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Die Sony FX3 unter der Lupe

Sony FX3: Zweieiiger Zwilling

Die Sony FX3 erinnert in ihren technischen Daten und Auslegung stark an die Sony A7S III. Wir haben uns im Heft 10.2021 angesehen, wo die Unterschiede liegen und ob sie das filmische Arbeiten einfacher machen.

Übersichtsaufnahme der Sony FX3
(Foto: Mark Zdunnek)

Wer die Sony FX3 mit der früher erschienenen A7S III vergleicht, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass die beiden Kameras hinsichtlich ihrer technischen Spezifikationen sehr nah beieinanderliegen. Aber ebenso schnell wird man sehen, dass die Sony FX3 als jüngstes Mitglied der Cinema Line und A7S III als DSLM, die nebenbei auch filmen kann, auf völlig andere Anwendungsbereiche zielen.

Zu den Gemeinsamkeiten zählen zum einen die zur Verfügung stehenden Aufnahmeverfahren und -medien: Bei beiden Kameras stehen Kartenslots für SDHC und CFexpress Typ A zur Verfügung, auf die mit identischen Codecs, denselben Auflösungsstufen und Bildqualität und Bildraten aufgezeichnet werden kann. Naheliegend, denn das technologische Herz beider Geräte ist ein BIONZ XR BSI-CMOS- Sensor im Vollformat. Auch die Signalverarbeitung, Steuerung, der in viele Richtungen dreh-, neig- und schwenkbare Bildschirm und die externe Signalausgabe mit 10-bit 4:2:2 oder als hochwertiges 16-bit-RAW zählen zu den Gemeinsamkeiten, ebenso wie die Bildstabilisierung in fünf Achsen, die optisch und optional digital erfolgt und außerdem über die Gyro-Daten in der Postproduktion verfeinert werden kann.

Was ist neu an der Sony FX3?

Gemeinsamkeiten innerhalb einer Baureihe von Kameras sind für Filmemacher sehr angenehm und in der täglichen Praxis von Vorteil. Denn wer gelernt hat, mit einem Modell umzugehen, kommt häufig auch intuitiv und ohne langes Studium des Handbuchs mit dem nächsten zurecht. Aber wir können auch das Material beider Kameras gut miteinander kombinieren, was bedeutet, wir können beide Kameras gemeinsam einsetzen. Außerdem lassen sich oft Zusatzequipment, Kabel, Speicherkarten und Objektive an beiden Geräten nutzen. Trotzdem sind es natürlich nicht die Gemeinsamkeiten, sondern die Neuheiten, die bei einem Kamera-Test das Salz in der Suppe sind. Was also bietet Sony den FX3-Anwendern?

Beispielsweise kommt die Sony FX3 bereits ab Werk mit den Farbeinstellungen für S-Cinetone, für die bei der im September 2020 vorgestellten A7S III das Firmware-Update 2.00 nötig ist. Das ist eine gute Nachricht für professionelle Anwender, wenn auch nicht unbedingt überraschend, denn schließlich soll sich die FX3 möglichst nahtlos in die „Sony Cine Line“ einfügen. Außerdem fehlt bei der FX der eingebaute Sucher, wohl unter der Annahme, dass im Cinema-Bereich die meisten Kameraleute ohnehin auf einen externen Monitor oder Sucher setzen dürften.

Die Anschlüsse der Sony FX3 mit dem Lüfter für das Kühlsystem
Das Kühlsystem der Sony FX3 ermöglicht unterbrechungsfreie Dreharbeiten ohne Hitzealarm. (Foto: Mark Zdunnek)

Kühler Kopf

Auffällig und mit bedeutendem Einfluss auf möglichst unterbrechungsfreie Arbeit am Set ist das Kühlsystem der FX3 mit Lüfterregelung und Kühlschlitzen. Es lässt sich in den vier Einstellungen „Auto“, „Minimum“, „Aus bei Aufnahme“ und „Immer Aus“ betreiben. Hier muss man allerdings Vorsicht walten lassen: Schaltet man die Kühlung während einer längeren Aufnahme
bei anspruchsvollen Aufnahme-Einstellungen mit hoher Prozessor-Belastung komplett aus, um Störgeräusche zu vermeiden, dann erscheint schon recht bald selbst bei einem Dreh unter normalen Raumtemperaturen das Warnsymbol für Überhitzung.

Der unschlagbare Vorteil dieses neuen Kühlungssystems gegenüber der A7S III ist jedoch, dass es überhaupt existiert! So kann man sich gerade bei aufwendigeren Drehs, bei denen Wiederholungen oder Abbrüche kostspielig oder unmöglich sind, dank verbesserter Kühlung erheblich besser auf lange Aufnahmezeiten einlassen und darauf vertrauen, dass die Kamera einen kühlen Kopf bewahrt. Schaltet man das Kühlsystem der Sony FX3 auf Auto, sollte das tatsächlich so sein. Jedenfalls ist während der Testdrehs auch bei durch- aus sommerlichen Temperaturen kein Aufnahmeabbruch und keine Fehlermeldung vorgekommen. Dieses Feature ist also ein klarer Schritt in Richtung höherer Professionalität und Zuverlässigkeit. Zusätzlich wurde die Kühleinheit so eingebaut, dass das ansonsten vor Witterungseinflüssen geschützte Gehäuse nicht kompromittiert wird. Feuchtigkeit oder Staub finden somit nicht einmal über die Lüftung Zugang zur empfindlichen Elektronik im Gehäuseinneren.

Tallys en masse

Es ist manchmal eine gute Idee, beim Design von Gegenständen mit vorgesehener menschlicher Interaktion vom ungeschicktesten anzunehmenden User auszugehen. Dieses Gestaltungsprinzip hat Sony bei der FX3 ganz offensichtlich auf die Spitze getrieben. Denn an der Kamera finden sich nicht weniger als fünf Tallys in unterschiedlichster Ausformung, die keinen Zweifel daran erlauben, ob die FX3 gerade aufzeichnet oder nicht. Das sind im Einzelnen ein roter Innenrahmen im LCD-Bild, die REC-Einblendung auf dem Display, der bei Aufnahme rot leuchtende Rand des REC- Knopfes auf der Oberseite, eine rote LED-Bar über dem LCD an der Rückseite und eine rote LED über dem Alpha-Symbol an der Vorderseite. Falls also jemals ein Take mit der Sony FX3 verlorengehen sollte, weil versehentlich nicht ausgelöst wurde: An mangelnder Information über den Aufnahmestatus dieser Kamera dürfte es dann auf keinen Fall liegen. Für Anbauteile und Kamerazubehör hält die FX3 eine elegante und gleichzeitig sehr durchdachte Lösung bereit. Anstatt wie sonst üblich Schraubgewinde mit der Außenhülle der Kamera zu verbinden sind bei der FX3 insgesamt fünf robuste und 1/4-Zoll-UNC-Gewinde verbaut, die direkt in die Edelstahlunterkonstruktion eingelassen sind, die den Kamerakern umfasst.

Das würde es auch professionellen Anwendern ermöglichen, auf einen Kamera-Cage zu verzichten und die Anbau- teile direkt an die FX3 anzuschrauben, um so am meisten von der Kompaktheit der Kamera und des gesamten Setups zu profitieren. Das wäre besonders beim dokumentarischen Arbeiten oder in dynamischen und beengten Situationen besonders nützlich. Wer auf ein solches kompaktes Setup verzichten kann oder möchte, der hat jederzeit die Möglichkeit, die FX3 ein einem der zahlreichen schon verfügbaren oder in der Entwicklung befindlichen Käfige von Herstellern wie SmallRig oder Tilta unterzubringen.

Die Bedienelemente auf der Rückseite der Sony FX3
Das Bedienelement für den Shutter wanderte auf die Rückseite des Gehäuses. (Foto: Mark Zdunnek)

Gerätesteuerung

Die A7S III und die FX3 sind grundsätzlich anders gestaltet, was die Gestaltung des Gehäuses und die Positionen der Steuerelemente angeht, was natürlich nur die unterschiedlichen Anwendungsbereiche widerspiegelt, für die beide Kameras vorgesehen sind. Im Gegensatz zur A7S III, die wie eine klassische DSLM aufgebaut ist, die üblicherweise auf Augenhöhe gehalten wird und dementsprechend mit einem Sucher ausgestattet wurde, ist die FX3 wesentlich offener gestaltet. Die Kamera ermöglicht mit dem größeren, auf der Oberseite platzierten Joystick und dem gut von überall zu nutzenden Aufnahme-Knopf eine einfachere Bedienung auch von oben und von der Seite.

Wenn auch die Steuerlogik beider Kameras verschieden ist, so sind im Allgemeinen die Bedienelemente der Geräte recht einheitlich gestaltet. Lediglich die Einstellung des elektronischen Shutters wurde bei der FX3 auf die Rückseite der Kamera verlegt. Damit hat Sony ein optimales Setup geschaffen, denn die Bedienelemente für Empfindlichkeit und Blende sind auf der Oberseite der FX3 angebracht. Damit sind alle wesentlichen Elemente der Belichtungssteuerung leicht zugänglich und von einem einzelnen Operator gut zu justieren.

Ein Punkt, der bei der A7S III häufig kritisiert wurde, ist nun bei der FX3 verbessert worden: Motor-Zoom-Objektive lassen sich mit der A7S III nicht am Gehäuse durch einen Wippschalter steuern, denn der ist schlichtweg nicht vorhanden. Bei der FX3 wurde dem Wunsch vieler Kameraleute Rechnung getragen und dieser schmerzlich vermisste Wippschalter rechts vorne auf der Oberseite verbaut. Damit lassen sich beispielsweise Power-Zoom- beziehungsweise Servo-Zoom-Objektive mit E-Mount, also motorgesteuerte Objektive von Sony und anderen Herstellern, angenehm sanft und flüssig motorgetrieben bedienen. Man sollte natürlich vorab klären, ob die gewünschten Objektive unterstützt werden und ihr Bildkreis ausreichend groß für den Vollformat-Sensor der FX3 ist.

Aufnahme-Modi

Die FX3 kann mit bis zu 120p in 4K UHD (3.840 × 2.160) aufzeichnen. Die volle Sensorgröße ohne Crop lässt sich mit 4,2K in bis zu 60 fps progressiv aufnehmen. Da Sony den XAVC-Codec über die Jahre weiterentwickelt hat, stehen unterschiedliche XAVC-Varianten für die Aufzeichnung in H.264 und H.265, sowie im H.264 All-I Frame Modus und allesamt mit einer Farbunterabtastung und -tiefe bis zu 4:2:2 und 10 bit zur Verfügung. Dabei sollte man aber wie üblich sehr genau auf die Auswahl der Speicherkarten achten. Nur CFexpress Karten können wirklich alle internen Formate einschließlich der Slow Motion in bis zu 120 fps aufzeichnen. Die beste Bildqualität lässt sich über den HDMI-Anschluss an der linken Gehäuseseite realisieren, der einen 16-Bit- RAW-Datenstrom auf externe Rekorder ermöglicht.

XLR-Handgriff für die Sony FX3
Am XLR-Handgriff lassen sich die Audioeingänge verwalten. (Foto: Mark Zdunnek)

XLR-Handgriff

Der anschraubbare XLR-Handgriff der FX3 ermöglicht es, selbst an dieser ultra-kompakten und schmalen Cine-Kamera professionellen Ton aus externen Quellen wie Mischer oder drahtlosen Mikrofonen aufzuzeichnen. Der auf dem Multi-Interface-Anschluss von Sony basierende Handgriff wird dabei automatisch über diese digitale Datenschnittstelle verbunden und mit Strom versorgt. Zusätzlich zu den zwei XLR-Anschlüssen verfügt der Handgriff über eine 3,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse. Alle Eingangssignale werden über die Schnittstelle von analog zu digital gewandelt und in die Kamera eingespeist. Nutzt man alle Anschlüsse gemeinsam, so kann die Kamera als 4-Kanal-Audio-Rekorder fungieren. Für eine Kamera dieser Größe und Bauform ist das beachtlich.

Da man durch die Nutzung des Handgriffs Schraubplätze am Gehäuse belegt, hat Sony am Griff selbst erneut drei weitere 1/4-Zoll-UNC-Gewinde verbaut, an denen sich beispielsweise Funk-Empfänger anbringen lassen. Außerdem ist hilfreich, dass der leichte und ergonomisch geformte Griff gut dafür geeignet ist, um die Kamera von oben in Bodennähe oder einfach herunterhängend in Untersicht zu führen. Im Test hatte ich dabei immer ein angenehmes Gefühl bei der Ausrichtung und die Stabilität sowie mittels geschwenktem LCD-Monitor auch stets eine gute Kontrolle des Bildes.

Fazit

Die Sony FX3 ist im Wesentlichen eine mit viel Detailgenauigkeit für die Anforderungen von Kameraleuten im Cinema- Bereich optimierte Sony A7S III. Wer also schon gern mit den Kameras der Alpha-Serie gearbeitet hat, wird viele seiner Verbesserungswünsche in der Sony FX3 realisiert sehen. Aber es gibt wie immer noch Luft nach oben, so etwa noch höhere Auflösungen wie etwa bei der Panasonic S1H oder der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K. Schön wären auch In-Kamera-LUTs, ein anamorphotischer Modus sowie eine integrierte False-Color- und Wave-Form-Anzeige. Aber vielleicht kommt das ja alles noch. [14814]

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