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So produziert das ZDF „Der Quiz-Champion“ (1)

Hochpolierte Primetime

Zur besten Sendezeit strahlt das ZDF seine Samstagabendshow „Der Quiz-Champion“ aus. Bei der dreistündigen Aufzeichnung in den Studios in Berlin-Adlershof wird großer technischer und gestalterischer Aufwand getrieben, um das traditionelle Format der Quizshow in eine zeitgemäße Visualität zu übersetzen. Bernhard Herrmann hat für unser Heft 12.2023 beobachtet, wie das im Einzelnen funktionierte.

Kameramann im Studio G
Foto: Creative Art Production

In der Ära des Streaming und der On-Demand-Unterhaltung kämpft das lineare Fernsehen um seinen Platz. Am ehesten kann diese Mission an einem ganz besonderen Sendeplatz gelingen: Samstagabend um Viertel nach acht. Dann, so die Idee, versammelt sich in Millionen von deutschen Wohnzimmern die Familie vor dem Bildschirm und gleichzeitig vor dem letzten digitalen Lagerfeuer des Landes. Eine der Sendungen, die sich der ehrenvollen Aufgabe widmet, diesen renommierten Sendeplatz mit Leben zu füllen und dabei die Mittel der aktuellen Broadcast-Technologie einsetzt, ist „Der Quiz-Champion“ im ZDF. Denn die Show ist nicht nur eine geistige Herausforderung für die prominenten Kandidaten, sondern auch ein Beispiel für Best Practise in der Live-Übertragungstechnik.

Studio G

Das ZDF nutzt das Studio G in Berlin-Adlershof für die Produktion und Aufzeichnung der Show. Das Studio ist knapp 59 × 35 Meter groß, was etwa 2.050 Quadratmetern entspricht. Es ist vollklimatisiert, hat einen umlaufenden Catwalk und es gibt 32 Traversenhänger mit jeweils einer Länge von neun Metern. Dort war ein Studio-Set mit drei Segmenten eingerichtet. Es bestand aus je zwei Bühnen, den Tribünen für das Publikum und den Hintergründen. Mitten im Studio G stand rechts von der Mittelachse ein kreisrundes Bühnenpodest.

Die Tribünen für das Publikum waren aus Gerüstmaterial errichtet worden und boten in einem 180 Grad Halbkreis in vier Reihen ansteigend Platz für 300 Zuschauer. Oberhalb der Sitzreihen waren vier Grass Valley LDX 82 Studiokameras auf Pumpenstativen mit Boxobjektiven positioniert, die sich nahezu auf der gesamten Länge der Bahn bewegen konnten. Dahinter gab es im zweiten Block zwei weitere Sitzreihen, die ebenfalls im Halbkreis angeordnet waren. Der Hintergrund des Bühnensets auf der Seite des Moderators bestand aus einer geschwungenen Wand mit einer Projektionsfolie für die Rückprojektion durch zwei lichtstarke Projektoren aus dem Backstagebereich.

Mikrofoniestation und Rack mit Tonempfängern
Mikrofoniestation und Rack mit Tonempfängern (Foto: Creative Art Production)

Hinter der Bühne war direkt am Eingang eine mit schwarzem Molton abgedeckte Tischfläche eingerichtet und mit weißem Klebeband 32 Felder markiert worden. Jedes der Felder war mit einer laufenden Nummer und den Namen der Protagonisten markiert. In den Feldern lag jeweils ein Mikrofonset bestehend aus einem Sennheiser Kopfbügelmikrofon SL Headmic 1 und einem SK 100 Taschensender. Ein Windschutz für die Mikrofone war nicht vorgesehen, da es im Studio windstill war. Die Racks mit den Tonempfängern befanden sich direkt nebenan.

Die Tontechniker achteten bei der Mikrofonierung genau darauf, dass die Mikrofonkapsel etwa drei Zentimeter vom Mundwinkel des Protagonisten entfernt war. Auch auf etwaigen Ohrschmuck oder Haare, die bei Bewegungen gegen den Bügel und die Mikrofonkapsel Störgeräusche verursachen könnten, wurde genauso wie der korrekte Sitz der beiden Ohrbügel penibel geachtet. Letztendlich lieferten die Headsets durchgängig einen einwandfreien Ton.


Licht-Arbeitsplätze im Studio G

  • Personenlicht-Operator
    Der Personenlicht-Operator steuerte alle Scheinwerfer im Studio-Set und war dem Oberbeleuchter unterstellt.
  • Oberbeleuchter
    Der Oberbeleuchter assistierte dem lichtsetzenden Kameramann.
  • Szenisches- und Effektlicht
    Der Operator für das Szenische- und Effektlicht hatte, wie auch die vorherigen Arbeitsplätze Zugriff auf alle Lampen.
  • Medien-Operator
    Der Medien-Operator war für die Bespielung der gesamten Content-Flächen im Studio G und der LED-Banderole hinter den Prominenten zuständig. Die vorgefertigten Medieninhalte befanden sich auf vier Medienservern direkt nebenan.

 

Spidercam light
Neu am Studiohimmel: die Spidercam light (Foto: Creative Art Production)

11 Kameras plus Spidercam

Für die Aufzeichnung der Sendung waren insgesamt 12 Kameras im Einsatz. Acht Grass Valley LDX 82 HD-Kameras waren mit 101-fach oder 87-fach HD-Boxobjektiven ausgestattet. Zusätzlich gab es eine Deckenkamera mit 4,5-mm- Objektiv und eine weitere, unbemannte Marshall-Minikamera an der Position des Notars. Eine Steadicam mit LDX 82 und 4,3 mm Superweitwinkel sowie eine PMT-Spidercam mit identischer Optik komplettierten das Kamera-Setup. Das unter anderem von der Übertragung von Fußballspielen bekannte Spidercam 250 Field, das computergesteuerte Seilsystem für dreidimensionale Kamerafahrten von Professional Motion Technology aus Hamburg, gibt es nämlich inzwischen auch in einer Variante für Studios. Für deren Einsatz sind laut PMT mit Kamera-Operator, Spidercam-Pilot, Techniker und Rigger vier Personen erforderlich.

Die Spidercam light ist laut PMT eine komplette Neuentwicklung. Der kleinere Dolly mit dem stabilisierten Newton- Remotehead, vier kleinere Winden und ein Durchhang von nur 5 Grad ermöglicht die Nutzung dieses neuartigen Seilsystems selbst in Studios mit geringer Bauhöhe wie etwa dem Studio G in Adlershof. Der Arbeitsplatz des Spidercam-light-Personals lag am Ende des Oberrangs auf der anderen Seite des Ton-FOH. [15396]

 


Lesen Sie morgen, wie die Eröffnungssequenz der Show als Steadicam-One-Shot realisiert wurde!


 

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