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Kamera-Ausbildung: Hochschulen in Deutschland

ifs Köln: Immer in Bewegung

2015 ging es für die ifs Köln von der Werderstraße in die Schanzenstraße. Studenten und Lehrende haben sich längst dort eingelebt. Für unsere Reihe über die Ausbildung im Fach Kamera haben wir für unser Heft 6.2017 den Studienschwerpunkt „Kamera – Director of Photography“ im Master-Studium Film an der ifs porträtiert.

ifs-Kamerastudent Jakob Gehrmann am Set von “Wintertage” (Bild: Bernd Siering)

„Kindern und Gebrechlichen Benutzung verboten.“ Das ist eine Warnung, die einem heutzutage in unserem von „Health-and-Safety“-Bedenken geprägten Alltag nicht mehr ohne weiteres begegnet. Im „Gebäude 47“ des ehemaligen Carlswerks an der Schanzenstraße in Köln-Mülheim zieht dieser Text alle 30 Sekunden sehr gemächlich an einem vorüber. Die Hauptattraktion des Gebäudes ist ein Paternoster und die Warnung schmückt die Rückwand der Kabinen. Diese Insignie des Industriezeitalters wird pünktlich um 10 Uhr eingeschaltet und eifrig von den Filmstudenten der internationalen Filmschule Köln (ifs) benutzt, denn das spart persönliche Lebensenergie – modern sein ist anstrengend und studieren erst recht. Die Räumlichkeiten der ifs liegen in den unteren beiden Stockwerken des ehemaligen “Felten & Guilleaume”-Verwaltungsgebäudes. Zum gerade neu eingerichteten Kino geht es aus dem Hintereingang hinaus und quer über den Innenhof.

Die Filmschule wurde 2000 auf Initiative der Landesregierung NRW sowie der Film- und Medienstiftung NRW als gemeinnützige GmbH gegründet. Alleiniger Gesellschafter ist die Film- und Medienstiftung. Der Bachelor-Studiengang Film an der ifs umfasst derzeit neben Kamera die Studienschwerpunkte Drehbuch, Regie, Kreativ Produzieren, Editing Bild & Ton, VFX & Animation sowie Szenenbild. Den Studienschwerpunkt Kamera gibt es hier seit 2010. Nachdem an der Fachhochschule Dortmund 2007 zum letzten Mal Kamerastudenten aufgenommen wurden, wurde die Kameraausbildung an die ifs und die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) verlagert. Die beiden Kölner Schulen pflegen eine enge Kooperation und betreiben einen gemeinsamen Technik-Pool mit unter anderem zwei ARRI ALEXA. Darüber hinaus wird einmal im Jahr für die Studierenden eine gemeinsame Masterclass Bildgestaltung angeboten.

Am Paternoster: Prof. Stephanie Hardt
und Anne Schultze-Lindemann
mit ifs-Studenten.
(Bild: Bernd Siering)

Nur alle zwei Jahre werden an der ifs Studenten im Schwerpunkt Kamera, der sich offiziell „Director of Photography im BA Film“ nennt, aufgenommen. Insgesamt drei Professoren betreuen die maximal zehn Studierenden pro Jahrgang. Zusätzlich kommen Tutoren, die allesamt als renommierte Kameraleute aktuell in der Branche tätig sind, für einzelne Seminare oder Projektbetreuungen an die Schule. Wir sprachen mit Stephanie Hardt, seinerzeit Professorin für „Director of Photograpy Dokumentarfilm“ an der ifs und Anne Schultze-Lindemann, Absolventin 2016.

Wie sind Sie beiden dazu gekommen, hier an der ifs das Fach „Kamera“ zu lehren beziehungsweise es zu studieren?
Stephanie Hardt: Ich habe in England an der University of Westminster und an der Northern Film School Kamera studiert. In England habe ich auch meine Karriere gestartet und bin dann schließlich nach Deutschland zurückgekommen, um an der ifs Kamera zu lehren. Ich hatte schon vorher immer wieder unterrichtet, und als Kamerafrau Spielfilme, Werbung, Serien und auch Dokumentarfilme gemacht. Es ist also nicht so, dass ich nur im Dokumentarfilm tätig war und bin. Aber bei allem, was ich drehe, findet sich immer der dokumentarische Stil. Das ist meine Handschrift und der Grund, warum mich Regisseure eben auch für narrative, fiktionale Projekte buchen.

Anne Schultze-Lindemann: Ich habe letztes Jahr im April meinen Abschluss gemacht und bin im Moment sozusagen die aktuellste Absolventin im Fachbereich „Kamera“ an der ifs. Ich habe schon vor meinem Studium in der Filmbranche gearbeitet, war lange Jahre als Zweite Kamera-Assistentin unterwegs, und habe gerade, bevor ich hier an der Schule angefangen habe, auch den Schritt zur Ersten Assistentin gemacht. Ich wollte aber immer schon Kamera studieren. Ich habe mich dann einfach getraut, die Bewerbungsrunden anzugehen und habe halt den Platz hier bekommen, und jetzt nach dem Studium bin ich auch wieder im Job.

Was war der Grund dafür, hier an der ifs zu studieren?
Anne Schultze-Lindemann: Ich habe mich natürlich auch an anderen Schulen in Deutschland beworben. Aber nach meinem ersten Studium und nach meiner Zeit im Job war für mich ausschlaggebend, dass ich schon in Köln gearbeitet hatte, hier mein Netzwerk war und ich auch schon viele Jahre hier gelebt habe. Ich brauchte das, um noch einmal zurück ins Studium zu finden und auch nebenbei noch einmal den einen oder anderen Job machen zu können, um Geld für das Studium zu verdienen. Man hat zwar am Anfang gesagt, vergiss es, Arbeiten neben dem Studium wird nicht möglich sein, denn es ist ein Vollzeit-Studium! Das stimmt auch. Aber dadurch, dass Köln nun einmal ein wichtiger Fernseh- und Spielfilm-Standort in Deutschland ist und mit Düsseldorf ein Standort für Werbung ganz in der Nähe ist, habe ich schon die Möglichkeit gehabt, hier und da mal kleine Sachen zu machen und mir damit das Geld für das Studium zu verdienen. Das war für mich sehr ausschlaggebend. Von Schulen wie Ludwigsburg träumt natürlich jeder, da wollen viele hin. Aber dadurch, dass ich im Job war und Geld verdienen musste, war das nicht möglich. Als ich mich hier beworben habe, war es ein ganz neues Studium, es gab erst einen Jahrgang vor mir, und das war für mich genau das richtige. Auch die begrenzte Studienzeit hat mir gefallen, diese dreieinhalb Jahre. Das war überschaubar, und es kann nicht ausufern in zehn oder zwölf Semester. Das war für mich sehr reizvoll. Wenn man auf der anderen Seite diese zehn oder zwölf Semester studiert, hat man natürlich auch mal mehr Zeit, nebenbei arbeiten zu gehen oder andere Projekte zu machen. Wenn es aber so schulisch und komprimiert wie hier abläuft, ist es eben ein Vollzeitstudium, und man muss Abstriche machen. Aber beim Abwägen, was für die eine und was für die anderen Schule spricht, war die ifs für mich das Optimum.

 

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