Anzeige
Anzeige

ZDF-Reportagen in 4K und HDR

Produktionen in HDR sickern allmählich in den Dreh-Alltag der Teams beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen – selbst bei der Reportage. Wie sich das bei den Dreharbeiten im Hamburger Hafen für die dreiteilige Reihe “Deutschland XXL” in der Praxis darstellte, berichtete DoP Željko Pehar in unserem Heft 10.2018.

(Bild: ZDF)

Im Vergleich zu den Produktionen in Frankfurt und München hatte Željko Pehar ein Gebiet abzudecken, das schon von der reinen Größe her eine Herausforderung war. Hier war wiederum die schon vorhandene Ortskenntnis des Autors Martin Niessen ein großer Vorteil. „Da habe ich wirklich Glück gehabt, dass er sich da schon ganz gut auskannte und mir vorher ganz genau sagen konnte, wo wir vormittags drehen sollten, und wohin wir nachmittags und abends gehen könnten. Wir hatten also trotz des riesigen Geländes eine gute Vorstellung, wo wir welche Aktion am besten drehen konnten.“

Dabei hatte DoP Pehar eine Reihe von Kameras zu berücksichtigen. Zur Hauptkamera VariCam LT kam eine Canon XF405, die häufig für eine zweite Perspektive sowie für die Zeitraffer-Aufnahmen, die ausdrücklich von der Redaktion gewünscht waren, zum Einsatz kam. Darüber hinaus waren eine Canon Eos 5D Mark 3, eine GoPro 6 mit Gimbal sowie eine 360-Grad-Kamera dabei: in Hamburg eine GoPro-Fusion, in Frankfurt und München ein Zweier-GoPro-Rig mit Entanya Fisheye. „Die Logistik war wirklich außergewöhnlich“, erinnert sich Pehar. „Mit diesen vielen Kameras zu überlegen, mit welcher Kamera man wohin geht, um welche Aktion auf diesem Riesen-Hafengelände zu drehen: Das war eigentlich das schwierigste Unterfangen.“

Besonders kompliziert und auch für das erste Drehteam besonders anspruchsvoll waren die Aufnahmen eines Containerschiffs, das in den Hafen einlief. Hier hatte DoP Pehar gleich zwei Second Units zu verwalten, während er selbst als First Unit mit Autor Martin Niessen und Kameraassistent Mehmet Ulutas an Bord des Schiffs klettern sollte. „Die eine Second Unit war auf dem Festland und hat das Schiff vom Festland aus gedreht, mit einer VariCam und der Canon 5D für den Zeitraffer. Dann gab es eine Kamera vorne im Bug des Schiffs und zusätzlich noch die Drohne. Das zu koordinieren war nicht ohne. Da hatten wir wirklich viele Kameras zur gleichen Zeit im Einsatz.“

(Bild: ZDF)Dann kam für das Drehteam der Moment, in dem es vom Beiboot auf das fahrende Containerschiff umsteigen sollte: um drei Uhr nachts und bei leichtem Regen. „Das ging über eine etwas breitere Strickleiter, etwa einen Meter breit. Das Containerschiff ist sehr hoch und das kleine Beiboot, auf dem wir fuhren, war natürlich sehr viel niedriger. Da waren also ein paar Höhenmeter zu überwinden. Nur hängt diese Leiter ja direkt an der Bordwand. Man hat also als Auftrittsfläche höchstens zehn Zentimeter. Das ist mit Schuhgröße 45 schon wenig. Und dann hat es ein bisschen geregnet und es war glitschig … Aber man wird halt noch von oben gesichert.“ Die Ausrüstung musste zuvor fast vollständig in wasserdichte Peli-Cases verpackt werden, so dass sie mit einem Seil an Bord gehievt werden konnte. „Danach mussten wir alles im Schiff selbst hin und her transportieren“, erläutert DoP Pehar die Logistik an Bord des Riesenschiffs. „Man muss sehen, alles dabeizuhaben, aber eben nur das Nötigste in kompaktester Form. Außer mir hatten wir noch den Autor, den Drehassistenten und dann die ganzen Kameras, die wir bedienen mussten. Einmal haben wir den Drehassistenten nach vorne geschickt, damit er dort die Bilder machen sollte. Da musste eben der Autor die Tonangel halten oder die Kamera von hier nach da bringen. Das war wirklich tolles Teamwork – und das ging auch nur so, indem jeder noch etwas anderes übernommen hat.“ Das Containerschiff war nicht der einzige Drehort, der Kameramann Željko Pehar Respekt einflößte. Auch ganz oben auf einer Ladungsbrücke für Container fühlte er sich zum Teil recht ausgesetzt: „Vor der Höhe habe ich Respekt bekommen. Da muss ich mich dann erst einmal umschauen und sicher fühlen. Erst dann kann man daran denken, wirklich das zu tun, was man vorhat. Der Sicherheitsgedanke muss immer das Erste sein, bevor man dann zur Arbeit schreitet.“

Mehr davon!

(Bild: ZDF)Seine anfängliche Skepsis, 4K und HDR bei Reportagen einzusetzen, ist bei Željko Pehar rasch gewichen. Auch für zukünftige Projekte würde er sich durchaus wünschen, dass sie in diesem Format gedreht würden. Besonders der Aspekt des hohen Kontrastverhältnisses, das HDR liefern kann, ist ihm dabei besonders wichtig: „Was ich da gesehen habe und was besonders auch bei den Drohnenbildern dadurch an Plastizität gewonnen wird … da braucht man gar kein 3D! Da ist man wirklich im Geschehen. Davon würde ich mir auf jeden Fall mehr Projekte wünschen.“ Dabei sieht er auch für den Zuschauer am Endgerät einen echten Mehrwert. „Das sollte man in Zukunft öfter machen. Diese Produktion war für mich der Beweis, dass man auch Reportagen in 4K HDR machen kann und auch sollte. Wenn man das einmal gesehen hat, kennt man den Mehrwert, den es hat. Das ist einfach ein Riesensprung, gerade bei der Reportage. Was man da aus dem ,gewöhnlichen Leben‘ herausholen und darstellen kann … dafür ist HDR das geeignete Werkzeug. Wir sind technisch soweit – warum sollten wir es nicht nutzen?“

Welche Praxiserfahrungen die DoP’s beim 4-K-Reportagedreh machten und worauf sie besonders achteten, können Sie hier lesen. [6469]

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.