Als bildgestaltende Kamerafrau arbeite ich sowohl in fiktionalen als auch dokumentarischen Kino- und Fernsehproduktionen. Ich schätze die Abwechslung zwischen szenischer und dokumentarischer Arbeit sehr – beide Bereiche stellen ganz unterschiedliche Herausforderungen dar, ergänzen sich aber auch.
Während mich beim Spielfilm die intensive Vorbereitung, die enge Zusammenarbeit im Team und die bewusste visuelle Gestaltung begeistern, fasziniert mich beim Dokumentarfilm das spontane, intuitive Arbeiten und die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Realität. Oft übernehme ich beim Spielfilm gelernte Intuitionen aus dem Dokumentarfilm, während mir meine technischen Kenntnisse in der Lichtsetzung bei Dokus helfen, unter oft hohem Zeitdruck eine funktionierende Lichtstimmung zu schaffen und mit vorhandenen Lichtquellen effektiv zu arbeiten.
Besonders wichtig ist mir die inhaltliche Tiefe eines Projekts – die Auftragsform ist für mich zweitrangig. Ich liebe es, mich intensiv mit Geschichten, Charakteren und deren Psychologie auseinanderzusetzen, um daraus eine präzise Bildgestaltung zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit Regie und Team ist für mich essenziell, um eine eigene, stimmige Bildsprache zu erschaffen, die der Dramaturgie folgt.
Gerade komme ich von der Premiere meines Spielfilms „The Visual Feminist Manifesto“ beim IIFR in Rotterdam, die mir auch noch einmal verdeutlicht hat, an welchen Stoffen ich auch in Zukunft gerne mitwirken möchte. Der Wunsch, relevante Geschichten zu erzählen, ist ein großer Antrieb für meine Arbeit. Mir ist wichtig, individuelle Geschichten ganz unterschiedlicher Menschen im Kontext ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Themen zu erzählen.
„The Visual Feminist Manifesto“ handelt von der Suche einer jungen Frau in einer unbenannten arabischen Stadt nach Selbstbestimmung und Loslösung vom Patriarchat. Wir haben in Berlin, dem Libanon und auf Sizilien gedreht und der Film stellt in gewisser Weise ein Hybrid dar, da wir auch mit dokumentarischen und Animationselementen gearbeitet haben.
Egal ob Spielfilm oder Doku – ich merke immer wieder, welchen Wert ich aus kollaborativen Arbeiten im Team ziehe und wie sehr es mich erfüllt, wenn man gemeinsam eine funktionierende emotionale Sprache gefunden hat und am Ende des Tages weiß, dass sich die langen Stunden gelohnt haben. Jedes Projekt erlaubt mir, tief in neue Welten einzutauchen, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und mit meiner Bildgestaltung zur Erzählung beizutragen.
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Ja, ich bin Mitglied im Netzwerk der Cinematographinnen e.V., ein Zusammenschluss von Bildgestalterinnen aus dem deutschsprachigen Raum. Dieses Netzwerk ist eine wertvolle Plattform für den Austausch über kreative, technische und berufliche Fragen und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, die Filmbranche aktiv mitzugestalten.
Durch regelmäßige Treffen, Branchentreffs und Workshops fördern wir die Sichtbarkeit von Kamerafrauen und setzen uns für mehr Gleichberechtigung hinter der Kamera ein. Der Wandel passiert nicht von allein – es braucht starke Stimmen und ein starkes Netzwerk, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Der Cinematographinnen e.V. bietet genau diesen Raum für Dialog, gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Wachstum in der Branche, was ich sehr schätze!
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Ich finde es oft gar nicht so einfach, das zu trennen, da ich sehr viel aus der Arbeit auch für mich im Privaten ziehe. Das Filmemachen lässt sich mit so vielen Interessen verbinden, dass die Grenzen oft verschwimmen.
Ich gehe sehr gerne ins Kino, habe große Freude an Analogfotografie und mag den Ausgleich beim Fotografieren, auch einmal allein unterwegs zu sein und Momente einzufangen oder Freunde zu porträtieren. Ansonsten versuche ich tatsächlich, so viel Zeit wie möglich mit Familie und meinen Freunden zu verbringen, da das ja bei den langen Tagen in unserem Beruf oft schwer vereinbar ist! [15531]