Anzeige
Anzeige
Colorist Sebastian Göhs gradet ZDF-Serie „Sløborn“

Schwieriges Thema – schwierige Farbe

Die ZDF-Serie „Sløborn“ handelt von einer fiktiven Pandemie und davon, was diese aus den Menschen macht. Gegradet wurde die Serie von Sebastian Göhs. Er hat uns für unser Heft 6.2021 erzählt, was dabei für ihn besondere Herausforderungen waren und wie er DaVinci Resolve dafür genutzt hat.

Eine ZDF-Drama-Serie, die in der Pandemie von einer Pan- demie handelt? Das klingt zunächst einmal makaber und nicht unbedingt nach geschicktem Timing. Doch genau so ist es gekommen. Denn bereits vor der Corona-Pandemie hatte Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Kamera- mann Christian Alvart die Idee zur deutsch-dänischen Produktion. Die Postproduktion der acht Folgen von Staffel 1 fand ebenfalls vor der Corona-Pandemie statt. Die fiktive Krankheit Taubengrippe breitet sich auf der ebenfalls fiktiven deutschen Insel namens Sløborn aus. Die Serie erzählt von einer sich ausbreitenden Pandemie und ihrer Wirkung auf die Menschen und die Gesellschaft. Gedreht wurde die erste Staffel überwiegend auf der ostfriesischen Insel Norderney sowie Drehorten in Polen.

Colorist Sebastian Göhs

Die Farbkorrektur und das Grading übernahm der Berliner Colorist Sebastian Göhs. Der gelernte Film- und Videoeditor ist seit vielen Jahren ausschließlich auf Farbbearbeitung spezialisiert und verhalf Filmen und Serien wie „Deutschland 86“ zu ihrem Look. Göhs selbst verfügt nicht über einen eigenen Grading-Platz, sondern wird für die jeweiligen Projekte in meist größere Post-Häuser geholt, um den Filmen ihren finalen Schliff zu verpassen. An „Sløborn“ hat er auf einem DaVinci Resolve Studio-System bei Basis Berlin gearbeitet. Sowohl die Dailys als auch das finale Grading wurden in DaVinci Resolve fertiggestellt. Kern der Bearbeitung war ein gut ausgestatteter Mac Pro der neuesten Generation in Kombination mit dem Mini-Panel von Blackmagic Design, das Göhs sehr zu schätzen gelernt hat.

Colorist Sebastian Göhs

Produktion und Postproduktion

Showrunner Christian Alvart übernahm zusammen mit einigen Assistenten alle wichtigen Aufgaben am Set und in der Vorproduktion. Für den Dreh entschied er sich für die ARRI Alexa Mini mit HAWK Vintage-74-Anamorphoten. Die meiste Zeit wurde die Kamera auf einem Ausleger benutzt, was für viel Improvisationsspielraum und Flexibilität beim Dreh sorgte. Das Projekt wurde in 2K und Rec. 709 bereitgestellt. Göhs bedauert allerdings, dass die Serie nicht zusätzlich in HDR bestellt wurde.

Die Nachbearbeitung bei Basis Berlin erlaubte eine schnelle und effektive Fertigstellung der Serie, ohne zwischen diversen Postproduktionsorten hin und her fahren zu müssen. So verbrachte Göhs die meiste Zeit mit DoP Christian Huck in der Gradingsuite, wobei gleichzeitig in darüberliegenden Etagen die ADR-Arbeiten, das Sounddesign und die Tonmischung gemacht und von Christian Alvart abgenommen werden konn- te. „Mit Christian Alvart habe ich im Laufe der Jahre schon an so manchen seiner Projekte zusammengearbeitet. Dabei hat sich eine gemeinsame Sprache herausgebildet, dank derer wir jetzt sehr effizient zusammenarbeiten“, so Göhs.

Schwierigkeiten bei der Farbgebung

Da die Serie an vielen unterschiedlichen Drehorten an unterschiedlichen Tagen gedreht wurde, lagen teilweise zwischen einem Schuss und einem Gegenschuss mehrere Tage und einige hundert Kilometer. Genau das war auch die größte Herausforderung für Göhs bei seiner Arbeit an „Sløborn“. Neben der Farbraumumwandlung nutzte er vor allem die Shadows-, Highlights-, Offset- und Kontrast-Tools. Zu seinen Lieblings-Werkzeugen zählt er das Shadows- und das Highlights-Tool, mit denen er auch weniger gut belichtete Bilder noch retten konnte. Besonders das Shadows-Tool erlaubte ihm, Zeichnung in unterbelichtete Teile des Bildes zu bringen, ohne dabei den Noise-Floor mit aufzuhellen. Ebenso bestand ein Großteil seiner Aufgabe darin, in Resolve sonnige Highlights anzugleichen oder Diskrepanzen in Tonwerten und Texturen auszubügeln, die sich bei schwindendem Licht in die Szenen eingeschlichen hatten.

Das Wichtigste waren für Alvart und Göhs jedoch die Hauttöne. Diese sollten durch Farbkorrektur und Look besonders stimmig sein. „Christian Alvart hat eine ganz klare Vision für das Look-and-feel seiner Projekte. Für seine erste Serie erforderte der Ton des Narrativs einen filmischen Look mit einer Dosis an Realität. Wir wollten keine übertrieben stilisierte, super saubere oder künstliche Stimmung erwecken, weil das dem Drama abträglich gewesen wäre“, erklärt Göhs. Bereits bei der Produktion stand ein Show-LUT fest, das Alvart zusammen mit seinem DIT entwickelt hatte. Die LUT befähigte Göhs zur präzisen Steuerung der Schwarztöne und gab ihm zugleich die Basis für glaubwürdige Hauttöne.

Fortsetzung folgt

Nachdem das ZDF zunächst überlegte, den Serienstart zu verschieben, wurde die Serie doch planmäßig veröffentlicht. Sie erfreute sich einer guten Reputation und Einschaltquote. Trotz der Belastungen durch die leider sehr reale Covid-19-Pandemie scheint die Storyline trotzdem Anklang zu finden. Das ZDF gab bereits bekannt, eine weitere Staffel in Auftrag geben zu wollen. Diese könnte noch 2021 fertiggestellt werden. [14596]

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.