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Wir stellen die Preisträger des 32. Deutschen Kamerapreises vor (10)

Kamera und Karawane – DoPs Danilo do Carmo und Arne Büttner

Wir schließen unsere Reihe mit den Gewinnerinnen und Gewinnern beim 32. Deutschen Kamerapreis ab mit den Preisen für die beste Kamera in Dokumentarformaten. In der Kategorie Dokumentarfilm wurden Arne Büttner und Danilo di Carmo ausgezeichnet.

Danilo do Carmo und Arne Büttner
Danilo do Carmo (li.) und Arne Büttner (Foto: WDR)

Arne Büttner, geboren 1992, ist Kameramann und Fotograf. Seine ersten filmischen Erfahrungen sammelte er 2010 bei einem Kurzdokumentarfilm über Wanderarbeiter in China. Danach studierte an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und machte dort 2017 seinen Bachelor-Abschluss. Zuvor absolvierte er ein Gaststudium an der Kunstakademie Havanna (Instituto Superior de Arte) und nahm an einem studentischen Austausch nach Teheran (Filmfakultät der Sooreh University) teil. Er arbeitet als freiberuflicher Kameramann, Oberbeleuchter und Colorist für Spielfilme und Dokumentarfilme. „Lo que queda en el camino“, sein erster langer Dokumentarfilm als Kameramann, wurde 2018 bis 2020 in Honduras, Guatemala, Mexiko und USA gedreht.

Danilo do Carmo wurde in Südbrasilien geboren und arbeitet seit 2015 als Kameramann und Dokumentarfilmer. Zuvor studierte er Audiovisuelle Medien an der USP und Kamera an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Er führte Regie bei fünf Episoden der brasilianischen Doku- mentar-Serie „Educação que dá certo“, die auf CNN Brasil ausgestrahlt wurde, und filmte auch zwei weitere Episoden. Zudem inszenierte er den Kurzfilm „La Espera“ (2020), der auf dem Rotterdam Festival uraufgeführt wurde und auf dem Hamburger Kurzfilmfestival den Preis als bester Film gewann. Weitere Kurzfilme, die Danilo do Carmo als Kameramann drehte, liefen auf brasilianischen und internationalen Festivals.

Zunächst herzliche Glückwünsche zum Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Dokumentarfilm! Was bedeutet der Preis für euch?
Arne Büttner: Der Preis ist eine wunderschöne Anerkennung für einen wichtigen Dokumentarfilm, der von uns unabhängig, ohne Filmförderung, in einem ziemlich kollektiven Prozess produziert wurde.

Ihr habt für „Lo que queda en el camino“ eine Frau begleitet, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben mit ihren Kindern 4.000 Kilometer durch Mexiko reist. Wie war das für euch? Sicher anstrengend …
Arne Büttner: Die Dreharbeiten waren physisch sehr anstrengend, wir haben ja den gleichen Weg mitgemacht, den auch Lilian und die anderen Mitglieder der Karawane gegangen sind. Wir mussten das Filmequipment auf ein Minimum reduzieren, damit wir noch unser Zelt und Schlafsäcke transportieren konnten. Zum Glück haben wir große Unterstützung von den Migrant:innen der Karawane selbst bekommen. Die körperliche Anstrengung der Reise wurde etwas kompensiert durch das schöne Miteinander in der Karawane.

Inwieweit kann man sich auf solch ein Projekt vorbereiten und wie sahen die Vorbereitungen bei euch aus?
Arne Büttner: Wir hatten wenig Vorbereitungszeit, da zwischen der ersten Idee und dem Beginn des Drehs nur etwa zwei Wochen lagen. Deswegen bezog sich die Vorbereitung hauptsächlich auf sehr konkrete Sachen, wie die Besorgung der Camping-Ausrüstung und dem Zusammenstellen von Kamera- und Ton-Equipment. Inhaltliche und formelle Aspekte des Films an sich haben wir dann während der Reise gemeinsam besprochen.

Filmstill aus „Lo que queda en el camino“
Arne Büttner und Danilo do Carmo waren würdevolle Porträts wichtig. (Foto: Arne Büttner / Danilo do Carmo)

Die Jury schrieb in ihrer Begründung: „Trotz permanent widriger Drehbedingungen gelingen durchgehend Bilder für die große Leinwand.“ Hattet ihr ein visuelles Konzept, das euch dabei unterstützt hat und wie sah es aus?
Arne Büttner: Es war uns wichtig, trotz der Bedingungen, alle Menschen in schönen, würdevollen Porträts zu präsentieren. Wir wollten auch die Vielfalt der Orte und Landschaften, die diese Menschen bereisen, in dem Dokumentarfilm abbilden.

Wie lang dauerte der Dreh?
Arne Büttner: Der Hauptdreh, also die Reise mit der Karawane, dauerte etwa zwei Monate. Davor hatten wir eine etwa zweiwöchige Recherchephase in Mexiko und Honduras. Und dann gab es noch einen kurzen Nachdreh von etwa einer Woche ein gutes halbes Jahr nach der Reise.

Wie groß war euer Team und wie habt ihr die Logistik bewältigt?
Arne Büttner: Das Team beim Dreh bestand aus Regisseur Jakob Krese, Danilo (Co-Regie und Kamera) und mir (Kamera). Zusätzlich hat uns ein junger Mann aus der Karawane als Produktions-Assistent unterstützt. Nach dem Dreh kamen dann mehr Leute in der Post-Produktion dazu.

Hat den gesamten Dreh über euer Equipment mitgespielt und wie sahen dabei eure Planungen aus?
Arne Büttner: Zum Glück hatten wir keine größeren Probleme mit dem Equipment. Während des Drehs gab es einen elektronischen Defekt mit dem Akku-Mount an der Kamera, das konnte glücklicherweise ein älterer Herr beheben, der einen kleinen Laden zur Reparatur von Radios und Fernsehern in einem Dorf betrieb. Am Ende hatten wir dann noch ein kleines Problem mit dem elektronischen Handgriff der Kamera. Da trafen wir zum Glück in einem kleinen Einkaufszentrum einen ehemaligen Flugzeug-Elektroniker, der uns das Teil wieder zusammenlötete. Manchmal gibt es eben interessante Zufalls-Begegnungen beim Dokumentarfilm!

Was sind eure nächsten Projekte?
Arne Büttner: Wir arbeiten alle an neuen dokumentarischen Projekten. Jakob schreibt zum Beispiel an einem persönlichen Film über die Geschichte Jugoslawiens und ich habe im letzten Jahr ein dokumentarisches Porträt einer afghanischen Frau im Flüchtlingslager Moria fertiggestellt. [15303]

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