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Wo gibt es Beratung und Förderung für Kameraleute mit Startups?

Vom DoP zum Startup-Gründer

Es gibt Kameraleute, die im Lauf ihres Arbeitslebens innovative technische Lösungen entwickeln oder sich kluge Geschäftsideen ausdenken. Meistens gelangen diese Ideen aber weder in die Öffentlichkeit noch auf den Markt. Wer es trotzdem versuchen möchte, findet Hilfe bei den Förderagenturen der Landesmedienanstalten. Sie unterstützen Gründer mit Beratung, Finanzierung und Netzwerken. Wir blickten in unserer Ausgabe 9.2022 auf eine erfolgreiche Förderung im Bereich Kameratechnik.

 Robidia-Gründer Masih Jakubi
Robidia-Gründer Masih Jakubi (Foto: Christian Herrmann)

Masih Jakubi kennt die Medienbranche aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Ursprünglich hatte er Medientechnologie, Bild & Ton-Ingenieurwesen studiert und war in der Grundlagenforschung und der Technologieentwicklung aktiv. Dabei hat er sich immer für angewandte Mathematik interessiert, „für die Algorithmen, die in der Technologie stecken“, wie er sagt. Produktionserfahrung sammelte er, als er mit 19 Jahren den ersten internationalen afghanischen TV-Sender mit aufbaute und dort technischer Leiter wurde. Als DoP und Freelancer arbeitete er für den WDR, für RTL und bei n-tv, aber auch für DAX-Unternehmen, wie Continental und Leica. „Ich habe Praxis immer mit Forschung und Entwicklung verbinden können. Als Entwickler weiß ich, was technisch machbar ist und aus meiner Medienpraxis weiß ich, was der Kunde braucht und welche Probleme er gelöst haben möchte“, bilanziert Masih Jakubi seine Karriere.

Aus dieser Haltung entstand die Idee, für TV-Journalisten eine Kameratechnik zu entwickeln, mit der sie öfter autark arbeiten können. Zusammen mit Kollegen baute Jakubi das APOS (Autonome Production Operating System), eine KI-Plattform für Kamera-Robotik. „APOS ist ein sowohl freifahrendes, als auch auf Schienen bewegbares Robotiksystem mit Schwenkköpfen, auf das Kameras aufgesetzt werden können. Man kann es zum Beispiel im Studio- oder im Sportbereich einsetzen“, beschreibt Jakubi seine Erfindung. Inzwischen hat Jakubi mit Kollegen auch eine Firma gegründet, die Robidia GmbH.

Weil er gezielt Journalisten mit seiner Lösung ansprechen wollte, lag es für Jakubi nahe, sich auch beim Journalismus Lab der Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf um eine Förderung zu bemühen. Das gehört zu den bekanntesten Anlaufstellen für Gründer und Startups aus dem Medienbereich. „Wir sind der unabhängige Inkubator für die Medienbranche. Wir unterstützen Medienschaffende dabei, professionellen Journalismus innovativer, nutzerzentriert und konkurrenzfähig zu machen“, wirbt das Lab auf seiner Website. Neben dem Journalismus Lab gehören das Medieninnovationszentrum Babelsberg und das Media Lab Bayern zu den bekanntesten öffentlich-rechtlichen Förderagenturen.

Beratung, Finanzierung und Infrastruktur

Solange die geförderten Projekte einige Formalien erfüllen und auf die Medienbranche in der Region abstrahlen, fördern die Agenturen auch über ihre Landesgrenzen hinaus. Die Bayern fördern bundesweit. Die Förderprogramme für Medien-Profis ähneln sich und umfassen in der Regel Geldmittel, Coaching, Beratung und Zugang zu den regionalen Netzwerken.
So haben Projektteams im Förderprogramm Media Innovation Fellowship beim Journalismus Lab Aussicht auf ein Prototyping-Budget bis zu 15.000 Euro, projektbezogene Workshops und individuelle Coachings im Wert von weiteren 15.000 Euro und Zugang zu einem Mentoring Programm. Das MIZ fördert „Medienschaffende mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung und hervorragenden Referenzen“ in seinem Medienprofis-Programm bis zu 12 Monate lang bis zu einem Projektvolumen von 50.000 Euro, davon müssen allerdings 25 Prozent als Eigenanteil eingebracht werden. Vom Media Lab Bayern bekommen Geförderte im Media Startup Fellowship-Programm bis zu 50.000 Euro Förderung – davon bis zu 40.000 Euro als Prototyping-Budget und zusätzlich bis zu 10.000 Euro in Form von Beratungs- und Medialeistungen. Darüber hinaus bietet das Media Lab Verbindungen zu „allen großen Medienhäusern“, Mentoren, Coaches und Infrastruktur.


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Jakubi ließ sich vom Journalismus Lab im Rahmen des Programms Media Innovation Fellowship fördern. Mit „recht human“ beschreibt er das Bewerbungs- und Auswahlverfahren. „Es war jetzt nicht so, dass man sich als Antragsteller die Finger wund schreiben musste. Außerdem waren die Coaches, die uns das Journalismus Lab zur Seite stellte, super! Sehr hilfsbereit und sehr kompetent. Ein anderes Stipendium, das wir vom Mediengründerzentrum NRW, dem GMZ hier in Köln, bekommen haben, war aufwendiger“, erinnert sich der DoP und Gründer.

Auch vom Netzwerk des Journalismus Lab hat Jakubi profitiert. Zwar gelang es ihm bisher noch nicht, einen Investor zu gewinnen, doch sei er mit seinem Unternehmen „auch noch in einer sehr frühen Runde“, wie er einräumt. Immerhin bekam er aus dem Netzwerk inzwischen einen Business Angel, einen individuellen Berater.

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Rückblickend lobt er vor allem die unternehmerische Beratung durch die Förderanstalt. „Man lebt als Techie in seiner eigenen Bubble und es hilft einem wirklich, wenn der eigene Businessplan aus verschiedenen Perspektiven noch einmal neu beleuchtet wird“, ist er sich sicher. Obwohl die Förderung inzwischen ausgelaufen ist, stehe das Journalismus Lab immer noch „an seiner Seite“, wie Jakubi es formuliert. Er wird nach wie vor zu Messen und Veranstaltungen eingeladen, wo er sich mit seiner Entwicklung präsentieren kann. „Und die haben uns ja auch an Sie vermittelt, für dieses Interview“, freut er sich. Auch bei den Themen Marktmanagement, Businessplan, Preisbildung, Teammanagement, Medienauftritt, Pressearbeit sei er sehr gut unterstützt worden.

Allerdings sei er als Technik getriebenes Unternehmen eher ein Außenseiter unter den eher journalistischen Projekten des Journalismus Lab, speziell in Bezug auf den technischen Austausch. Hier lohnt sich für interessierte Gründer sicher ein Blick über die Ländergrenzen in die Förderrichtlinien der anderen Förderagenturen, wo möglicherweise eher technische Innovationen im Fokus stehen.

Nach einem Fazit seiner Fördererfahrungen gefragt, möchte Jakubi noch einmal herausstreichen, für wie wichtig er die öffentlich-rechtlichen Förderprogramme für den Mediensektor hält. „Sie helfen dabei, technische Lösungen wie unsere zu entwickeln und zu demokratisieren und einzusetzen – auch Lösungen für Wirtschaftsbereiche, wie den Journalismus, die nicht so hoch profitabel sind. Wir überlegen uns etwa gerade, ob wir eine Education-Variante unserer Lösung bauen.“ [15246]

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