Anzeige
Anzeige
Preisträger Kategorie Kurzfilm

27. Deutscher Kamerapreis: Kurzporträt Johannes Louis

Johannes Louis studierte von 2006 bis 2014 Kamera an der Filmuni Babelsberg, und stürzte sich danach „mit der Linse voran“ in das deutsche Filmgeschäft. Er drehte Filme wie „Blutmilch“ (R: Ingo Rasper) und „Sag mir nichts“ (R: Andreas Kleinert). Die Betrachtungen der Seele Berlins zusammen mit Regisseur Erik Schmitt brachten für „Nashorn im Galopp“ über 50 Preise auf internationalen Festivals. Johannes Louis versteht Film als internationales Medium, bei dem das visuelle Erzählen der verbindende Faktor ist. Hierzu sammelt er Erfahrungen bei Masterclasses und Dreharbeiten auf der ganzen Welt. Für „Berlin Metanoia“ gewann er 2017 den Kamerapreis in der Kategorie Kurzfilm.

Dreh mit einem Bären

DoP Johannes Louis bedankt sich für die Auszeichnung (Bild: Foto: WDR/Klaus Görgen)

Was waren die Besonderheiten bei der Arbeit an „Berlin Metanoia“?
Beim Ansehen der Dispos fiel zunächst einmal die Menge an Locations auf, teilweise hatten wir fünf Umzüge am Tag. Logistisch eine Riesenherausforderung. Das war nur möglich, weil wir unser Team sehr  klein und flexibel gehalten haben. Die Wechsel waren auch von Innen nach Außen. Die kreative Herausforderung waren Tricks, also In-Camera-Effekte. Und wir haben mit einem Bären gedreht, das war sowieso eine Herausforderung, mit einem gefährlichen Tier zu drehen. Ganz allgemein eine Besonderheit ist, was die Erzählweise angeht. Dass man gezwungen war, im Positiven Lösungswege zu Problemen zu finden, die nicht alltäglich sind. Dass man nicht über die normale Toolbox verfügt, in der man als Kameramann denkt, sondern darüber hinauszudenken, was überhaupt alles möglich wäre. Zum Beispiel steht diese Sequenz im Drehbuch: Eine Frau steht auf einem Turm, ihr rinnt eine Träne aus dem Auge. Wir verfolgen, wie die Träne vom Turm herunterfällt, sie kommt unten auf, und es fängt an zu regnen. Die Frage ist jetzt natürlich: Wie dreht man eine Träne, die so herunterfällt?

In-Camera-Effekte sind ja Effekte, die gleich so gefilmt werden?
Genau. Es wird später nicht per VFX am Computer nachbearbeitet, sondern man hat sofort schon in der Kamera den Trick. Zum Beispiel bei der Arbeit mit Vorsatzmodellen, wobei man etwas ganz dicht an die Kamera stellt und die Schauspieler weit weg, dann wirkt es so, als ob die „kleine Person“ in dem Modellauto ist oder dahinter steht.

Welche Technik hast Du genutzt, um die gewünschten Effekte umzusetzen?
Vorsatzmodelle gab es bei „Berlin Metanoia“ nicht. Es gab zum einen diesen Tränenschuss. Statt eine echte Träne zu filmen, haben wir eine Plastikträne gefunden. Wir haben das Haus, vor dem sie herabfällt, fotografiert. Die Träne haben wir dann auf eine Glasplatte gelegt und dahinter dann das Foto auf dem Display durchgezogen, so dass es aussieht, als würde Träne tatsächlich herunterfallen.

Den Trick sieht man wahrscheinlich schon, oder?
Bei einem Film von Erik ist es üblicherweise so, dass ohnehin klar ist, dass es ein Trick ist. Das ist nicht hundert Prozent realistisch. Aber in diesem Fall… wenn man in der Geschichte ist, denkt man gar nicht so darüber nach.

In einer Sequenz hattet Ihr eine Kamera an einer Bombe?
Ja, es gibt eine Sequenz, da sitzt ein Historiker in Café und liest ein Buch über Berlin zur Zeit des Krieges. Dabei hört er in seiner Vorstellung Flugalarmsirenen und Bombenexplosionen. Er rennt raus, sieht auf zum Himmel und sieht die Weltkriegsbomber fliegen. Die Bombe fliegt runter und er fängt sie auf. Beim Dreh ist die Bombe an einem Seilsystem gehangen. An die Bombe selbst hatten wir eine GoPro montiert, so dass man die Bombe im Anschnitt sieht und wie sie auf den Historiker fällt.

„Berlin Metanoia“

Buch: Erik Schmitt, Folke Renken, Marleen Lohse, Sebastian Plappert
Regie: Erik Schmitt
Schnitt: David J. Rauschning
Produktion: Detail Film

Informationen zur Technik:

A-Kamera: Sony PMW F5
Codec: XAVC
Objektive: Samyang Festbrennweiten

B-Kamera: Blackmagic Cinema Camera 2,5K
Codec: Cinema DNG
Objektive: Samyang Festbrennweiten
Die Kamera war im Gimbal geriggt

C-Kamera: Canon 7D
Codec: .cr2 RAW
Objektive: Samyang Festbrennweiten
Stop-Motion- und Pixelation-Kamera

D-Kamera: GoPro Hero 3
Codec: H.264
Kamera, die an der Bombe hing

Webseite von Johannes Louis: 

http://johanneslouis.com/

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.