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Kamerafrau aus Köln

Drei Fragen an Katja Rivas Pinzon

In jeder Ausgabe stellen wir unsere “Drei Fragen” an Filmschaffende aus allen Gewerken. Im Heft 4.2020 erzählte uns Katja Rivas Pinzon, Kamerafrau aus Köln, warum sie vielschichtige Geschichten mit weiblichen Charakteren im Zentrum schätzt und wie wichtig ihr ist, international zu leben und zu arbeiten.

Katja Rivas Pinzon an einem Filmset hinter der Kamera
Foto: Jelena Ilic

1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Mein Arbeitsfeld umfasst zwei Bereiche. Hauptsächlich arbeite ich als Kamerafrau im Spielfilm, sowohl für Kino- und Fernsehfilme als auch für Serien an der ersten oder gerne auch an der zweiten Kamera. Je nach Projekt ar- beite ich vorrangig in Köln und Berlin. Mein besonderes Interesse gilt vielschichtigen Geschichten mit weiblichen Charakteren im Zentrum. Es braucht viel mehr davon und die Zeit dafür ist längst reif. Ich sehe es als eine Chance, durch die Kamera differenzierte Bilder zu erschaffen, das Abgebildete in größtmöglichen Zwischentönen zu zeigen, ohne an visuellem Reiz einzubüßen. Im kulturellen Gedächtnis spielen Bilder eine zentrale Rolle, gerade in Bezug auf Verbreitung und Festsetzung von allgemeinen und geschlechtsspezifischen Stereotypen. Daher sehe ich mich sowie die gesamte Branche in der Verantwortung, mit technischer Raffinesse und Spaß neue Perspektiven zu zeigen. Neben der Spielfilmarbeit habe ich mit zwei Kolleginnen die Firma Leuchtfeuer Film gegründet, wir sitzen in Köln- Mülheim und realisieren Videocontent für Firmen und Institutionen, die im sozialen und kulturellen Kontext stehen. Ob Social Spot, Webserie oder dokumentarische Reihe: Wir produzieren Inhalte, die sich mit Themen wie Inklusion, Integration und Gleichberechtigung beschäftigen. Zu unseren Auftraggebern gehören zum Beispiel der WDR, das Goethe-Institut und die Landesanstalt für Medien NRW. Diese zwei Arbeitsbereiche ergänzen sich hervorragend und erlauben es mir, die Erfahrungen von großen, team- starken Projekten mit kleinen, flexibleren Drehs zu kombinieren und neue Erkenntnisse direkt auszuprobieren. Der Wunsch, relevante Geschichten zu erzählen, ist ein Antrieb für meine Arbeit.

2. Bist du in einem Verband aktiv?
Seit Ende letzten Jahres bin ich Juniormitglied im BVK. Zuerst dachte ich, dass ich für eine Mitgliedschaft deutlich mehr Berufserfahrung brauche. Allerdings kamen in der Verhandlungsphase für mein erstes Kinoprojekt derartige viele Fragen und Unklarheiten auf, dass ich beim BVK um ein telefonisches Beratungsgespräch gebeten habe. Das hat mir sehr geholfen. Gerade im Low-Budget-Bereich sind diese Gespräche nicht einfach, weil es grundsätzlich wenig Geld gibt. Ich habe gemerkt, wie sinnvoll es ist, auf die langjährige Erfahrung zurückgreifen zu können. Daraufhin habe ich die Mitgliedschaft beantragt. Überhaupt hat der Austausch mit erfahreneren Kolleginnen und Kollegen in der Zeit nach dem Kamerastudium vieles leichter gemacht. Als ich 2017 von der Gruppe der Cinematographinnen gehört habe, habe ich angefangen, mich dort einzubringen. Die Cinematographinnen sind ein Zusammenschluss von Bildgestalterinnen aus dem deutschsprachigen Raum, die sich vernetzen und gegenseitig unterstützen. Was mit einer Webseite angefangen hat, ist inzwischen zu einem umfangreichen Netzwerk gewachsen. Wir treffen uns regelmäßig, organisieren Branchentreffs und Workshops zu verschiedenen technischen Themen. Unser Ziel ist es, grundsätzlich die Sichtbarkeit von Kamerafrauen zu erhöhen und damit den Wandel in der Filmbranche aktiv mitzugestalten.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Das Besondere am Filmemachen ist ja, dass es sich wunderbar mit den verschiedensten Interessen vereinen lässt. Daher ist die Frage nach „außerhalb“ der Arbeit gar nicht so leicht zu beantworten. Dass ich mich für Farben, Räume und Licht begeistere, ist natürlich Teil der Arbeit, da liegt meine Schwäche für Inneneinrichtung und Möbeldesign nahe. Ich mag es, zu reisen, gerne in Kombination mit einem konkreten Projekt, aber auch ohne. Grundsätzlich interessiere ich mich sehr für die Geschichten und Kulturen des amerikanischen Kontinents und deren Schnittstellen mit meinem Leben. Nachdem ich als Jugendliche ein Jahr Upstate New York gelebt habe, hat es mich später nach Frankreich zum Arbeiten und dann nach Kolumbien zum Studieren gezogen. An dieses Land habe ich mein Herz verloren. International zu leben und zu arbeiten, und der damit verbundene Perspektivwechsel sind mir sehr wichtig. [12182]

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