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Die Karriere von DoP Florian Ballhaus

Mut, Glück und Demut

DoP Florian Ballhaus begann im Alter von 16 Jahren, an Filmsets zu arbeiten. Sein internationaler Durchbruch als DoP erfolgte vor 20 Jahren mit „Flight Plan“ von Robert Schwentke. Wir blicken auf den Beginn seiner Karriere, welche beiden Regisseure besonders wichtig auf seinem Weg waren und auf das Spannungsfeld zwischen Projekten wie „Flight Plan“ und „Der Hauptmann“.

DoP Florian Ballhaus
Foto: Julia M. Müller

Im Frühling des Jahres 1982 steckte der 16-jährige Florian Ballhaus seine Hände zum ersten Mal in einen Dunkelsack. Zum ersten Mal war ihm als Materialassistent Vertrauen und chemischer Film in die Hände gelegt worden. Der Film hieß „Baby it’s you“. Sein Vater Michael Ballhaus war für die Bildgestaltung verantwortlich, John Sayles führte Regie, vor der Kamera stand Rosanna Arquette. „Eigentlich war ich da noch in Berlin auf dem Gymnasium“, erinnert sich Florian Ballhaus. „Aber meine Eltern hatten das Gefühl, das sei die richtige Entscheidung, mich da für ein paar Wochen aus der Schule zu nehmen.“ Michael und Helga Ballhaus wollten ganz einfach, dass ihre Söhne Florian und Jan Sebastian an diesem ersten großen Abenteuer in den USA teilhaben. Was sie alle noch nicht wussten: Es war erste der Anfang von zwei außergewöhnlichen Karrieren.

Verantwortung

Seit er Mitte der 1970er Jahre mit neun Jahren die Filmsets seines Vaters besucht hatte, wollte Florian Ballhaus hinter die Kamera. „Ich hatte keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet“, sagt er. „Ich kannte das nur von den Sets von meinem Vater und fand das irgendwie toll.“ So lernte Florian Ballhaus on the job in den USA neben Kameraassistent Hans-Günther Bücking, der später übrigens DoP bei „Todesspiel“ oder „Solo für Klarinette“ war und heute auch als Regisseur arbeitet.

Den DoP Oliver Stapleton lernte Florian Ballhaus am Set von „Tage wie dieser“ mit Michelle Pfeiffer und George Clooney kennen, wo er als Camera Operator für Stapleton drehte und viel von dem Briten lernte. Ein Jahr später arbeiteten die beiden wieder bei „Liebe in jeder Beziehung“ zusammen.

Doch der Schritt vom Operator und von Second-Unit-Drehs für große Produktionen wie „Men in Black“ oder „Godzilla“ ins DoP-Fach war im Hollywoodsystem nicht leicht. Also beschloss er zusammen mit seiner Partnerin, der Autorin Pamela Katz, eine Pause zu machen und eine Weile zurück nach Deutschland zu gehen.Ungewollt legte er damit den Grundstein für seine DoP-Karriere, denn in Deutschland arbeitete er sofort als DoP, weil hier seiner Aussage nach niemand den Unterschied zwischen Camera Operator und Kameramann verstand, und wirkte an zahlreichen TV-Filmen mit. Sein Nachname, so Florian Ballhaus, habe hier natürlich sehr geholfen.

Schließlich kam er über eine ganz reguläre Anfrage an den Kinofilm „Härtetest“ von Janek Rieke. Noch heute verbindet Florian Ballhaus viel mit dem Film. „Es war der erste Spielfilm, bei dem ich selber Kamera gemacht habe“, sagt der DoP und setzt den Film deutlich von den vorigen Einsätzen als Camera Operator ab, bei denen seine Rolle eher ausführender Natur war. „Hier ging es darum, eine Welt wirklich mitzugestalten“, so Ballhaus. „Und es war ein Experiment für mich: Ließ sich das, was ich gelernt habe, anwenden und umsetzen auf eine Arbeit dort?“

Spannend war für den Kameramann, dass er selbst nicht an der Filmhochschule gelernt hatte. Jetzt traf er auf den Regie-Absolventen Janek Rieke, heute als Schauspieler sehr bekannt. „Ich musste das für mich Erlernte auch noch mal prüfen, in der Zusammenarbeit mit Janek, ob das standhält. Wir haben da viel voneinander gelernt.“

„Der Hauptmann“: Hauptdarsteller Max Hubacher, Regisseur RobertSchwentke und DoP Florian Ballhaus
Herzensprojekt „Der Hauptmann“: Hauptdarsteller Max Hubacher, Regisseur Robert Schwentke und DoP Florian Ballhaus (Foto: Julia M. Müller)

Erdung

In Deutschland machte Florian Ballhaus um dieses Kinodebüt herum vor allem viel Fernsehen. Die Pause in Berlin war dann schon nach zwei Jahren vorbei. Obwohl das Paar sogar ihre Kinder hier auf die Schule schickte, zog es im Jahr 2000 wieder zurück nach New York City. „Wir haben lange überlegt, ob wir das wirklich machen wollen“, so Florian Ballhaus. „Wir haben uns hier wohlgefühlt und haben überlegt, hier zu bleiben.“ Doch es gab die Befürchtung, in New York City den Anschluss zu verlieren, was eine Rückkehr erschweren würde. Zudem wollte Ballhaus nicht riskieren, die langjährigen Kontakte in der US-Filmwelt auf Dauer zu verlieren.

Doch trotz Rückkehr in die USA ließ Florian Ballhaus den Kontakt nach Deutschland nicht abreißen. Er hatte sich mit „Härtetest“ und den TV-Reihen in Deutschland einen Namen gemacht. So erreichte ihn im Sommer 2001 ein Drehbuch, das er zunächst gar nicht richtig verstand. Denn das Genre der tiefschwarzhumorigen Komödie „Eierdiebe“ war – und ist – für Deutschland ungewöhnlich. Autor des Buches und späterer Regisseur des Films war Robert Schwentke. Der war selbst eher im US-System aufgewachsen und hatte am American Film Institute AFI studiert. „Eierdiebe“ wurde Schwentkes Kinodebüt.

Die Chance zu „Flight Plan“ in 2005 hatten die beiden dann aufgrund von Schwentkes Kontakten nach Hollywood. „Robert ist ein extrem visueller Mensch, der wirklich in Bildern denkt“, so Florian Ballhaus. „Er hat eine ganz präzise Idee davon, wie er sich etwas vorstellt, wie er sich das im Schnitt vorstellt und wie er eine Szene visuell aufbaut.“ [15554]


Lesen Sie in unserer Ausgabe 5.2025, wie es nach „Flight Plan“ weiterging und warum „Der Hauptmann“ für Ballhaus ein ganz besonderes Projekt war!


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