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Dreharbeiten mit der Canon XA55 in der Zentralafrikanischen Republik

Stabil in Afrika mit der Canon XA55

Manchmal kann die Ausrüstung gar nicht klein genug sein: In unserem Heft 07-08/2019 berichtete Kameramann Bernd Siering von einem Dreh in Afrika. Er setzte den neuen Kompakt-Camcorder Canon XA55 dort ein, wo er bislang nicht einmal aus dem Auto steigen durfte. 

Bernd Siering mit dem Canon Camcorder XA55
DoP Bernd Siering in Afrika (Foto: Uwe Agnes)

Ein Schwarz-Weiß-Bewegtbild ist immer eine Abstraktionsstufe weiter als eine farbige Wiedergabe der Wirklichkeit, die uns umgibt. Das gilt natürlich auch für das Sucherbild einer Videokamera. Manchmal ist das durchaus vorteilhaft, zum Beispiel wenn man als junger Kameramann in grauer Vorzeit, als die Suchermonitore eben noch schwarz-weiß waren, in einer Leprakolonie nahe Saigon dreht und froh ist, wenn dieser Sucher eine gewisse Distanz zum Geschehen schafft. Es konnte aber auch ganz anders laufen. Denn für die Beurteilung des Bildes in Farbe brauchte man einen trotz der Bilddiagonale von nur neun Zoll unglaublich klobigen Röhrenmonitor. Die farbige Wiedergabe des gedrehten Materials war noch komplizierter. Da bedurfte es bei Beta-SP-Camcordern eines schuhschachtelgroßen Playback-Adapters zwischen Kamera und Monitor. Hatte man den nicht, weil die Produktion sparen wollte, blieb die Welt einstweilen schwarz-weiß und unschöne Ausreißer wie rosafarbene Schneelandschaften durch ein verleihseitig versehentlich verstelltes Clipping zeigten sich eben erst nach Drehschluss.

Zum Glück müssten diese Zeiten längst vorbei sein. Aber sind sie es wirklich? Wir sitzen im dritten Stock des Hotels Ledger in Bangui, der einzigen Unterkunft in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, die als sicher genug gilt und in der außerdem die Fußböden nicht mit Benzin gewischt werden, um die Ameisen zu vertreiben. Das haben wir in einem anderem Hotel erlebt, das wir daraufhin in „Hotel Insomnia“ umbenannten und ziemlich zügig verließen. Aber im „Ledger“ geht es uns bestens und wir setzen unsere Ausrüstung für den am nächsten Tag beginnenden Dreh zusammen. Leider werfen uns Sucherbild und auch das aufgezeichnete Testmaterial zunächst um Jahrzehnte zurück. Denn beide sind schwarz-weiß. Es dauert eine Weile, bis wir den entsprechenden Special-Scene-Modus finden, zurücksetzen und so die Welt wieder farbig machen. Fast schon hatten wir uns Sorgen gemacht.

CANON XA55

Denn die Kamera, die wir dieses Mal in Bangui dabei haben, ist so ziemlich das Modernste, was der Markt für Kompakt-Camcorder gerade hergibt. Canon hat das neue Flaggschiff seiner professionellen Handheld-Produktreihe erst Anfang April auf der NAB in Las Vegas vorgestellt. Das ist zum Zeitpunkt unserer Dreharbeiten gerade einmal knapp sechs Wochen her. Die technischen Daten der XA55 klingen jedenfalls interessant, wenn nicht gar überzeugend: Im Innern des unter 27 Zentimeter langen und mit Zubehör unter 1,5 Kilogramm schweren Camcorders verrichtet ein 1-Zoll-CMOS-Sensor seine Arbeit, unterstützt vom DIGIC-DV-6-Bildprozessor, der bereits aus der EOS C200 und der XF705 bekannt ist. Besonders spannend finden wir auch den Dual-Pixel-Autofokus sowie die 5-Achsen-Bildstabilisierung. Denn die Natur unserer Dreharbeiten bringt es mit sich, dass wir beim Dreh auf ein Stativ verzichten müssen. Zu unbeweglich und zu angreifbar wären wir damit. Schon bei ähnlichen Drehs kamen Stative, auch wenn sie immer bereit lagen, fast nie zum Einsatz. In Umgebungen mit Einheimischen ist es ohnehin schwer genug, halbwegs authentische und entspannte Situationen zu drehen. Allein der Aufbau eines Statives würde als besonderes Ereignis wahrgenommen und größere Menschenmengen anlocken. Deshalb bleibt das Stativ von vornherein zu Hause. Wir wollen uns für ruhige Bilder ganz auf die Bildstabilisierung der XA55 verlassen, selbst wenn wir den fest verbauten optischen 15-fach-Zoom des Camcorders voll ausreizen sollten. Das ist im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, denn die Bildstabilisierung erweist sich schnell als äußerst überzeugend. Auch bei der Aufzeichnung wollen wir ganz auf Bordmittel zurückgreifen. Die 4K in 4:2:0 und 8 bit, die der XA55 auf die internen SD-Slots aufzeichnen kann, reichen für unsere Zwecke völlig aus. Zwar wäre es ohne weiteres möglich, über den HDMI- oder gar SDI-Ausgang des XA55 4K in 4:2:2 und 10 bit aufzunehmen, aber wir wollen uns nicht mit einem zusätzlichen Monitor belasten. Um bei der doch sehr leichten und kleinen Kamera besonders Rollbewegungen um die Längsachse besser kontrollieren zu können, erweitern wir das Setup um eine umfunktionierte Schiene mit Bakelit-Griff vom Flohmarkt. Damit liegt die Canon XA55 wirklich gut in der Hand.

Canon XA55 mit Handgriff und Ton-Aufsatz von Sennheiser
Die Canon XA55 mit zusätzlichem Handgriff und Kamera-Empfänger Sennheiser EK 500 G (Foto: Uwe Agnes)

ANGEKOMMEN ZUM LETZTEN TEIL DES FILMPROJEKTS

Wir sind dieses Mal in Bangui, um den Aspekt der Versöhnung beim Projekt der „Fußballschule für den Frieden“ zu dokumentieren. Es ist unsere vierte und voraussichtlich letzte Mission bei diesem Filmprojekt. Als wir das Equipment aus den Koffern holen, zusammensetzen und auf Funktion testen, sind wir gerade einmal fünf Stunden im Land, haben aber in chronologisch absteigender Folge schon ein informelles Meeting beim Abendessen, einen Besuch beim Passbildautomaten und das obligatorische Sicherheitsmeeting beim Auftraggeber hinter uns. Die Art der Meldungen aus Bangui sind uns schon bekannt. Wir hören von Schüssen auf Priester, mehreren Versuchen von Carjacking und Lynchjustiz nach fehlgeschlagenen Moped-Diebstählen. Aber, so die gute Nachricht, im Allgemeinen ist die Lage ruhig, besonders am berüchtigten PK5, dem „Kilometer Fünf“, wo die verfeindeten Volksgruppen direkt nebeneinander wohnen. Das Friedensabkommen von Karthoum, so die Einschätzung des Country Officers Martinien Wandoukou, habe die Lage allgemein beruhigt.

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