monitor in Nits einmessen und überprüfen. Dazu wendet man nicht die übliche Verschlusszeit – und Blendenkombination, sondern den Lichtwert EV („Exposure Value“), jeweils in ISO100. Lichtwerte von 5 bis 12 EV entsprechen dann 100 Nit (SDR) bis 1.000 Nit (HDR) Referenzleuchtdichte.


Der Vordreh

Basierend auf einer Grundidee von Cine-Mo- bil Projektleiter Daniel Buchelt und In-house DIT Thorsten Vöth von Optical Art entstand in Zusammenarbeit mit der FTA-Hamburg und DoP Matthias Bolliger die Grundidee für die Workshow-Reihe „Na denn mal tau“. Es galt, die neue ARRI ALEXA 35 einem Stresstest zu unterziehen und an realen Sets auszuprobie- ren. Im Fundus im Kronsaalsweg entstanden daher mit tatkräftiger Unterstützung der Film- und Theaterausstattung FTA-Hamburg zwei HDR-Testmotive: Einerseits ein „Lowlight Motiv“ mit stark gesättigten LED-Lichtern, die außerhalb des standardisierten Rec.- 709-Farbraums lagen und andererseits ein 1950er-Jahre-Barmotiv in pastellfarben Tönen, einem Highlightfenster und leuchtenden Glanzflächen in Chrome und Glas. Unterstützt von Oberbeleuchter Matthias Stiehler, 1st AC Jonas Deierling und FTA-Projektleiter Christian Schindler entstanden so eine Woche vor dem Event die ersten HDR-Aufnahmen als Basis für die Vorträge, Talks und das Get-together.

Skizze des Testaufbaus beim HDR-Event in Hamburg
Der Testaufbau umfasste ein Lowlight-Motiv und ein High-Contrast-Set.

ARRI ALEXA 35

Gedreht wurde auf der von Cine-Mobil gestellten ARRI ALEXA 35 mit sphärischen ARRI Signature Primes beim Low- Light-Test und auf Hawk V-Lite Anamorphoten am High-Con- trast-Set. Nach vermehrten Vollformat-Optionen in der Ver- gangenheit, gibt es mit der ALEXA 35 nun auch wieder eine neue ARRI-Kamera mit S35-Sensor. Das ist vor allem für all diejenigen spannend, die leichte und flexible S35-Optiksets schätzen. Mit diesem Setup wurde in ARRIRAW und ProRes 444 gedreht. In der Auswertung der Aufnahmen war bei guter Belichtung kein visueller Unterschied zwischen diesen beiden Codecs zu sehen. Daher bleibt die grundsätzliche Frage, bei welchen Einsatzzwecken das vier- bis fünffach so große RAW-Format wirklich zwingend ist? Wir arbeiteten für den Workshop schlussendlich mit den ProRes444 UHD- Aufnahmen.

ARRI hat bei der ALEXA 35 mit einem neuen LogC-Format und neuer Color-Science einen großen Schritt nach vorne getan. Ideal ist auch die Möglichkeit eines log-to-log LUT- Workflows, der nun nicht mehr das Wiedergabemedium ein- schließt, sondern unabhängig vom Auswertungsformat den Look des Projektes auf logC-Basis definiert. Der eingefange- ne Motivkontrast ist beeindruckend. ARRI spricht von einer Blende mehr in den Schatten sowie 1,5 Blendenstufen mehr in den Lichtern und dies lässt sich ideal für HDR nutzen. [15311]


Möchten Sie mehr über das HDR-Event von DoP Matthias Bolliger erfahren? Hier finden Sie den vollständigen Artikel!


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