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DJI Ronin 4D als B-Kamera (1)

Mehr Material schaffen

Camera Operator Holger Fleig und DoP Helmut Pirnat waren für eine Folge der „Ostfriesenkrimis“ auf der Suche nach einer B-Kamera, mit der sie schnell und unkompliziert bewegte Szenen realisieren konnten. Sie landeten bei der DJI Ronin 4D und waren vom Ergebnis überzeugt.

Dreharbeiten zum "Ostfriesenkrimi"
(Foto: Sandra Hoever)

Holger Fleig ist als Operator auf diverse Kamera-Bewegungssysteme wie Drohnen, Gimbal, Segway, Cable Cam und Car to Car spezialisiert und einschlägig in der Branche bekannt. Dazu hat besonders seine vor 13 Jahren mit Volker Titel gegründete Firma Campilots beigetragen, die sich neben Drohnen eben diesen genannten Techniken der Kamerabewegung widmet und bereits für filmtechnische Innovationen ausgezeichnet wurde. Im Herbst 2022 meldete sich DoP Helmut Prinat bei Fleig, weil Dreharbeiten im Auftrag der der Schiwago Film Produktion für eine weitere Folge der Ostfriesenkrimi-Reihe anstanden. Prinat war auf der Suche nach einem Gerät, das eine weitere Möglichkeit neben einem Mōvi Gimbal bieten sollte, bewegte Szenen aufzulösen.

Die Campilots hatten schon seit längerer Zeit die Anschaffung der stabilisierten Kamera DJI Ronin 4D erwogen, die Ende 2021 als Neuheit vorgestellt worden war. Mit dem avisierten Projekt bot sich jetzt die Gelegenheit, die Investition durch einen konkreten Einsatz abzusichern. Zunächst galt es jedoch, die Fähigkeiten des Ronin 4D auszutesten und festzustellen, ob diese Kamera neben der A-Kamera, einer ARRI ALEXA LF mit Leitz Summicon-C-Objektiven bestehen konnte. Holger Fleig machte diesen Test auf eigene Rechnung mit Leihgeräten.

Als die Ronin 4D auf den Markt kam, war sie nominell in der Lage, 4K und 6K in ProRes RAW aufzuzeichnen. Dieser Codec wurde jedoch wegen Problemen mit der Lizenz ab Mitte Februar 2022 nicht mehr unterstützt. DJI bot deshalb durch ein Firmware-Update zusätzlich den Codec ProRes 4444 XQ an, der aber im Vergleich zu RAW deutlich mehr Daten generiert, weshalb dafür unbedingt DJIs Pro-SSD Terabyte- Speicher verwendet werden müssen. Inzwischen hat DJI jedoch die Lizenzprobleme geklärt und der ProRes RAW-Co- dec kann für 1.000 Euro hinzugekauft werden. Die SSDs mit USB-C-3.1-Anschluss können direkt über das entsprechende Kabel mit jedem Computer als externe Festplatte verbunden werden, was für den Workflow und die Datensicherung eine große Erleichterung ist.

Die Testaufnahmen stellten alle Beteiligten zufrieden und ließen sich gut mit dem ALEXA-LF-Material mischen. Obwohl die Ronin 4D einen Vollformat-Sensor hat, kann sie den 4K ProRes-4444-XQ-Codec nur im S35-Crop aufzeichnen. „Bei dieser Kamera geht vieles, aber nicht immer alles,“ sagt Holger Fleig dazu. Man muss jeden Einzelfall prüfen, denn die Möglichkeiten hängen von zu vielen Faktoren ab. Hat man nicht die schnellen 1-TB-ProSSD-Medien, gehen die höheren Frame-Raten unter Umständen nicht.

Gut haltbar

Eigentlich war bei dieser Folge der Ostfriesenkrimis mit dem Titel „Ostfriesennacht“ die Ronin 4D nur als Spezialkamera für bestimmte Szenen eingeplant. Holger Fleig hatte auch einen Mōvi Gimbal von Freefly Systems dabei, dazu auch die Ready-Rig-Weste, an deren zwei Supportarmen der Gimbal normalerweise getragen wird. Letztendlich blieb aber all dies zusätzliche Equipment in den Koffern, denn die Ronin 4D wiegt drehfertig nur etwas über 5 Kilogramm und hat die Bauform eines kompakten Würfels mit einer Abmessung von 30 × 30 × 30 cm. Insofern lässt sich die Kamera nach den Erfahrungen von Holger Fleig gut an den Handgriffen halten und braucht nicht unbedingt Unterstützung durch ein Tragesystem. Gerade wegen seines kompakten Formfaktors kam das Gerät auch in engen Locations neben der A-Kamera zum Einsatz. Man braucht kein Stativ, denn die zusätzliche Z-Achsenstabilisierung eliminiert alle Höhen-Schwankungen komplett, wenn man sie auf den Lockmodus einstellt. Sensoren im Boden der Kamera messen dann den Abstand zum Untergrund und gleichen eine Lageveränderung über die Z-Achse aus. Winkelveränderungen oder Rollbewegungen um die optische Achse korrigiert der Ronin 4D wie jeder andere Gimbal durch seine kardanische Aufhängung. Als Erweiterung hat DJI im März eine zusätzliche Flex-Option für 950 Euro vorgestellt. Damit lässt sich die Zenmuse-Kamera von der Ronin 4D trennen und über ein zwei Meter langes Kabel mit dem Kamerakörper verbinden. Der handgehaltene Kamerakopf wiegt dann nur noch 1,8 Kilogramm, aber man verliert die stabilisierende Wirkung der Z-Achse.

DoP Helmut Pirnat und Operator Holger Fleig
DoP Helmut Pirnat und Operator Holger Fleig setzten die ALEXA Mini und die Ronin 4D auch für Zwei-Kamera-Drehs ein. (Foto: Sandra Hoever) (Bild: ©Sandra Hoever)

Automatisch scharf

Der Ronin 4D ist aber mehr als nur ein stabilisiertes Kamerasystem. Der Vollformat-Sensor der beiden von den DJI-Drohnen bekannten Zenmuse-Kameraköpfen X9-6K oder X9-8K ermöglicht einen Autofokus mit Gesichtserkennung wie man ihn von aktuellen Fotokameras kennt. Für den professionelleren Einsatz mit individueller Schärfeeinstellung gibt es am Ronin 4D einen über der Optik angebrachten Lidar-Entfernungsmesser, der impulsweise ein Laserstrahlenbündel mit bis zu 43.200 Strahlen in den Raum schießt und aus den Reflexionen die Entfernung zu den Objekten bestimmt. Die Lidar-Waveform dient dann der manuellen wie automatischen Entfernungseinstellung. Der Schärfenassistent kann sich neben dem Realbild auch diese Waveform auf seinem Monitor einblenden lassen. Dabei werden in der Aufsicht von oben die Positionen der verschiedenen Objekte im Raum darstellt und die Schärfenebene als Strich anzeigt. So ist es auch für den Kameraoperator selbst möglich, die Schärfe über den Drehregler am rechten Handgriff genau auf den Gesichtern der Schauspieler zu platzieren.

Beim Ronin 4D sind viele Funktionen ins Kameragehäuse integriert. Die Funk-Bildübertragung zu mehreren Monitoren ist schon in der Kamera enthalten. Der Funkmonitor kann dann nicht nur ein Bild empfangen, sondern über den Rückkanal auch als Steuergerät für die Kamera eingesetzt werden. Im Follow-Modus lässt sich mit dem Monitor in der Hand die Zenmuse-Kamera im Gimbal schwenken und neigen. So kann der DoP in Arbeitsteilung das genaue Framing mit dem Monitor vornehmen, während der Operator den Ronin 4D in der Szene bewegt und der Schärfenassistent mit seinem Monitor und dem Lidar-Diagramm die genauen Schärfenpositionen kontrolliert. Dafür bietet sich die neue DJI FIZ-Funkschärfe an. DJI hat viele seine Geräte mit Bedienschnittstellen versehen, so dass die Handgriffe der Kamera auch am Monitor angesetzt werden können und die gleichen Fernsteuermöglichkeiten bieten. Die FIZ-Funkschärfe kann mit dem Funkmonitor des Ronin 4D kombiniert werden und bietet dem Assistenten eine komfortableKontrolle von Schärfe, Blende und Zoom, soweit die Objektive die entsprechenden Funktionen erfüllen. [15323]


Lesen Sie morgen, was DoP Helmut Pirnat zu den Dreharbeiten mit der DJI Ronin 4D zu sagen hat!


 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Auch Bildgestalter übersehen manchmal das Wichtigste oder Beste. Zum Beispiel den “Steadygrip”, der in zwei Heften des “Film und TV Kameramann” vorgestellt wird. Und zwar 3/2007 und 7/2010. Im zweiten Heft bezeichnet der Kameramann Hans Albrecht Lusznat den Steadygrip sogar als das beste der von ihm getesteten Körperstative.

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