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DoP Ralf Noack arbeitet semi-dokumentarisch für „Muxmäuschenstill X“

Echtes Leben in der Fiktion

Nach 20 Jahren wird der Überraschungserfolg „Muxmäuschenstill“ fortgesetzt. Bei „Muxmäuschenstill X“ übernahm diesmal Hauptdarsteller und Drehbuchautor Jan Henrik Stahlberg die Regie. Für die semi-dokumentarische Bildgestaltung war DoP Ralf Noack verantwortlich. Wir sprachen mit dem Kameramann in unserem Heft 5.2025 über die Herausforderungen des anspruchsvollen Konzepts.

Jan Henrik Stahlberg, DoP Ralf Noack und Tonmeister Philipp Lehner
Jan Henrik Stahlberg, DoP Ralf Noack und Tonmeister Philipp Lehner (Foto: Mux Filmproduktion)

Im Juli 2004 gab es noch keine Social-Media-Budgets in Marketingagenturen und Facebook war gerade mal drei Monate alt. So lag auch Microtargeting nach Interessengruppen, für das man Onlinemonopolisten reichlich Geld überweisen darf, in weiter Ferne. In jenen Zeiten gewann ein günstig produzierter, subversiv-kantiger Arthousefilm mit nur 75 Kopien über 300.000 Kinobesucher. So hielt er sich vier Wochen lang in den Top Ten der Kinocharts im Umfeld von „(T)Raumschiff Surprise“, „Troja“ und „The Day After Tomorrow“ – alles dank eines ausgeklügelten Guerillamarketings, das perfekt an die Geschichte des eigenwilligen Rächers Mux andockte. Am Ende des ersten Teils musste die Hauptfigur sterben. Zuviel Schuld hatte er auf sich geladen.

Subjektivität

Für die Fortsetzung „Muxmäuschenstill X“ lässt Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg, der diesmal auch auf dem Regiestuhl Platz nahm, seine Paraderolle wieder auferstehen. Erneut pöbelt Herr Mux sich durch eine zunehmend polarisierte Welt, in der er aus einer Kleinstadt im Osten Deutschlands seinen paneuropäischen Feldzug gegen den Neoliberalismus startet. Auch das semi-dokumentarische Kamerakonzept erinnert stark an den Vorgänger. Dafür zeichnet im Sequel DoP Ralf Noack verantwortlich.

Noack stammt aus Dresden und studierte dort Kunstgeschichte, bevor er für ein Studium der Bildgestaltung an die Filmakademie Baden-Württemberg ging. 2007 absolvierte er eine Masterclass an der UCLA in Los Angeles. Seine Bildgestaltung des Fernsehfilms „Der Metzger muss nachsitzen“ wurde mit dem Deutschen Kamerapreis 2015 ausgezeichnet. Auch dokumentarische Werke gehören zu Noacks Werk, wie der Dokumentarfilm „Begrabt mein Herz in Dresden“. Seine Vorliebe für viele Genres und auch Genremixe ließ ihn auch aufhorchen, als Jan Henrik Stahlberg ihn ansprach, ob er ihn an der Kamera für „Muxmäuschenstill X“ unterstützen würde.

Martin Lehwald hatte mit der Schiwago Film schon den ersten Teil produziert. Noack kannte Lehwald bereits seit der Theateradaption „Kasimir und Karoline“ nach Ödön von Horváth. „Das war am Ende ein ähnlicher Ansatz des Arbeitens“, so Ralf Noack, „auch eine in der Spielfilm-Form erzählte Geschichte, die wir aber auch mehr oder weniger auf eine ganz dokumentarische Art und Weise gedreht haben.“ Über Lehwald hatte er auch Stahlberg kennengelernt. Beim Gespräch über die geplante Machart waren beide sofort auf einer Wellenlänge. „Dieses Gefühl der Subjektivität und der Echtheit, das war uns total wichtig zu übernehmen“, erläutert Ralf Noack. „Das macht diese Art von Satiredrama aus, dass man diese Distanz zur Fiktion verliert.

Dreharbeiten "Muxmäuschenstill X"
Authentische Reaktionen: Stahlberg und Vellguth ziehen von Haustür
zu Haustür. (Foto: Mux Filmproduktion)

Technikupdate

Technisch hat sich in den letzten 20 Jahren in Sachen Bildakquise natürlich einiges getan. Der erste Film wurde konsequent auf MiniDV gedreht, einem reinen Consumer-Medium. Ralf Noack wollte jetzt einerseits eine gute Bildqualität für das Kino generieren, andererseits in den dokumentarischen Situationen so flexibel wie möglich bleiben. Seine Wahl für die A-Kamera fiel so auf die Blackmagic Design Pocket Camera 4K. Sie kann in Blackmagic RAW aufzeichnen und stellte so einen guten Kompromiss in Sachen Bildqualität und Handling dar.

Er kombinierte die Kamera mit drei Voigtländer-Fotoobjektiven aus der Nokton-Serie, die den Weitwinkel-, Porträt- und Nahbereich abdeckten. Die Objektive sind lichtstark und sehr kompakt, was für Noack wichtig war, um schnell aus dem Rucksack heraus ohne große Aufbauten einsatzbereit zu sein.

„Wir haben visuell ein bisschen weiter gedacht, weil auch ein paar Jahre dazwischen lagen“, so DoP Noack. „Wir haben auf der einen Seite natürlich diese dokumentarische Spielfilme-Ebene aufgenommen und die zeitgemäßer kombiniert.“ So zücken viele der Figuren, allen voran Karsten, die rechte Hand von Hauptfigur Mux, ihre Smartphones und drehen mit. Editorin Sarah Clara Weber schneidet dann immer wieder auch in deren Perspektive. „Zusätzlich haben wir noch eine Ebene eingebaut von einer Art Überwachungskamera, die die Aktivisten in ihre Masken eingebaut haben“, erklärt Noack. „Genau das waren so diese Neuerungen, die wir gestalterisch eingeführt haben und damit an die jetzige Zeit adaptiert haben.“

Die Dreharbeiten fanden bereits 2021 statt. Von Mitte Januar bis Mitte Mai lagen mehrere Drehabschnitte in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin sowie Frankreich und Griechenland. Noacks Kameracrew bestand aus Philip Jestädt und Carolin Hauke. Die beiden waren ein wichtiger Bestandteil in der Umsetzung der dokumentarischen Qualität. [15548]


Lesen Sie weiter in unserer Ausgabe 5.2025, wie das hybride Kamerakonzept von „Muxmäuschenstill X“ weiter umgesetzt wurde!


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