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Die Blackmagic Design Pocket Cinema 6K in der Praxis

Würdiger Nachfolger

Bereits ein Jahr nach der Pocket Cinema 4K brachte Blackmagic Design das Nachfolgemodell Pocket Cinema 6K auf den Markt. Unser Tester Mark Zdunnek hat sich die neue Kamera für unsere Ausgabe 12.2019 genauer angesehen.

Die wichtigsten Neuerungen vorab: Die Blackmagic Design Pocket Cinema 6K bietet, wie der Name nahelegt, 6K bei 50p, kann aber nach wie vor die 4K bei 60p des Vorgängermodells liefern. Das geht einher mit einem Super- 35-Sensors an Stelle des bei der Pocket Cinema 4K verbauten Micro-Four-Third-Sensors (MFT). Die Kamera erlaubt die Aufzeichnung in 6K mit 12-Bit Blackmagic RAW und verfügt über eine Dual-Native-ISO-Funktionalität mit den beiden ISO-Basiswerten 400 ISO und 3.200 ISO. Für Extremsituationen lassen sich Werte bis 25.600 ISO auswählen, wobei wir aus unserer Erfahrung 6.400 ISO höchstens für dokumentarische Zwecke überschreiten würden. Mit 13 Blendenstufen Kontrastumfang ist die Pocket Cinema 6K auch HDR-tauglich.

Wir hatten nach der IBC die Gelegenheit, die Kamera zu testen und Verarbeitungsqualität, Ergonomie sowie Verbesserungen zur Pocket 4K näher zu betrachten. Dazu setzten wir die Pocket Cinema 6K bei Dreharbeiten in einem Vergnügungspark ein, was sich als dankbares Testprojekt erwies und farbgesättigte Aufnahmen mit spannenden optische Staffelungen lieferte. Hier konnten wir gut die Farb- und Detailabbildungen beurteilen und auch während des Drehs durch Auflösungsanalysen testen und nicht zuletzt anhand der dynamischen Bildmotive hochauflösende und Slow-Motion-Aufnahmen ausprobieren. Hier haben uns auf ersten Blick die hohe Auflösung, ausgewogene Bildschärfe sowie die Farbabbildung der mit der 4. und neusten Generation der BMD Color Science aufgezeichneten RAW-Aufnahmen gefallen. Besonders, wenn man den Preis der Kamera berücksichtigt. Denn die Pocket Cinema 6K ist schon für um die 2.400 Euro zu haben. Die Bilder lassen sich unserer Einschätzung nach ohne Probleme mit Aufnahmen etwa der Ursa Mini G2 und Aufnahmen des Vorgängers kombinieren. 6K bei 50p könnte sich dabei zukünftig in der Branchenpraxis als attraktive Wahl abzeichnen, besonders wegen der zusätzlichen Möglichkeiten in der Postproduktion wie etwa ein nachträglicher Crop oder eine Stabilisierung ohne Qualitätsverlust in 4K.

Auch im Bereich High Frame Rates und Off-Speed-Recording ist die Kamera deutlich leistungsstärker geworden. So schafft sie in 6K in Cinemascope sogar bis 60 fps. In HD ist es bei 120 fps geblieben, aber die gehen nun auch mit 2,8K im Seitenformat 17:9. Eine weitere wesentliche Verbesserung ist die neue Foto- Funktion, die mit 21,2 Megapixeln aufwartet. Diese neue Möglichkeit für hochauflösende Fotos folgt wohl einem vielfach geäußerten Kundenwunsch, der sich in vielen Reviews der Pocket Cinema 4K wiedergefunden hat. Dort wurde allerdings auch darauf verwiesen, dass die Kamera bewusst nicht als Fotoapparat, sondern als „Cinema Camera“ gedacht und so konzipiert wurde. Dennoch ist Blackmagic Design hier den Wünschen der Anwender entgegengekommen und hat kräftig nachgerüstet.

Das größere Auflagemaß des EF-Mounts erfordert eine Verlängerung der Kamera nach vorn.

Ergonomie und Kameragehäuse

Die wesentliche äußerliche Veränderung am Gehäuse ist der neue EF-Mount, das wegen des größeren Auflagemaßes eine größere Ausbuchtung nach vorn aufweist. In der Praxis wandert hierdurch das Gewicht und somit der Schwerpunkt weiter nach vorne und der Einsatz größerer Objektive an der Kamera ist auf einigen Gimbals eingeschränkt. Die Kompaktheit von MFT-Objektiven ist von den weit verbreiteten EF-Objektiven in den seltensten Fällen gleichwertig zu erreichen. Der aktive EF-Mount hat für viele Nutzer deutliche Vorteile. So ist er einer der am weitesten verbreiteten Objektivanschlüsse überhaupt. Viele können also auf bereits vorhandene Objektive zurückgreifen oder günstig anschaffen. Alternativ lassen sich auch ganze Objektivsätze preiswert mieten.

Die Kamera selbst wiegt 898 Gramm und ist im Vergleich zur 4K-Version, die ein Gewicht von 680 Gramm hat, etwas schwerer. Für den Einsatz bei unseren Aufnahmen aus der Hand, vom Stativ oder mit einer Schulterstütze hat dies allerdings in unseren Tests keinerlei merkliche Auswirkungen gehabt. Wie schon die Pocket Cinema 4K hat allerdings auch die 6K keinen internen Bildstabilisator und auch keinen kontinuierlichen Autofokus für Videoaufnahmen. Deswegen haben wir bei unserem Dreh Objektive mit eingebauter Stabilisierung verwendet. Ob man überhaupt an diese Kamera den Anspruch eines eigenen Bildstabilisators stellen soll, kann natürlich diskutiert werden. Wir würden uns jedenfalls über eine eingebaute Stabilisierung wie etwa die der Panasonic S1/S1H freuen und verweisen auf die Sony A7IV hinsichtlich eines implementierten Autofokus.

Cages und Zubehör

Da die äußere Bauform bis auf den EF-Anschluss nahezu identisch geblieben ist, stellt sich für viele Nutzer auch die Frage, ob sich Cages und andere Zubehörteile an der 6K weiter verwenden lassen. Die Cages von SmallRig und 8Sinn für die Pocket 4K waren umgehend und ohne Modifikationen mit der Pocket 6K nutzbar. Beim Tilta Camera Cage für die Pocket 4K ging das nicht. Alle nach dem 23. August bestellten Modelle sind jedoch mit beiden Kameras verwendbar. Durch Austausch eines kleinen Bausteins an der Front kann auch das ältere Modell mit der neuen Kamera genutzt werden. In jedem Fall ist die Verwendung eines Cages für das professionelle Handling dringend zu empfehlen.

Display-Modding

Die Blackmagic Design Pocket Cinema 6K verfügt wie die 4K über einen kapazitiven 5-Zoll-LCD-Screen, der mit einer Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln aufwartet, sehr scharf abbildet und bei Tageslicht im Außeneinsatz unter den meisten Bedingungen gut einsetzbar ist. Dieser Screen war bereits beim Vormodell sehr beliebt, hat aber auch zu Verbesserungsvorschlägen von Seiten der Anwender Anlass gegeben. Viele stören sich zum Beispiel daran, dass der Monitor sich nicht drehen oder kippen lässt wie bei den allermeisten DSLR- und DSLM-Modellen der Konkurrenz.

Das fest verbaute Rückdisplay

Hierfür hat Tilta ein Umbau-Kit für beide Kameramodelle vorgestellt, das ab November 2019 auf den Markt kommen soll. Damit lässt sich der eingebaute rückwärtige Bildschirm mit einer Flip-Halterung erweitern. Eine um- fassende Video-Anleitung gehört zum Lieferumfang. Doch Vorsicht: mit dem Umbau dürfte die Herstellergarantie ziemlich sicher erlöschen! Wenngleich Tilta meldet, der Vorgang sei reversibel, so bleibt es doch ein komplizierter Eingriff.

Das extrem übersichtlich steuerbare Menü ist zweifellos ein großer Pluspunkt der Kamera. Der dabei auftretende Nachteil: Man kann das Kamerabild nicht sehen, während man im Menü Einstellungen justiert. Wer größere Schultercamcorder oder mit mehreren Displays ausgestattete Kameras gewohnt ist, muss sich hier sicher umstellen, denn die Pocket Cinema 6K verfügt nicht wie andere DSLR- oder DSLM- Modelle über einen zusätzlichen Sucher. Aber man kann jederzeit kostengünstig kleine zusätzliche Monitore befestigen und sich dort den Clean Feed anzeigen lassen.

Fazit

Das bekannte Layout der Bedienelemente, das übersichtliche Menü und Betriebssystem, 6K 12-Bit-RAW-Aufzeichnung bei bis zu 50 fps, die vierte Generation der Color Science von Blackmagic Design, die robuste, kompakte Bauweise der Kamera mit mit EF-Mount: das sind die wesentlichen Vorzüge der Blackmagic Design Pocket Cinema 6K. Die verbesserte Foto-Funktion und die Aufzeichnung auf externe portable SSDs über USB-C 3.1 bei einer Datenrate bis 625 MB/s runden den positiven Eindruck ab. Einige Limitationen der Pocket 4K wurden damit überwunden und außer der mit 40 bis 45 Minuten eher überschaubaren Akku-Laufzeit bleiben nur wenige Verbesserungswünsche offen. Vielleicht hat ja Tilta mit seiner LCD-Modifikation für die nächste Generation der Pocket Cinema Maßstäbe gesetzt und Blackmagic Design dazu verleitet, das Feature eines kipp-, dreh- und klappbaren Rückdisplays in Zukunft direkt mit einzubauen! [11034]

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