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Safety first

Safety-Tipps für Strom an Filmsets

Im dritten Teil des Artikels „Strom braucht´s immer„ aus unserer Ausgabe 6.2017 geht es um die Sicherheitsvorkehrungen, die an jedem Set greifen müssen, wie man sich vor dem Ernstfall schützen kann und wie man reagiert, sollte dieser trotzdem eintreten.

Wenn es brennt, dann hilft nur noch die Feuerwehr. Bekämpfen eines Feuers im Generator ist gefährlich. Das Problem: Abschalten ist eventuell nicht mehr möglich.
Wenn es brennt, dann hilft nur noch die Feuerwehr. In diesem Fall kein Filmset. Das Problem: Abschalten ist eventuell nicht mehr möglich. (Bild: Foto: Berufsfeuerwehr München)

Mindestsicherheit durch Sicherungen

Zwei Sorten von Sicherungen gibt es, die sowohl dem Team am Set, als auch dem Privatmann zuhause maximale Sicherheit bieten sollen: LS-Automaten und FI-Schalter. Der LS-Automat steht für „Leitungsschutzschalter“. Diese Art der Sicherung dient zum Leitungs- und Anlagenschutz. Im Sicherungskasten erkennt man sie daran, dass sie nur einen einzelnen kleinen Hebel haben. Der LS-Automat löst aus, wenn dauerhaft mehr Strom über eine Leitung entnommen wird, als diese eigentlich aushält, damit diese nicht heiß wird und womöglich einen Brand auslöst.

Hans Laßek erklärt: „Ein beliebtes Beispiel: Sie haben Sommerfest an einer Grundschule, und die Eltern backen Waffeln. Da werden gerne an eine Kabeltrommel vier Waffeleisen angeschlossen, die aber der Leitung viel zu viel Strom entnehmen. Daher fallen immer wieder die Leitungsschutzschalter aus, und dann werden die Eltern nervös, weil sie denken, etwas sei mit den Waffeleisen nicht in Ordnung. Dabei haben sie bloß zu viele Geräte an eine Steckdose gesteckt.“ Genau dies ist an Filmsets die alltäglichste Gefahr, nur eben nicht mit Waffeleisen.

Der FI-Schalter dahingegen dient zum Schutz des Menschen. Dieser sogenannte „Fehlerstromschutzschalter“ vergleicht, vereinfacht gesagt, die Menge Strom, die durch die Leitung zum Verbraucher läuft, mit der Menge, die zurückkommt. Fehlt mehr als erlaubt, etwa weil ein Mensch über seinen Körper eine Verbindung  zum Boden herstellt, löst der FI-Schalter aus. Und das innerhalb von Millisekunden, so dass der Stromfluss durch den Menschen gar nicht erst zum Tragen kommt. Man erkennt sie im Sicherungskasten an ihrer Test-Taste neben dem Hebel, und an einer Aufschrift wie „DI=30mA“, die den erlaubten Differenzstrom benennt, hier also 30 Milliampere. FI-Schalter finden sich in den sogenannten Endstromkreisen, und damit sowohl in Haushalten (nur bei jüngeren Installationen), und somit eben auch in Geräten am Filmset. Sie finden sich aber nicht in Starkstromanlagen, so dass es bereits lebensgefährlich ist, wenn man zum Beispiel mit der Tonangel einer Oberleitung zu nahe kommt.

Dipl.-Ing. Hans Laßek betreibt die Filmstromakademie.
Dipl.-Ing. Hans Laßek betreibt die Filmstromakademie. (Bild: Foto: Hans Laßek)

Übliche Schuko-Steckdosen sind bis 10 oder 16 Ampere abgesichert, das entspricht 2.300 beziehungsweise 3.600 Watt. Hans Laßek: „Es ist ein beliebter Fehler anzunehmen, dass man diese Leistung mit Hilfe einer Mehrfachsteckdose vervielfachen kann, was natürlich nicht stimmt. Das passiert auch am Filmset, vom Catering bis zur Beleuchtung. Es geht aber auch kaum einer hin und berechnet den Gesamtverbrauch am Base Camp, da hofft man einfach, dass im Fall des Falles die Schutzmaßnahmen greifen.“

Es genügt bei bereits, wenn Wasserkocher und Mikrowelle gleichzeitig an derselben Steckdose laufen, um die Sicherung auszulösen. Genau aus diesem Grunde ist es bei Dreharbeiten ratsam, zwei physisch komplett getrennte Stromnetze anzulegen, eines für die Dreharbeiten, und eines für das Base Camp. Nutzt man bei Drehs fernab der Zivilisation auch noch zwei Generatoren zur Stromversorgung, ist sichergestellt, dass nicht zum Beispiel ein Kurzschluss in der Gulaschkanone den Dreh unterbricht. Beim Ausfall eines Generators hat man so außerdem einen zweiten in petto.

Die Themen Brandschutz und Erste Hilfe gehen Hand in Hand mit dem Thema Strom am Set. Auch hier besteht oft ein besonderer Bedarf bei Dreharbeiten. Anbieter wie Hans Laßeks Filmstromakademie arbeiten an Qualifikationsbündeln für Set-Runner, Beleuchter und ähnliche, die dann Sicherheitsbeauftragter am Set, Ersthelfer, Brandschutzhelfer und elektrotechnisch unterwiesene Person in einem werden können. „Denn es sind diese Personen, die die Netze am Basecamp zusammenstecken. Damit sie mit Sicherheit wissen, was sie tun“, resümiert Laßek.

Hier finden Sie neun Sicherheitsempfehlungen für den Dreh:

  1. Wissen, wo Telefonie möglich ist. Die europaweite Notrufnummer lautet 112.
  2. Die genaue Adresse vom jeweiligen Set wissen, um Feuerwehr oder Notarzt einweisen zu können.
  3. Die Standorte von Feuerlöschern und Erste-Hilfe-Kästen kennen.
  4. Eingewiesene müssen den Strom schnell und sicher abschalten können.
  5. Jederzeit wissen, wer alles am Set ist, damit es im Notfall möglich ist, festzustellen, ob jemand fehlt.
  6. Die Arbeitshierarchien der Filmcrew gelten im Notfall nicht.
  7. Im Notfall übernimmt der Fachbeauftragte das Kommando.
  8. Teammitglieder mit medizinischen oder medikamentösen Bedürfnissen sollten diese für Notfälle schriftlich bei sich führen.
  9. Ideal: Eine Sicherheitseinweisung zu Produktionsbeginn und eine Begehung jedes Sets vor dem jeweiligen Drehbeginn für das ganze Team.

Weitere Informationen finden Sie bei Hans Laßeks Filmstromakademie. [2430]


Mehr zum Thema? Schauen Sie bei  “Wie versorge ich mein Set?” und “Qualifikationen für Quereinsteiger” vorbei!


 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Gerade bei Dreharbeiten in abgelegenen Gegenden und abseits der großen Studios ist die Nummer des Elektro-Notdiensts vor Ort fast schon als Schnellwahl gespeichert. Was da alles schief gehen kann! Der Tipp mit den zwei getrennten Stromkreisen ist super – das werde ich für den nächsten Dreh vorschlagen!

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