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DoP Leon Brinkmann und Fotograf Ekkehard Winkler schießen ungewöhnliches Projekt

Daumenkino 2.0

Kurzfilme sind oft einfach gestrickt und schaffen durch einen formalen Kniff, dass die Zuschauer dabei bleiben. Regisseur Abraham Mike Yousaf wollte mal etwas anderes machen. So ersann er einen Krimi, der als Hybrid aus Daumenkino und Möbiusband daher kommt. Wir sprachen in unserer Ausgabe 1–2.2021 mit ihm und DoP Leon Brinkmann über die visuell spannende Umsetzung des Achtminüters „Imago Diabolus“, ein experimenteller Mystery-Thriller, der Fotografie und Bewegtbild kombiniert.

Wir alle kennen das Daumenkino: eine Abfolge oft gezeichneter Einzelbilder, die eine fortlaufende Handlung durch leichte Veränderung des Inhalts von Bild zu Bild suggerieren. Die dadurch entstehende Bildfolge ist eine Urform des Films und damit eigentlich dem Medium sehr nahe. Der Münchner Filmemacher Abraham Mike Yousaf fragte sich irgendwann, warum damit eigentlich im Film- bereich so selten experimentiert wurde. Also entwickelte er aus diesem einfachen Setup einen Kurzfilm mit mehreren Ebenen.

Yousaf wollte nach dem Zivildienst 2001 eigentlich eine Wirtschaftsausbildung machen. In einem Büro sah er sich aber nach erstem Reinschnuppern nicht, also ging er ans TV-Set und arbeitete als Kameraassistent. „Und bin seitdem nie wieder rausgekommen. Gott sei Dank!“ Yousaf wollte alles kennenlernen und arbeitete sich durch die verschiedenen Abteilungen, Ton, TV-Kamera, machte irgendwann den Schritt zum Film. Hier arbeitete zuletzt viel als Beleuchter sowie Regisseur für Image- und Werbefilme.

Wir alle kennen das Daumenkino: eine Abfolge oft gezeichneter Einzelbilder, die eine fortlaufende Handlung durch leichte Veränderung des Inhalts von Bild zu Bild suggerieren. Die dadurch entstehende Bildfolge ist eine Urform des Films und damit eigentlich dem Medium sehr nahe. Der Münchner Filmemacher Abraham Mike Yousaf fragte sich irgendwann, warum damit eigentlich im Filmbereich so selten experimentiert wurde. Also entwickelte er aus diesem einfachen Setup einen Kurzfilm mit mehreren Ebenen.

Klares Ziel, unklare Reise

„Wir waren in der Vorbereitung tatsächlich sehr damit beschäftigt, es uns selbst ständig zu erklären“, so DoP Leon Brinkmann. „Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass Mike schon sehr früh genau wusste, wie er das erzählen wird.“ Brinkmann studierte ab 2014 an der SAE München Digitale Filmproduktion und arbeitete danach als Kameraassistent. Irgendwann kam auch der Job des Gimbal-Operators hinzu sowie immer wieder Werbeprojekte und Kurzfilme, die er als DoP verantwortet. „Ich unterstütze auch immer wieder Freunde aus der Branche als Oberbeleuch- ter bei größeren Projekten, um die Bandbreite der DoP- Tätigkeit zu trainieren.“

Das finale Setting beim Dreh zeigt die RED Gemini links auf dem Stativ auf die Halterung gerichtet, in der die einzelnen Fotos für eine Sekunde gehalten werden.

In der Drehplanung waren drei Drehtage vorgesehen, zwei Tage Foto-Shooting und ein Tag Filmaufnahmen. An einem der Foto-Tage hatte Brinkmann jedoch bereits einem anderen Job zugesagt. Also kam Yousaf auf eine alte Idee zurück. „Was wäre, wenn die Fotos auch tat- sächlich ein Fotograf machen würde?“ So stieß Ekkehard Winkler zum Projekt. Der fand die Idee, einen Film im Serienbild-Format zu fotografieren, sehr spannend. Hier beschränkte sich die gemeinsame Vorbereitung auf ein paar Telefonate. Erst am Set lernten sich Yousaf und Winkler kennen.

Das Drehbuch war eine ausführliche visuelle Beschreibung der Handlung. Der Film selbst hat keinen Dialog, da er zum größten Teil über die statischen Fotos erzählt wird. „Ich habe es so geschrieben, dass es Schritt für Schritt durch den visuellen Vorgang führt, damit sich auch jedes Crewmitglied etwas Konkretes darunter vorstellen konnte“, so Autor und Regisseur Yousaf. „Es gab ein sehr klares Ziel“, so Brinkmann. „Aber eine unklare, spannende Reise dahin.“

Trotz kurzer gemeinsamer Vorbereitungsphase nahmen sich DoP und Regisseur die Zeit, gemeinsam die Motive in München und Wolfratshausen zu sichten, um Details vorauszuplanen und auf mögliche Probleme vorbereitet zu sein. „Wir sind diverse Dinge durchgegangen, haben di- verse Fotostrecken durchfotografiert, um zu wissen, womit wir es zu tun haben“, so Leon Brinkmann. „Wir haben be- sprochen, in welcher Abfolge wir was fotografieren und was drehen müssen, damit am Ende alles funktioniert.“

Achtung, Spoiler!

Brinkmann spricht hier von dem Twist des Kurzfilms. Dazu muss man verstehen, wie der genaue Aufbau des Filmes dramaturgisch, aber auch technisch ist. Der Film beginnt mit einer Fahrt auf dem Gimbal durch eine Lagerhalle auf eine seltsame Konstruktion zu. Hierbei handelt es sich um einen alten Büro-Laserdrucker, der so umgebaut wurde, dass er Fotos ausspuckt, die auf einem Laufband landen. Das Band transportiert die Fotos in eine Halterung, die im 45-Grad-Winkel zur Transportrichtung vor dem Band steht. Für eine Sekunde wird das Foto dort gehalten, dann wird es durch eine mechanische Bewegung zweier Metallpins nach unten in einen Karton befördert. Die Zufahrt der Kamera endet auf der Halterung, in der die Fotos landen, deren Bühne sozusagen. Hier wechselt das Bild durch einen unsichtbaren Schnitt auf eine Stativeinstellung. Für zwei Drittel des Films bleibt es dort. Die hineinfallenden Bilder erzählen so die Geschichte. Auf der Tonebene hören wir nur die Geräusche der Konstruktion. [13958]


Den vollständigen Artikel aus unserem Heft 1–2.2021 können Sie hier lesen!


 

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