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Sundance Shortfilm Jury Award geht an Regisseurin Zamarin Wahdat

Klarer Blick

Überraschend gewann die Regiedebütantin Zamarin Wahdat den Short Film Jury Award: International Fiction auf den Sundance Filmfestival für ihren Kurzfilm „Bambirak“. Wir sprachen in unserer Ausgabe 4.2021 mit der Hamburgerin, die hauptberuflich als DoP arbeitet, über den 13-Minüter, über die Gründe, warum sie in Brighton und New York studierte und wieso ihr Vater bei all dem eine große Rolle spielt.

Zamarin Wahdat hatte fast schon aufgegeben. An rund 20 US-amerikanische Festivals hatte sie ihr Regiedebüt, den Kurzfilm „Bambirak“, in 2020 geschickt. Entweder sie erhielt eine Absage oder der Film rutschte ganz knapp nicht ins Festival. Die 31-Jährige vermutete, dass ihr Thema vielleicht zu europäisch ist und konzentrierte sich im Herbst schon wieder auf die europäische Festivallandschaft. Da kam im November plötzlich eine E-Mail aus Utah. Ihr Kurzfilm hatte es in das Programm des renommierten Sundance Filmfestivals geschafft. „Natürlich hat mich das richtig gefreut“, sagt Wahdat. „Aber ich habe das eine Woche lang nicht wirklich geglaubt.“ In „Bambirak“ erzählt die Regisseurin und Autorin von einem afghanischen Paketkurier, der ruhig und fast demütig seinem Job nachgeht. An diesem Tag aber ist etwas anders, denn seine Tochter hat sich zu Beginn der Tour in den Lastwagen geschlichen und hilft ihm nun beim Pakete austragen. Der Alltagsrassismus, auf den die beiden stoßen, stellt ihre Beziehung auf eine Probe.

Mit dem Herzen Richtung Film

Einst von Schauspieler Robert Redford gegründet, erfreut sich das jährlich in Park City und Salt Lake City abgehaltene Sundance Festival seit über 40 Jahren höchster Beliebtheit unter Cineasten. Die Veranstaltung gilt als Entdeckungsort von Branchenlegenden wie den Coen-Brüdern, Jim Jarmusch oder auch Quentin Tarantino und versorgt die Arthouse-Gemeinschaft regelmäßig mit neuen Talenten.

Am 2. Februar war dann es soweit: Die Gewinner wurden bekanntgegeben. Eine erneute Überraschung erwartete Wahdat. Ihr 13-Minüter „Bambirak“ wurde mit dem Short Film Jury Award: International Fiction ausgezeichnet. Und Regisseurin Wahdat erfuhr, dass sie mit der Annahme falsch gelegen hatte, der Film würde dem amerikanischen Publikum nicht liegen. Sie bekam Nachrichten über die sozialen Netzwerke, in denen sich die virtuellen Besucher des Festivals bedankten, dass sie diesen Film gemacht hat. Viele berichteten von ihren Erfahrungen als Migranten in den USA, vor allem aus der lateinamerikanischen Community. „Das spricht ja nicht nur Europa oder Deutschland an, Rassismus und Ressentiments gegen Migranten gibt es ja überall auf der Welt“, so Wahdat. „Dieses Feedback hat mich noch mehr gefreut als der Preis.“

Kameraassistentin Alexandra Wallace, DoP Lorena Duran und Maike Dugaro, Mutter der Kinderdarstellerinnen Frieda Dugaro und Käthe Dugaro am Set von Bambirak

Die Geschehnisse in „Bambirak“ sind autobiografisch. Das Thema Alltagsrassismus ist Zamarin Wahdat selbst erst spät bewusst geworden, über ihren Vater. Zu ihm hat sie stets einen sehr engen Bezug gehabt. Ihr Weg nimmt in Kabul seinen Anfang. Mit ihrer Familie flüchtete sie Anfang der 1990er Jahre im Alter von zwei Jahren, kam nachDeutschland und wuchs in Hamburg auf. Schon in der Schulzeit spielte sie Theater und war im Kunst-Leistungskurs. Früh interessierte sie sich für visuelles Erzählen. Ihr Vater schenkte ihr mit 15 ihre erste kleine HD-Kamera, die sie immer noch besitzt. „Ich wollte vom Herzen immer Richtung Film gehen“, sagt Zamarin Wahdat. Eines Tages nahm ihr Vater sie beiseite und fragte sie, was sie nach der Schule machen möchte. Lehrerin möchte sie werden, antwortete die damals 18-Jährige. Doch der Vater glaubte ihr nicht. „Nein, ich möchte, dass du das machst, was du wirklich machen möchtest“, sagte er.

Ihr Vater war der Überzeugung, dass es hierzulande zu wenig Vorbilder für weibliche Berufswege mit Migrationshintergrund gibt. Er wollte, dass seine Tochter alle Chancen für eine gute Ausbildung und eine erfolgreiche Karriere bekommt. Daher bewarb sich Wahdat nicht an deutschen Hochschulen, sondern in Großbritannien. Sie ging an die School of Media, Film and Music an der University of Sussex in Brighton. Hier nahm sie das erste Mal bewusst wahr, dass es einen iranischen Professor gibt, der Abteilungsleiter ist. „Das war das erste Mal, dass ich bewusst so ein Vorbild mit migrantischem Hintergrund wahrnahm“, sagt Wahdat. „Da habe ich gedacht: Wenn er das dahin schafft, schaffe ich das auch.“ In Brighton machte sie ihren ersten Film, der auch einen Uni-Preis gewann. [14423]


Sie möchten mehr lesen? Das komplette Interview mit Zamarin Wahdat finden Sie hier!


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