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Canons Broadcast-Handheld XF705 im Praxistest

In der Reihe ihrer Broadcast-Henkelmänner wusste Canon in den letzten Jahren überwiegend zu überzeugen. Zur IBC 2018 kam die neue XF705 auf den Markt, mit 4K, Farbsampling von 4:2:2, HLG/PQ für HDR-Liebhaber und 1-Zoll-Sensor. Mark Zdunnek hat sie im Dezember 2018 bei verschiedenen Projekten eingesetzt und in unserer Ausgabe 3/2019 verraten, wie sie performt hat.

Zum Einsatz kam die Kamera in den letzten Wochen bei Einsatzberichterstattungen für WELT, der Schneeballschlacht-WM sowie bei neun verschiedenen Musik- und Performance-Produktionen. Darüber hinaus testeten wir weiteres Equipment wie Lichter, weitere Kameras, Slider- und Griptechnik und realisierten Techniktests mit Shoot- Out inklusive zusätzlichem Equipment unseres Partners Thomas Nowara (TNMD/Schnittpunkt Köln). Die Canon XF705 reiht sich als 4K-Camcorder und Nachfolger der XF300/305 in eine Liga ein, die in dieser kompakten Form eine lange Tradition haben. Im Innern arbeitet ein 1-Typ/Zoll-CMOS-Sensor, der 13,4 Megapixel nativer Sensor-Auflösung (4.268 × 3.148) bietet, mit höchster effektiver Auflösung von 8,29 MP bei 3.840 × 2.160 im 16:9 Bildformat. In 4K kann sie bis zu 50p/60p mit 4:2:2 Farbsubsampling bei 10 bit aufzeichnen, in Full-HD sogar bis zu 120p. Sie bringt zudem einen neu entwickelten Codec mit: den XF-HEVC Codec (H.265) im MXF Container. Mit an Bord sind zudem die allseits beliebten Apple- ProRes-Varianten.

OBJEKTIV

Mit dem kapazitiven 4-Zoll-LCD-Monitor (1,23 Mio. Pixel), der wie erwartet alle üblichen Peaking-, Marker- und Zebra- Einstellungen bietet, ist ein leuchtstarkes, auch in Lichtsituationen mit viel unangenehmem Umgebungslicht gut erkennbares Display verbaut worden. Es kann zudem kompakt unter dem Top-Handgriff verstaut werden, ohne dabei wackelig gelagert zu sein und kann in vielen möglichen Stellungen positioniert werden. Ein wesentliches Highlight ist außerdem das 15-fach-Zoomobjektiv mit seinem großen Brennweitenbereich von 25,5 mm bis 382,5 mm (35 mm äquivalente Brennweite) bei f/2,8 bis 4,5, bei welchem insbesondere die 5-Achsen-Bildstabilisierung hervorzuheben ist. Im Vergleich hierzu kommt die Sony PXW-Z280 als vermutlich einer der wichtigsten Alternativen, wegen ihres abweichenden Konzepts mit ihren 3CMOS 1/2-Typ/Zoll-Sensoren, auf einen noch größeren, allerdings nicht ganz so weitwinklig startenden Brennweitenbereich von 30,3 mm bis 515 mm (35 mm äquivalent). Für alle Dokumentarfilmer – wie auch die Tierfilmer, die den 18-fach-Zoom der XF305 vermissen – und für die Fälle, wo man einmal nur HD benötigt, ist mit der XF705 im Advanced-Zoom-Modus ein 30-fach-Zoom (Sensor Crop / „Digital-Zoom“ des sehr pixelreichen Sensors) mit bis zu 765 mm Brennweite (35 mm äquivalent) möglich. Sollte es noch weitere Wünsche geben, so lässt sich als optionales Bauteil auch der Canon TL-U58 Tele-Konverter nutzen. Er vergrößert den Bereich um 1.5x auf bis zu 1147,6 mm in HD. Auch der WA-U58 Weitwinkel-Konverter ist als Zubehör für das fest verbaute Objektiv einsetzbar. Dieser bewirkt eine 0,8-fache Erweiterung des Sichtfelds auf 20,4 mm. Während das Objektiv ansonsten in vielerlei Hinsicht besticht, habe ich seit Einführung des variablen ND-Filters bei Sony mit der PXW-X180/160 und späteren Implementation zum Beispiel in die FS5 und FS7 Mark II sehr positive Erfahrungen mit der genaueren Belichtungsmöglichkeit gemacht. Über ein solches Feature verfügt die XF705 nicht, weist aber wie ansonsten alle professionellen Camcorder/Broadcast-Kameras ein ND-Filterrad mit den üblichen Dichten 1/4, 1/16, und 1/64 auf. Ein Vari-ND als Feature wäre für den Nachfolger der XF705 sicherlich wünschenswert.

BILDSTABILISATOR

Nachrichtenberichterstattung oder schnelle und dynamische Umfelder aus Live-Performances im Musik- und Konzertbereich erfordern es, rasch, zielgerichtet und stabil gute Bilder liefern zu können. Die Bildstabilisierung der XF705 ist dabei bewusst auch mit maximalem Zoom aus der Hand und ohne weitere Stativlösungen getestet worden und hat uns absolut überzeugt. Die Bilder sehen – wenn man sich schon um ruhige Aufnahmen bemüht – wie festgenagelt oder mit hochwertigem Stativ gedreht aus. Wenngleich im Umfeld der meisten professionellen Kameraleute das Wort Autofokus bereits für Aufruhr sorgt, haben wir es uns dennoch nicht nehmen lassen, den integrierten Dual Pixel CMOS Autofokus (DPAF) gerade in den geschilderten Einsatzgebieten einmal ausgiebig zu testen. Insbesondere für manuelle Fokus-Einstellung kann die bei Canon etablierte Fokus-Hilfe, welche die Abweichung vom Fokuspunkt visuell ansprechend darstellt, natürlich ebenfalls jederzeit genutzt werden. Der beeindruckend schnelle und in unseren Tests auch in schwierigeren Lichtumgebungen mit flachen Kontrasten und geringem Lichteinfall gut funktionierende Autofokus der Kamera wird in der Ausstattung noch um eine sehr einfache Touch-Fokus-Steuerung, eine in unseren Tests gut reagierende Gesichtserkennung und eine Objektverfolgung erweitert. Möchte man bei seinen Einsätzen schnell und mobil agieren, so hilft ein kleines justierbares Schulterpad und die Tatsache, dass die Kamera mit 2,6 Kilo (ähnlich der Z280) ein angenehmes Gewicht auch für längere Verwendung hat. Sie ist gut austariert, was ein einfaches Handling gewährleistet. [7909]

Lesen Sie morgen, wie die Canon XF705 sich bei der Live-Produktion geschlagen hat und was es bei den Aufnahmecodecs zu beachten gibt.

 

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