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So lief das Grading der ersten HLG-Produktionen beim ZDF

Taugen HDR und UHD auch außerhalb von Hochglanz-Genres? Beim ZDF hat man es ausprobiert. Entstanden sind drei halbstündige Reportagen über die großen Verkehrsknotenpunkte Deutschlands. Frank Flick und Walter Freund verrieten uns für den HDR-Schwerpunkt in unserem Heft 3/2019, wie sie einen Workflow für Schnitt und Grading etablierten.

HDR und UHD im Fernsehen – und dann auch noch bei einer Reportage? Für Frank Flick und Walter Freund war das kein völliges Neuland. Schon zwei Jahre vorher waren sie dabei, als das ZDF die Dokumentation „Wolfskinder“ herstellte. Nun sollten drei halbstündige Reportagen über den Frankfurter Flughafen, den Münchener Hauptbahnhof sowie den Hamburger Hafen entstehen. Dabei sollte im Wesentlichen der bei den früheren Produktionen erprobte Arbeitsablauf angewendet werden – mit einem einzigen, aber bedeutenden Unterschied. Statt im PQ-Verfahren wollte man nun HDR in Hybrid Log Gamma (HLG) realisieren. Dabei würde das Ergebnis beileibe nicht allen Zuschauern zugute kommen. Die Fassung in UHD und HDR sollte ausschließlich über Satellit verbreitet werden – als Showcase in Kooperation mit dem Betreiber Astra.

TECHNISCHE UMSETZUNG

Die für das HDR-Grading nötige Hardware war allerdings noch nicht vorhanden und wurde für die Produktion entweder geliehen oder aktualisiert. Als Gradingsystem kam Baselight 2 in der Fassung 5.0 Beta zum Einsatz, das als Software-Plug-In auf dem Schnittplatz-Rechner mit dem AVID Media Composer in der Fassung 8.9.4 lief. Das sollte für Vorteile im Workflow besonders bei der Integration von Effekten und bei einer etwaigen Nachlieferung von Drehmaterial sorgen. Viel Zeit verbrachten Frank Flick und Walter Freund im Vorfeld damit, später Zeit zu sparen. Denn nach den Dreharbeiten würden sie sich einer Vielzahl von Ausgangsformaten gegenübersehen: vom V-Log der Panasonic Varicams über H.265 von den GoPro Hero 6 bis hin zu RAW-Formaten bei beispielsweise einer Canon 5D. Zum Workflow gehörte auch, dass bei unterschiedlichen Frameraten im Material die Clips entweder über Adobe Media Encoder oder Snell & Wilcox Alchemist gewandelt wurden.

Für den Offline-Schnitt sollte dieses Material auf DNxHR LB transcodiert werden. Grading und Endfertigung sollten dann mit den ursprünglichen, zurückverlinkten Kamera-Files realisiert werden. Wichtig für diesen Ablauf war, dass die Pfadezu den Originalkamerafiles nicht mehr geändert wurden. Der Workflow erforderte zunächst deutlich längere Rechenzeiten als vermutet. Denn anfänglich dauerte das Transkodieren einer Drehminute von beispielsweise einem Varicam-File mit dem Media Composer und seiner Quattro K4000-Nvidia-Karte sieben Minuten. „Zum jetzigen Zeitpunkt, mit dem PlugIn der Firma Nablet, brauchen wir nur noch 30 Sekunden zum Transkodieren von 1 Minute Drehmaterial, was natürlich ein unglaublicher Zeitvorteil ist”, berichtet Walter Freund. Für das Grading wurden dann die auf das Originalmaterial verlinkten Clips in DNxHR 4:4:4 transcodiert.

FARBRÄUME

Das sehr unterschiedliche Ausgangsmaterial der Reportagen stellte im Grading keine wirkliche Hürde dar. „Das ist in Baselight relativ gut gelöst“, erläutert Frank Flick. „Da gibt es den Input-Colourspace, den Working Colourspace und im letzten Schritt den Output Colourspace. So habe ich die Möglichkeit, in einem großen Farbraum logarithmisch zu graden. Mit dem Input-Colourspace wird derFarbraum der Kamera erkannt.“ Der gewählte Arbeitsfarbraum am Baselight war T-Log/E.Gamut. Trotzdem gab es durch die verschiedenen Codecs und Bitraten bedingte Einschränkungen. „Codecs wie H.264 und H.265 sind wesentlich stärker datenkomprimiert und zeichnen außerdem in long-GOP mit nur 8 Bit auf. Diesen Kompromiss mussten wir aber eingehen, weil GoPros und Drohnen die 4K-Auflösung eben nur damit liefern können. Man kann aber im Grading ganz gut damit umgehen. Es entstehen zwar Banding-Artefakte – das muss man ganz klar sagen. Die treten besonders dann auf, wenn man massiv in das Grading eingreift. Aber es gibt Plug-Ins wie zum Beispiel ,Neat Video‘, die das Banding, aber auch Rauschen und Datenreduktions-Artefakte wieder sehr gut in den Griff bekommen.“Selbst im Varicam-Material konnten Frank Flick und Walter Freund das gefürchtete Banding beobachten. „Wenn ich in der Farbkorrektur gerade für HLG dann so weit aufreißen muss, um die Kontraste auf ein Maximum rauskitzeln, dann habe ich da unter Umständen auch Banding-Artefakte, obwohl es in 10 Bit aufgezeichnet ist“, beschreibt Walter Freund seine Erfahrungen.

PQ VS. HLG

Mit den ersten HDR-Produktionen in PQ und den darauf folgenden Reportagen in Hybrid Log Gamma hat man sich beim ZDF Erfahrungswerte geschaffen, die einen direkten Vergleich der beiden Verfahren im HDR- und SDR-Workflow erlauben. „Bei den ersten drei Produktionen, die wir in PQ gegradet haben, war der Umstieg auf Rec. 709, das wir ja auch noch für die ganz normale Ausstrahlung herstellen müssen, viel schwieriger. Wenn wir uns das bei den drei Reportagen in HLG anschauen, ist der Workflow im Vergleich zu PQ relativ einfach und überschaubar. Das Ergebnis unseres Gradings in HLG konnten wir als Zwischenresultat nehmen und für die normale Ausstrahlung in Rec. 709 zurückwandeln. Da brauchten wir wirklich nur minimale Anpassungen. So sind wir mit relativ geringem Zeitaufwand zu einer Rec. 709-Fassung gekommen“, sagt dazu Frank Flick.
Aber auch der Vergleich der HDR-Fassung im Ausgabefarbraum Rec. 2100: HLG 1.2 Gamma/Rec. 2020/1.000 nits mit der Version in Standard-Dynamic-Range im Farbraum Rec. 709 brachte Erkenntnisgewinn. Als Referenzmonitor verwendeten Flick und Freund den Klasse-1-Monitor Sony BVM-X300. „Der Unterschied in diesen Farbräumen ist schon sehr eindrucksvoll“, erläutert Walter Freund. „Gerade beim Hauptbahnhof München mit seinen Leuchtreklamen bemerkt man ganz besonders den anderen Farbraum. Mit HDR kommt man natürlich in den Genuss eines wesentlich höheren Leuchtergebnisses aus dem Monitor. Was da aus dem X300 herausstrahlt – das ist ein Riesenunterschied in der Leuchtkraft und im Vergleich zu Rec. 709 ein Unterschied um den Faktor 5.“ „Die Neonfarben der Leuchtreklamen sind da wirklich ein gutes Beispiel“, ergänzt Frank Flick. „HDR liefert da völlig andere Farbeindrücke. Wir hatten im Material ein leuchtendes Orange, bei dem ich in HLG wirklich erahnen kann, dass es eine Leuchtreklame ist, die ich genau so am Bahnhof mit meinen eigenen Augen sehen könnte. In Rec. 709 ist es aber nur ein blasses Gelborange, das mit dem Original eigentlich nichts mehr zu tun hat.“ [7943]

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo, es wäre prima, wenn Sie in den Fachberichten die ganzen englischen Fachbegriffe übersetzen/definieren/erklären, das ist ja hier das reinste Fachchinesisch!
    VG.!

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