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Kopfüber in die Nacht

Making of zum Abschlussfilm “Cigarbox Blues”

Die 23-minütige Tragikomödie „Cigarbox Blues“ entstand als Abschlussfilm an der Hamburg Media School. DoP Joe Berger und Regisseur Christopher Kaufmann geben uns in unsere Aktuellen Ausgabe 3/2018 einen Einblick in ihre kreativen Entscheidungen.

Das Team bei der Stuntbesprechung (v.r.): Regisseur Christopher Kaufmann, DoP Joe Berger mit Marno Röder (grauer Pulli) und Team.
Das Team bei der Stuntbesprechung (v.r.): Regisseur Christopher Kaufmann, DoP Joe Berger mit Marno Röder (grauer Pulli) und Team. (Bild: Foto: Maximilian Mundt, Jasmin Gritzka)

Sechs Projekte werden am Ende des zweijährigen Masterstudiums an der Hamburg Media School (HMS) in rund 20-minütige Kurzfilme verwandelt. Kameramann Joe Berger und Regisseur Christopher Kaufmann hatten sich schon vor der regelmäßigen Stoffbörse zusammengetan, um den Abschluss umzusetzen. Berger hatte zuvor in Wien an der Filmakademie Produktion studiert, dann kam die Faszination für die Kamera. Er hatte die gesamte Palette an Ausbildungsschritten in Verleih und Lichtabteilung durchlaufen. Kaufmann kommt aus der Schauspielrichtung, hat früh auf der Bühne gestanden und schließlich in Bayreuth Theater- und Medienwissenschaften studiert. Als er dort als Abschluss auch einen Film umsetzte, war sein Weg vorgezeichnet.

EIN CREDO, KEIN DOGMA

“Am Anfang stand eine taktische Entscheidung”, erinnert sich Joe Berger. “Wir wollten uns auf einen Stoff konzentrieren, der das Innenleben eines Charakters erzählt.” Ihre Energie wollten die beiden Filmemacher Kaufmann und Berger nach innen richten. Kaufmann und Berger sahen im tragikomischen Stoff um den suizidalen Musiker Derek, der nach einem Psychiatrieaufenthalt seinen Fan Adam nicht mehr los wird, das Potenzial dafür.

Das wollten beide so cineastisch wie möglich erzählen. Inhaltlich und technisch komponierte Bilder. “Für mich waren die vielen Herausforderungen spannend”, sagt DoP Berger. “Eine große Stuntszene, die verschiedenen Objektive, das Leben in der Psychiatrie, die verschiedenen Charaktere.” Die vielen Vorhaben erforderten eine dezidierte Vorplanung. “Ich finde es interessant, Szenen in wenigen Einstellungen aufzulösen”, erklärt Regisseur Christopher Kaufmann. “Da ist die Frage: Finden wir eine gute Master-Einstellung, die trägt!” Manchmal war die Master im Hinblick auf den cineastischen Effekt die beste Wahl, gerade in den sehr kleinen Räumen der Psychiatrie.

Christopher Kaufmann erläutert: “Als die beiden Hauptfiguren auf dem Bett sitzen, habe ich gemerkt, das ist gut so! Ich will gar nicht näher ran. Das ist dann zu unserem Credo geworden.” Aber es wurde kein  Dogma. Das zeigte sich auch an den vielen Dutch-Angles. Oft ist das Bild verkantet, um die verschiedenen Bewusstseinszustände, die “Welt aus den Fugen”, zu charakterisieren. Erst am Ende, in der letzten Einstellung, findet das Bild seine Balance und seine Ruhe in einer statischen Einstellung am Hafen. Dennoch gab es auch klare Szenen, in denen sich das Team dazu entschied, zu verkanten – einfach weil es visuell besser passte. Actionszenen, wie die in einer Stripbar oder gar der aufwändige Stunt, mussten natürlich ohnehin stärker aufgelöst werden.

“Wir haben beide ein hohes Abstraktionsvermögen”, erklärt Joe Berger. “Das hieß in der Vorbereitung, dass wir nicht lange Einstellungen beschreiben mussten.” Das kam beiden bei spontanen Umplanungen zugute. “Wir haben uns das Spielerische erhalten”, so DoP Berger. Dazu gehört ein klares Konzept, auf das man zurück fallen kann. Ingesamt drehte das Team höchst ökonomisch. 80 Prozent des gedrehten Materials für eine Szene ist auch im Film. Editor Marc Broszeit konnte sich somit auf Wichtiges konzentrieren.

Prinzipiell wollten Kaufmann und Berger keine Entscheidungen aus Angst treffen. So hielten sie sich gegenseitig an, nicht zu vorsichtig zu sein, sondern den mutigen Kurs beizubehalten. Krasser leuchten, Licht wegnehmen. DoP Joe Berger fasst es zusammen: “Lieber scheitern wir grandios, als dass wir eine halbgare Geschichte abliefern.”


TECHNISCHE DATEN

„Cigarbox Blues“
Dauer: 23 Minuten
Drehzeit: 10 Drehtage

Aufzeichnungsformat: 2K, AppleProRes 4444, Cinemascope
Ton: Stereo/5.1-Mischung
Kameras: ARRI ALEXA 16:9, ALEXA XT Studio 4:3
Objektive: Zeiss HS MkIII 18, 25, 35, 50, 65, 85 mm
Canon Century Tilt-Focus 24, 45, 90 mm
Kowa Anamorpoten 40, 50, 75, 100 mm

Ab morgen gibt es bis zum Ende der Woche je einen Beitrag mit Video zum Making of “Cigarbox Blues” von Regisseur Christopher Kaufmann und DoP Joe Berger.

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