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Ex-Kameramann berichtet über Ausstieg aus der Branche

Das Ende der Leidenschaft

“Wer kann, verlässt die Branche”, sagt Stefan Nowak. Der Kölner arbeitete 20 Jahre lang als Kameramann. Er kehrte der Branche den Rücken, weil diese sich langsam selbst zerstöre. In der aktuellen Ausgabe des Film & TV Kameramann schildert er seine Beweggründe. Darauf bekamen wir so viel Feedback, dass wir uns entschlossen haben, den Artikel auch online zu stellen. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

Text: Stefan Nowak

Stefan Nowak
Stefan Nowak (Bild: Foto: Carina Richter)

Das Fernsehen der Siebziger Jahre hat meinen Berufswunsch entfacht. Ich bin in einer weltoffenen Stadt und mit den großen Fernsehreportagen und Dokumentarfilmen aufgewachsen; mit Ernst von Khuon, Hans Hass, Peter Scholl-Latour, und vielen Anderen, die damals mit ihren Kameraleuten spannend und unterhaltsam mit Engagement und Können aus der ganzen Welt berichteten. Mit sechzehn wußte ich dann, dass ich selber mit Leidenschaft Bilder drehen, die Welt sehen und mit meinen Bildern nicht nur informieren und unterhalten, sondern auch für Menschen und gegen Missstände kämpfen wollte. Mir war sehr klar, dass ich nicht viel Geld verdienen, sondern spannende Bilder aufnehmen, Geschichten erzählen, und von meiner Arbeit leben können wollte.

Bewerbungen um ein Volontariat bei den damals existierenden zwei großen Sendern, ARD und ZDF waren erfolglos. Die reagierten mit Desinteresse, denn sie waren auf Jahre hinaus mit Volontären versorgt, und die Kameraassistenten warteten ewig darauf, dass der Kameramann von einem Blumentopf erschlagen wird, damit sie selber endlich mal „an die Mühle“ kamen. Alternativen sah ich damals nicht; erst Jahre später kauften die frisch gegründeten Privatsender die Kameraleute und Kameraassistenten der Öffentlich- Rechtlichen zu Traumhonoraren für sich ein.

Autodidakt

Also beschloss ich das, was ich autodidaktisch seit der Schulzeit semiprofessionell ‘nebenher’ tat, erstmal beruflich zu machen: zu fotografieren. Nur wollte ich jetzt davon leben. Dem lehrreichen Anfang als Lokalfotograf bei einem Lokal- und Anzeigenblatt im freudlosen Nordhessen folgte nach zwei Jahren ein Umzug nach Berlin, zur dort damals einzigen unabhängigen Tageszeitung, dem Tagesspiegel. Auch dort fotografierte ich mit viel Leidenschaft und Spaß an der Arbeit, festangestellt, acht Jahre lang quer durch alle Themen; entwickelte meine Filme, vergrößerte meine Bilder selber und genoss die Arbeit mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen.

Als ich dann einen französischen Dokumentarkameramann kennenlernte, loderte das alte Feuer wieder auf. Nachdem ich ihm Fotos gezeigt hatte, meinte er, Bilder zu machen müsste ich nicht mehr lernen und bot mir an, für ihn als Kameraassistent zu arbeiten und so das Handwerk von der Pike auf zu lernen. Ich kündigte meine feste Anstellung in Berlin (das hat ihn beeindruckt) und zog zurück nach Köln, um von dort aus mit meinem neuen „Kameravater“ um die Welt zu ziehen und das Drehen zu lernen.

Es war eine großartige Zeit; wir drehten alles, von Aktuellem über Reisereportagen, Tierfilme, Kriegsreportagen, Dokus für die UNESCO, Industriefilme, Wissenschaftsreportagen bis hin zu Unterwasserfilmen – und wir sind bis heute enge Freunde.
Nach ein paar Jahren meinte er dann, ich solle gefälligst auch ab und zu mal mit anderen Kameraleuten drehen, um deren Stil kennenzulernen und auch von ihrem Wissen zu profitieren. Das habe ich getan, und dann habe ich irgendwann immer häufiger selber in der ganzen Welt schöne, interessante, gewalttätige, langweilige, furchtbare oder auch nur belanglose Geschichten gedreht.

Eines Tages wurde mir klar, dass die Honorare seit meinem Einstieg ins Fernsehgeschäft achtzehn Jahre lang nicht gestiegen, sondern im freien Fall nach unten waren, und ich einer der Wenigen in der Branche war, die sich weigerten, für weniger Geld immer länger und intensiver zu arbeiten und dann auch noch monatelang aufs Geld zu warten.

Engagement

Ich wollte nicht nur ins allgemeine konsequenzlose, lähmende Branchengejammer einstimmen, also engagierte ich mich für bessere Honorare und Arbeitsbedingungen. Erst bei der FilmUnion in ver.di, dann auch im Berufsverband der Kameraleute, im BVFK. Als Ursachen für die manchesterkapitalistischen Arbeitsbedingungen im Fernsehgeschäft habe ich verschiedene Gründe gesehen: die immer weiter sinkenden Budgets der Sender, und die Unzahl von häufig finanziell und fachlich inkompetenten Produzenten und Produktionsfirmen, die unterbudgetierte Produktionen nicht ablehnen, sondern die miese Bezahlung nach unten an die Kamerateams und Autoren durchreichen.

Gleiches gilt für Kameraleute und Assistenten und auch Autoren – jeder Job wird angenommen, sei er auch noch so schlecht bezahlt. Dann ist da das systematisch durch Überproduktion von oft an profitablen Privatschulen mehr schlecht als recht ausgebildeten Mediengestaltern erzeugte Überangebot an billigster und willigster Arbeitskraft. Für diese jungen Menschen sind miese Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung gottgegeben, denn sie haben es nie anders kennengelernt. Das sind Teilaspekte des Problems; lange Zeit habe ich geglaubt und auch öffentlich vertreten, dass die Misere letztendlich auf die immer weiter sinkenden Budgets der Sender zurückzuführen sei. Dieses Engagement hat mich Sympathien und auch Aufträge gekostet. Das Fernsehen stirbt einen langsamen Tod, und mit ihm die Produktionsfirmen, Autoren, Kameraleute, Tontechniker, Regisseure.

Wem das klar geworden ist, der erkennt, dass es nicht besser werden wird. Die durchschnittlichen ARD/ZDF-Zuschauer sind 63 Jahre alt; die Privatfernsehseher gerade mal fünfzehn Jahre jünger. Dementsprechend grottoid ist der überwiegende Teil der ausgestrahlten Programme. Pilcher-Schmonzetten, peinliche Shows mit noch peinlicheren Showmastern, unzählige Talkshows mit immer denselben Gästen über austauschbare Themen beim zwangsalimentierten Fernsehen; frauensuchende Landwirte, grenzdebile chancenlose Möchtegernauswanderer oder gescriptete „Dokusoaps“ mit talentfreien Laiendarstellern beim privaten Werbefernsehen.

Medienwandel & Erfahrung

Wer mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu tun hat weiß, dass die eigentlich überhaupt nicht fernsehen, sondern sich mit dem Smartphone bei Youtube oder in den Mediatheken der Sender bedienen. Wer will auch schon die Produkte von menschlich und beruflich unerfahrenen, aber billigen Kameraleuten sehen, die nicht wissen, wie sie es handwerklich hinkriegen, und mit ebenso billigen und unerfahrenen Redakteuren oder Realisatoren, die nicht wissen wie es geht, Filme für Zuschauer drehen, die das alles sowieso nicht interessiert?

„Anschlüsse gibt’s am Bahnhof, Schärfe beim Inder im Bahnhof und Inhalte im Bahnhofsmülleimer.“ Das ist keineswegs nur bei den Produktionen für die Privaten so; ich habe für alle gearbeitet. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen nehmen Erfahrung und Kompetenz nicht nur der Kamerateams, sondern auch der festen und freien Redakteure, Regisseure oder Realisatoren rapide ab. Kein Wunder, denn sie werden immer jünger, sind dadurch zwangsläufig unerfahrener, schlechter bezahlt und zunehmend überfordert – von unterbudgetierten Drehs, zu langen Drehtagen und der Angst um den nächsten Job. Ohne Bildung, Lebens- und Arbeitserfahrung und tägliches Dazulernen macht man aber keine guten Filme.

Die Verantwortlichen in den Sendern interessiert das nicht; die Öffentlich-Rechtlichen muss es nicht interessieren, denn sie werden von der Gesellschaft ohne Rechenschaftspflicht zwangsalimentiert, und bei den Privaten dient das Programm ohnehin nur zum Füllen der Pausen zwischen den Werbeblöcken. Da zählen nicht Inhalte, sondern die Shareholder Value. Mittlerweile ist mir klargeworden, dass die sinkenden Budgets nur ein Teil des Problems sind. Die Sender und Produzenten wissen mittlerweile genau, dass sich in der Branche immer ein Arschloch finden wird, das gezielt zu den Gewerkschafts- und Berufsverbandstreffen geht, um dort die diskutierten und aufgerufenen Mindesthonorare in Erfahrung zu bringen. Dann geht dieser „Kollege“ oder die „Kollegin“ zum Sender oder Produzenten und unterbietet diesen Preis, kriegt also den Auftrag – und die Anderen schauen in die Röhre.

Neue Aufgabe

Weder das Engagement von hauptberuflichen oder ehrenamtlichen Gewerkschaftern, noch die aufreibende Arbeit der in den Berufsverbänden engagierten Kollegen haben Aussicht auf Erfolg, wenn Branchenkollegen die eigene Branche verraten. Nachdem ich das lange Zeit erfolglos angeprangert und auch vor einer Abspaltung der anständigen Kollegen von den Dumpern im Berufsverband gewarnt hatte, wurde mir klar, dass man mit den wenigen anständigen Kolleginnen und Kollegen nicht gegen die Windmühlenflügel der Dummheit, Feigheit, Anpassung und Unfähigkeit gewinnen kann.

Mir geht’s jetzt gut; ich habe meinen Weg gefunden, habe spannende Projekte mit sympathischen und kompetenten Kollegen, die wissen, was sie tun und von denen ich immer wieder dazulerne. Ich checke nicht mehr stündlich, ob ich eine Email oder den Anruf eines Kunden verpasst habe. Ich habe endlich diese ganze, nur aus beruflichen Gründen ertragene Social-Network-Pest gelöscht. Meine Arbeitszeiten sind absehbar; ich kann meine Freizeit, anders als früher, einteilen und planen. Wenn es doch mal länger wird als gedacht, wird es bezahlt -–und das Geld kommt pünktlich, ohne Hinterhertelefonieren und Drohungen mit Rechteentzug oder dem Anwalt.

Ich bin glücklich, zufrieden und wesentlich entspannter – ich leiste harte körperliche Arbeit; trage Verantwortung für meine Projekte, die Kollegen, und die für mich und für die Qualität meiner Arbeit. Ich bin ‘raus aus dieser menschenverachtenden, verlogenen Drecksbranche Fernsehen.

Ich vermisse nichts, denn ich habe noch eine großartige Zeit in der Branche erlebt; die befriedigende Zusammenarbeit mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen hatte ich allerdings seit langem kaum noch genießen dürfen. Die Formate, für die ich gearbeitet habe, werden entweder immer seichter oder kaum noch produziert. Sendeplätze gibt es dafür ohnehin nicht mehr.

Ich will auch nicht mehr mit unzulänglichen Kameras oder Fotoapparaten drehen, deren Handling einen ergonomischen Rückschritt von dreißig Jahren mit sich bringt, denn es geht immer mehr nur noch um den „Look“, statt um Inhalte.

Reportage heißt heute DokuSoap und wird gescriptet von und mit Dilettanten hingerotzt. Dokumentarfilm ist „Infotainment“ und blendet von einer Kamerafahrt in den nächsten Drohnenflug oder Kranschwenk und muss „Re-Enactments“ haben, in denen frisch geföhnte glattrasierte Seeleute in sauberen und faltenfreien Uniformen auf der Santa Maria gerade Amerika entdecken, während der Kommentator dramatisch erzählt, dass sie schweißgebadet unter Skorbut und Syphilis leiden.

So billig wie in Deutschland wird sonst nirgendwo produziert; Fernsehteams in Frankreich und Großbritannien bekommen doppelt, in Skandinavien dreimal soviel für ihre Arbeit; deutsche Teams arbeiten in Polen, weil sie billiger sind als die polnischen Kollegen. Das tut mir immer noch leid für die anständigen Kollegen – aber ich hab’s jetzt hinter mir, ich bin zufrieden und ohne Bitterkeit ‘raus aus dem Rat-Race. Und das tut gut.

Hartes Thema Ausstieg

Gerne hätten wir Ihnen noch mehr Einzelfälle vorgestellt und von Kollegen ihre Beweggründe für den Entschluss, die Film- und TV-Branche zu verlassen, erläutern lassen. Vor allem, um zu zeigen, dass es stets die gleichen Gründe sind: Das jahrelang erlernte Handwerk des Berufskameramanns wird nicht mehr wertgeschätzt, die Leidenschaft für diesen so schönen Beruf geht verloren, Altersvorsorge und Rücklagen sind nicht mehr möglich.

Leider waren viele, die wir ansprachen zwar zu einem Gespräch bereit, in die Öffentlichkeit wollten sie mit der Geschichte nicht treten. Vielen geht es ähnlich, wie Stefan Nowak. Sie haben mit der Branche abgeschlossen – einige verbittert, andere im Guten. Doch oft sind noch Freunde und Kollegen bei Film und TV tätig, die Teil der Geschichte wären und daher eine Veröffentlichung nicht in Frage kommt. Wir respektieren diese Entscheidung.

Stefan Nowak

war rund 20 Jahre in der Film- und TV-Branche als Kameramann tätig, bis er 2015 den Entschluss fasste, das Berufsfeld zu wechseln. Er machte Dokumentarfilme und Reportagen, war zu Auslandseinsätzen in Krisengebieten unterwegs und arbeitete sowohl für ARD und ZDF, als auch für private Sender. Heute arbeitet er im Ingenieurabbruch mit Spezialmaschinen wie 100-Tonnen Longfront-Baggern oder 2-Tonnen Mini-Abbruchmaschinen und zerlegt Gebäudeanlagen. „Heavy Metal und Gehirn.“ Nowak lebt in Köln.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Danke für die klare Kante. schwacher Trost, dass es im Hörfunk- und Printjournalismus auch nicht besser ist, Robert Fishman, http://ecomedia.info

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  2. Und als Videojournalistin ist es auch nicht besser. Ich frage mich, wo das alles hinführen soll…
    http://anuschka-bacic.de

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    1. Da sind Sie aber leider selbst Schuld. EIn VJ ist das beste Beispiel zur Selbstausbeutung in dieser Branche. Niemand zwingt sie dazu einen Kamera neben ihren journalistischen Aufgaben zu halten. Sie sind selbst geil drauf und somit verfällt ihr selbstschutz..Daher persönliches Pech.

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    2. Wieso “wohin”? Es hat doch schon hingeführt. ;'(

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  3. Die dargestellten Entwicklungen sind nicht auf die Medienbranche beschränkt. Schon seit Jahren werden in vielen Branchen gute Jobs gesplittet, Löhne zersetzt und Arbeitsbedingungen verschlechtert. Allerdings tut es mir in der Medienbranche am wenigsten leid. Eine eigentlich dynamisch-kreative Branche wurde durch Institutionalisierungen und Markteingriffe über Jahre hinweg industrialisiert und standardisiert. Filmschulen, Filmförderung und der ÖRR haben oft nur “Facharbeiter” gefördert, aber kaum intelektuelle, kreative oder politische Menschen unterstützt.

    Des Weiteren erinnert mich der Text ein wenig an einen Buchdrucker, der sich darüber beschwert, dass es jetzt Laserdrucker gibt, und er daher seinen Job aufgeben muss. Wenn die Leute nicht mehr Milch trinken, müssen eben auch Milchbauern ihren Betrieb dicht machen. Das sind nun mal die Gesetze des Marktes, und mit einiger Bitterkeit schreibe ich als 30jähriger, dass ich das alles nicht anders kennen gelernt habe.

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    1. sehe ich auch so, seit den 90er Jahren wird aus Deutschland immer mehr ein Billiglohnland gemacht. Leider ist in der Bevölkerung die Mentaliätat, wenns mich nicht erwischt ist mir das auch egal. Fachkräfte in der Industrie haben es schon seit Jahren viel schwieriger. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind in erster Linie keine Fernsehsender. Sich zu verwalten ist deren Hauptgeschäft. In einer Marktwirtschaft sollte so was auch nicht unbedingt funktionieren.

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      1. Wenn wir schon die Mentalität kritisieren, dann eher diese: Warum soll ich mich für bessere Bedingungen stark machen? Dann profitieren davon ja auch Andere, und ich bin doch meines und nicht anderer Leute Glückes Schmied! Und wenn es mir schlecht geht, ist folglich nicht das System schuld, sondern ich ganz allein.

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        1. Leider sind es genau diese Einstellungen wie Ihre,die zu solchen Auswüchsen führen.Und dass sie sich dabei nichts denken läßt nur noch tiefer blicken.Es gab einmal das Wort Kollegialität.

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          1. So traurig es sich anhört, aber es ist wahr. Diese Digitalisierung, Industrie 4.0 und billig, billig ist für die einfachen Arbeitnehmer alles andere als toll. http://aerial4motion.com/

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    2. Mir kommt es eher so vor, dass die Generation 30 – gern ohne Milch auskommt, gibt ja auch genug Auswahl zwischen Red Bull oder Club mate, Koffein Tabletten und anderen Psychopharmaka. Der Vergleich hinkt jedoch völlig. Der Beruf an sich ist nicht verfallen, aber der Wert der Arbeit und des menschlichen und kreativen Ansatz ist wertlos geworden, da die Proletarisierung der Brange Einzug halt. Und das betrifft bei weitem nicht die ganze Welt. In den Staaten ist ein komplett anderes System in der Filmproduktion. Wenn du dann mit 50 immernoch bereit bist so zu arbeiten wie es in Deutschland zugeht, dann kannst du etwas zu freien Marktwirtschaft sagen. Und unter wirklich guten freien Marktwirtschaft gehen die Gehälter ab einen bestimmten Erfahrungswert hoch und nicht runter.

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  4. Ich bin seit 2001 in Köln als Tonmann unterwegs.
    Und ja ich kann einfach alles bestätigen.
    Generation Praktikum ist in der Führungsetage angekommen.

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  5. Im Eventbereich hat es die gleiche Abwärtsspirale gegeben. Der Druck wird an die freien (weiter)gegeben und es gibt immer Idiot*innen die es für noch weniger machen.

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    1. Ich habe 1996 als Eventmanager, damals noch “Veranstalter” für lokale Leistungsschauen und Fachmessen angefangen, lange Zeit in der Branche verbracht und bin 2008 über NRWision an die Fernseharbeit gekommen. Als Kameramann habe ich für den DIHKT, DAAD, die UN und viele große und kleine (auch magentafarbene) Kunden gearbeitet. Die Arbeit brachte mich mit Universal Pictures zusammen und auch eine handvoll Preise ein. Als kleiner Unternehmer produzierte ich Industrie und Imagefilme um mein (unanständig teures) Studium zu finanzieren und ließ mich von der RTL-Journalistenschule in Trendwerkstätten weiterbilden.

      Als mein Studium auslief, hatte ich die Wahl als Freifester voll einzusteigen, oder mich umzuorientieren. Ich tat Letzteres und bereue nix, nur daß ein guter Bekannter gestern den Webvideopreis abgegriffen hat, für eine Produktion, die so wahnwitzig, wie selbstzerstörerisch aus eigener Tasche bezahlt war. Verdient, aber ob man damit dauerhaft und glücklich existieren kann?

      Beide Branchen, Event und Film, leiden unter demselben Symptom, der Generation Praktikum und der “Geiz ist Geil!”-Mentalität der Produktionshäuser und Sender.
      Werde ich nochmal Fernsehen machen? Vielleicht ein Format für NRWision, aus Leidenschaft, ohne auf das Konto schauen zu müssen. In der freien Wirtschaft? Nein!

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    2. …. Mir aus der Seele gesprochen – kannst Du alles 1zu1 so in die komplette Medien- und Eventbranche übertragen, inkl. vollkommen verkommenen Zahlungsmoral, die sich überall breit macht

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  6. Im Studiogeschäft sieht es genau so aus. Das einzig vernünftige Gegenmittel ist der Absprung in eine andere Branche, egal welche. Man muss nur den geeigneten Zeitpunkt finden und eine gute Möglichkeit, und so wie Stefan Nowak sehen es Cutter, Bild- und Tontechniker, Studiokameraleute, Bildmischer, die meisten von denen die ich kenne.

    Das Fernsehen hat seine besten Jahre hinter sich gebracht.

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  7. Lieber Kollege, ich kann leider nur 100% beipflichten. Auch ich bin seit knapp 30 Jahren in dem Geschäft und es wird täglich schlimmer. Hauptproblem bei den ÖR’s sehe ich, wie beschrieben, dass die zwar nett den Druck nach unten weitergeben, aber selber nie zur Verantwortung gezogen werden. Dem Gebührenzahler sei Dank… Ein ziemlicher Anachronismus, aber Realität.

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  8. Ich stehe seit meinem sechsten Lebensjahr VOR der Kamera und ich kann das nur bestätigen. Die Kollegen arbeiten zum Teil nur noch für die Hälfte ihrer Gage, dafür aber werden aus drei Drehtagen zwei. Ich kenne auch die Situation der Dokumentarfilmer. Erschreckend was mir eine Frau erzählt hat, was das ZDF ihr für ein Budget angeboten hat für eine 30 Minuten Doku. Bei uns Frauen über 50 kommt ja noch dazu, das die Rollen, selbst wenn es eine Großmutter zu besetzen gibt, mit Vierzigjährigen besetzt wird.
    Ich habe auch schon seit einigen Jahren ” die Schnauze voll”. Dann gilt man als zickig, wenn man die Ausbeutung der Praktikanten kritisiert, oder über die langen Drehtage stöhnt. Na Hauptsache die Redakteure und Abteilungsleiter bekommen ihre Ö/R Pension! Und die Milliarden die durch Zwangseinschaltgebühren vom Publikum reingeholt werden, mit schlechtem Programm verballert werden!

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  9. Schön den Frust von der Seele geschrieben. Persönliche Desillusionierung als Statement zu aktuellen Großwetterlage in den Medien aufzublasen, finde ich nicht gut. Man entnimmt den Worten eine tiefe Verunsicherung über den eigenen Stand in der Welt – nachvollziehbar. Aber es gibt genug Gründe, gerne diesen Job zu machen und zwar nicht mit rosaroter Brille, sondern mit der Hartnäckigkeit die man halt braucht, um hier zu seinem Glück zu kommen. So schwer ist das gar nicht

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    1. Fest angestellt? Der Artikel ist so,nah an der Realität, nährt geht’s nicht. Als “freier Autor” habe ich beim ZDF vor 4 Jahren von heute auf morgen keine Aufträge mehr bekommen und das nach 15 Jahren schlecht bezahltem Engagement für den Sender.

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    2. Die öffentlich/rechtlichen Sendeanstalten lachen sich ins Fäustchen über Ihren Kommentar. Nach Ihrer Logik muss ich für alles Verständnis haben, weil es am Ende ja sowieso an mir liegt. Unfassbar dumm!

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    3. Hallo Christian, Glück ist was Schönes – aber macht es deine Kinder satt? Es ist nicht mein Problem, aber ich höre von Zeitungsjournalisten schon seit längerem ähnliche Klagen
      tschüss

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    4. Ich würde zustimmen, wenn ich nicht eine Familie zu ernähren hätte. Sowas holt dann ganz schnell auf den Teppich zurück und ist mitberantwortlich, dass ich nach einigen kleineren Erfolgen nunmehr als Beräumer arbeite.

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    5. Hallo Christian, wie siehst du es mit dem Beruf Regisseur. Mein Sohn würde gerne Regisseur werden. Ich hatte ihm geraten Kameramann zu lernen, weil ich dachte, dass man dann einen gesicherten Beruf hat, wo man immer eine Arbeitsstelle findet. Und dann während der Arbeit beim Regisseur über die Schulter guckt und dazu lernt. Was würdest du sagen. Wäre mein Sohn Harz IV-Empfänger oder würde er immer einen bezahlten Job finden? Vielen Dank schon einmal für eine Antwort.

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  10. Diese Zustandsbeschreibung kann ich nur unterschreiben, sie trifft auch zu für Menschen die vor der Kamera stehen . Es scheint Usus geworden zu sein, den arbeitenden, produzierenden, schöpferischen Menschen teilhaben zu lassen. Nicht nur in unserer Branche. Und erstaunlicherweise gibt es immer einen, der es noch billiger macht. Aber Kunst kommt von können. Aber die ist nicht gewollt.

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  11. Das was Stefan da für den Beruf des Kameramannes beklagt, kann man ruhig auch ausdehnen auf alle kreativen Berufe. Qualität ist kaum noch gefragt. Zum Glück bin ich 63 Jahre alt und muss das nicht mehr lange mit ansehen.

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  12. Bei den Schauspielern nicht anders! Dumpinggagen, talentfreie Hobbyisten, die von ahnungslosen Redakteuren vor eine Kamera gestellt werden, weil sie optisch einem Bild entsprechen. Ich bin raus und mir gehts gut!

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    1. Ich hoffe liebe Katerina dass Du das für Dich Richtige findest. Persönlich würde ich deine Einzigartigkeit am Bildschirm sehr vermissen. Am Besten ist halt immer noch die Selbständigkeit. Aber in welchem Bereich?

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  13. Super auf den Punkt gebracht…vielen Dank dafür

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  14. Ich bin froh, dass es endlich auch Männer gibt, die sich darüber beklagen. Als Frau wird man oft belächelt. Ich habe mich schweren Herzens von diesem Beruf und meiner Leidenschaft getrennt, in einem jahrelangen Kampf, entgegen allen Rufen von Freunden und Förderern die mein “Talent” in vielen Filmen sehen wollten.. Aber was nutzt Talent und Durchsetzungskraft, wenn es mir niemand bezahlt? Im Studium habe ich bemerkt, dass nur Mittelmäßigkeit und technische Umsetzung gefragt ist und wie man eben diese Mittelmässigkeit verkauft. Nach dem Studium wechselte ich aus der Not, eine Familie zu ernähren, in eine Branche, in der man mir diese Mittelmäßigkeit dann wenigstens auch bezahlt. Mein Ausstiegsargument: Netflix hat in den USA das Fernsehen bereits fast abgelöst – in Deutschland hält es sich beharrlich, aber wird nicht ewig halten. Netflix investiert aber nicht in deutsche Filme – warum sollten sie auch? Wer stellt also das Budget für deutsche Produktionen, wenn dieses Modell in Zukunft greift. Wer bezahlt nach der Ära des Fernsehens die vielen Medienschaffenden, die aus den Filmschulen quillen?

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  15. Der ÖRR hat jedes Jahr 9 (NEUN) MILLIARDEN Euro zur Verfügung. Wieso kommt nichts bei den Film- und Fernseschaffenden an?

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    1. Lieber Frank,
      mit Werbeeinnahmen beläuft sich die Summe sogar auf 11! Milliarden.
      Der Oberste Gerichtshof hat die Intendanten schon vor einigen Jahren ermahnt, die Verwaltungskosten (vor allem Gehälter/Pensionen) zu senken, da diese mittlerweile an die 65% der Gesamtkosten ausmachen. Letztlich haben die Intendanten bei den Festangestellten und Pensionären (die übrigends, wie Beamte, niemals etwas eingezahlt haben) keine Kürzungen durchgesetzt. Stattdessen werden alle Freiberufler genötigt, auf unterster Einkommenstufe zu arbeiten. Erfahrung wird als Kostenfaktor negiert, was sich natürlich im immer weiter absinkendem Niveau in allen Bereichen bemerkbar macht. Was der Konsument (Zuschauer) nicht kündigen kann, muss ja auch nicht besser werden. Hast sich niemand gewundert, wie schnell die Politik Entscheidungen treffen kann, als es darum ging, jeden Haushalt zu belasten, egal ob Radio/TV vorhanden ist.

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      1. Lieber Andreas.

        Ich bin seit 1996 fest im ÖR als Kameraassistent und mittlerweile (dem Blumentopf, in Form von Rente sei dank) Kameramann. Und seit anfang an zahle ich natürlich in die allgemeine Rentenkasse ein, wie alle anderen auch.

        Grüße
        Tom

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      2. Lieber Andreas,
        mit solchen Aussagen macht man keine Punkte. Die Angestellten der Sender zahlen wie alle anderen SV. Und wenn es Dich wirklich so stört, kannst Du ja gern mal recherchieren, warum Beamte keine RV zahlen. Das hat auch seinen Sinn.

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        1. Andreas hat von Pensionen Bzw. Betriebsrente geredet und die sind zum Teil gerade bei Altverträgen enorm hoch – ohne das hierfür einbezahlt werden muss(te) … ich weiß persönlich von einem Fall wo die Pension die zusätzlich zur gesetzlichen Rente gezahlt wird (fast) genauso hoch ist wie die Rentenzahlung aus der gesetztlichen Rentenversicherung.
          Wer es nicht glaubt hier ist ein Artikel der die Problematik zusammen fasst:
          http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/horrende-rentenausgaben-oeffentlich-rechtliche-rentneranstalt-14043338.html

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  16. Tja, ich habe diese Tendenzen schon vor 8-10 Jahren als Bildinhaltsgestalter bemerkt und es tatsächlich geschafft mir eine sogar lukrativere Existenz aufzubauen , nach immerhin fast 30 Jahren leidenschaftlichem Filmschaffen. War ne gute Zeit und hab recht gute Kohle verdient. Will sagen, es geht, man nur es absolut wollen. Allerdings ist es schwer den Jetzigen klar zu machen, wie illusorisch es ist, sich eine Existenz aufbauen zu können und auch noch davon gut leben zu können, geschweige denn eine Family nicht nur zu gründen, sondern auch durchzuhalten. Irgendjemand aus der USA bezeichnete kürzlich die deutschen Filmschaffenden als “White Mexican” womit er leider sehr recht hat.
    Und wenn jetzt ein Projekt kommt schaue ich mir das an und wenn dies und die Macher okay und soweit realitätsnah sind dann mache ich es bestimmt mal wieder professionell und gerne.

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    1. Mein Sohn wollte eigentlich Regisseur lernen. Nach diesen vielen Kommentaren zum Kameramann und allgemein zum Film, haben mich aber ganz schön verunsichert, ob das überhaupt noch eine gute Idee wäre. Kann mir irgend jemand sagen, welche Berufe noch einigermaßen sicher sind. So dass er nicht von Hartz-IV leben muss?

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      1. Ich empfehle ganz klar die IT-Branche oder andere technische Berufe wie z.B. Maschinenbau. Auch ich bin eine ehemalige Medienschaffende, die leider ihrem geliebten Beruf den Rücken kehren musste.
        Ich hoffe, ihr Sohn findet den richtigen Beruf für sich.

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  17. Gut geschrieben und symptomatisch für eine sich immer schneller drehende Welt, wo Arbeitskraft Dank wachsender Weltbevölkerung schier unerschöpflich vorhanden ist. Die Folgen: keine Bäckereien, kaum noch Metzgereien, keine Textil-, Stahl- oder Bergbauindustrie. Die dt. Landwirtschaft und mit ihr jeder 7. Arbeitsplatz werden gerade abgewickelt. Wieso wundert mich nicht, dass in Berlin bereits jedes 3. Kind von Hartz IV lebt?

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  18. schön … ,daß sich dazu auch mal jemand äußert.. :-)…
    Mir persönlich fehlt leider -WieImmer- der blick ins licht…
    denn ohne licht — kein schatten —- und ein Kameramann der sich nicht mit einem wort ans Licht wendet – ist genauso einer der mit Füssen hinabgetreten ….

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  19. Casey Neistat (selbst gelernter Produzent und Kameramann) macht auf YouTube geschätzt 5.000€ pro Drehtag, also täglich (Annahme: 4€/1000Views).
    Vielleicht einfach das Talent nutzen und auf anderen Kanälen veröffentlichen ohne Auftragsproduktion und 10 Leuten dazwischen die alle verdienen müssen?!

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    1. Sorry, aber wen interessiert ein Sonderfall wie “Casey Neistat”? Soll jetzt jeder Youtube-Star werden? Und selbst wenn ein Stefan Nowak auf einmal mit Youtube-Filmchen Geld verdienen würde – wenn das jeder macht, verdient auch jeder 5000,-$ pro Drehtag, alle sind reich und wir haben die Probleme der Welt gelöst. Interessant, wußte nicht, daß das so funktioniert, vielleicht geben sie den Tipp man dem Stefan, dann kommt er bestimmt in die Branche zurück…

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      1. sry TV ist out YT ist in.

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        1. Mal schauen, ob das in 30 Jahren immer noch in ist. Und ob das immer noch Ihre Kernkompetez ist.

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          1. Wahrscheinlich ist das in 30 Jahren nicht mehr in. Na und? Auch in 30 Jahren werden Inhalte produziert,distributiert und konsumiert werden. Und auch in 30 Jahren wird es Leute wie euch geben, die sich an einen sterbenden Distributionskanal klammern werden und sich darüber beklagen, dass man nicht mehr davon leben kann. Auf anderen Kanälen werden dann jede Menge andere Menschen davon leben können. Die Kutschenbauer hatten irgendwann auch keinen Job mehr und das war schade für die Kutschenbauer, aber insgesamt hat es uns nicht geschadet.
            Und wenn gerade mal die bei den öffentlich-rechtlichen beschäfigten Freien ihre arrogante Haltung gegenüber Neuigkeiten ablegen würden und sich einfach mal mit neuen Kanälen beschäftigen würden: Ich bin mir sicher, dass viele von euch dort Geld verdienen könnten. Dafür muss man aber offen für Neues sein…

            Auf diesen Kommentar antworten
    2. Casey Neistat ist ein Ausnahmetalent und es bedarf massenhaft vieler YouTube Leichen um ab und an jemanden wie Ihn nach oben zu spülen. Schon mal recherchiert was man heute an Views braucht um davon gut leben zu können?

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    3. Hallo Paul, kannst du mir Tips für meinen Sohn geben, der eigentlich Regisseur werden will, wo er einen einigermaßen gesicherten Job erleben kann. Du kennst dich aus mit YouTube? Kannst du uns ein Tipp geben, wo mein Sohn erstenmal ein Praktikumsplatz bekommen kann? Alles was hier geschrieben wurde, hat mich doch verunsichert. Du bist der Erste, der davon erzählt, dass man doch erfolgreich sein kann. Über deine Antwort würde ich mich wirklich sehr freuen. VG Marion

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  20. Ich habe den Artikel gerade zufällig gelesen.
    Es geht ja in vielen Branchen so zu. Im öffentlichen Dienst gibt es mit den tvöd einen neuen TarifVertrag. Die neueinsteiger verdienen locker 500 Euro netto weniger.
    Oder man denke an die leiharbeiter in den Fabriken. Es ist eine allgemeine Tendenz.

    Gleichzeitig werden die Banken mit Milliarden am leben gehalten und Großkonzerne können mit Steuerschlupflöchern Milliarden verdienen und kleine solide Firmen platt machen…

    Für mich ist das auch der Hauptgrund warum die Leute AFD wählen. Und bestimmt nicht wegen deren Politikern und deren dummen Parolen…

    Die Leute wollen eine Politik wo vernünftige Arbeit vernünftig bezahlt wird.

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    1. Dann sollen sie die Linke wählen und nicht die AFD!

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  21. In meinem Beruf ist es genauso. Ich habe nach 45 Berufsjahren auch hingeschmissen. Seit 4 Jahre arbeite ich nicht mehr. Lebe von meinen Ersparnissen und ich würde heut das verdienen was ich schon vor 30 Jahren bekommen habe. Die wollen nur billig den Erfahrungsschatz abgreifen. Übrigens ich habe als Küchenchef gearbeitet. Nächstes Jahr gehe ich in Rente.

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  22. Das Verhalten des ÖR kann man in diesem Zusammenhang nur als grässlich bezeichnen. Denn genau die, die sich (aus gutem Grund) nicht nach Einschaltquoten richten müssten, tun genau das, sie richten sich nach Einschaltquoten.
    Oder anders ausgedrückt: Ein Versagen der Eliten. Das allerdings haben wir an anderen Stellen der Gesellschaft ebenfalls zu genüge. Die Auswirkungen sehen wir täglich. In der Politik, in der (Finanz-)Wirtschaft, in der Bildung – um nur einige Stellen zu nennen.

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  23. Auch ich kann da nur beipflichten. Habe 2009 die Branche verlassen. Nach fast 20 Jahren Tätigkeit als Produktioner. War nicht immer leicht aber es hat funktioniert.

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  24. Ich kann das alles nur bestätigen. Auch ich habe mein Handwerk von der Pike auf gelernt – im Hörfunk: Gutes Schreiben, gutes sinnbetontes Lesen z.B. Ich war knapp 40 Jahre im Beruf und habe zuletzt gelitten, wie eine räudige Hündin, mußte mich erniedrigen und erniedrigen lassen. Jetzt bin ich im Ruhestand – also raus aus der Mühle. Wenn ich sehe, wie meine ehemaligen Kollegen fast jede Demütigung hinnehmen, um im Geschäft zu bleiben – das schmerzt.

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  25. Leider wahr ! dem stimme ich uneingeschränkt zu !!!!!

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  26. also da kommen mir ja die tränen echt… ich hatte auch mal ne kleine sinnkrise und dachte mir, fuck, alles was wir tun ist das pack von denken abzuhalten aber seit afd und pegida lieb ich den ganzen wahnsinn wieder. jetzt tun wir obendrein zu dem ganzen nach wie vor gut bezahltem spaß auch noch was gutes.

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  27. sehr viel wahres. gefuehlt zu haeufig das wort ‘inkompetent’. waere auch deutlich geworden mit weniger abwertendem der arbeit anderer gegenueber.

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  28. Bei den Maskenbildner*innen herrscht die gleiche Situation. Immer noch billiger, noch schneller. Man ist gut ausgebildet und muss sich gegen Leute behaupten, die für Materialkosten arbeiten. Oder 3 Tage für 100 €. Und jedes Jahr überschwemmen neue Absolvent*innen den Markt… Nein danke, ich habe schmerzlich festgestellt, dass diese Branche mich zerreibt und beruflich umgesattelt.

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  29. Das Fernsehen hat ausgedient. Das ist an sich nicht schlimm, die Menschen schauen nach wie vor Filme. Die Frage ist nur, wie schaffen wir es, dass die Bezahlung in einem Verhältnis zur Qualität steht? Meine Idee ist: Wir brauchen ein Portal, das Crowdfunding mit Video on Demand verbindet. Ene Plattform, auf der man Filme schauen kann und neue Filme mitfinanzieren. So etwas wie http://www.seedandspark.com, aber besser gestaltet und mehrsprachig europäisch. Verschiedene Abo- und Einzelpreise für Filme können getestet werden und parallel existieren. Fernsehsender, Produktionsfirmen, Verlage und unabhängige Filmemacher können ihre Filme gleichermaßen dort präsentieren.

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    1. gibt es alles schon… bei Vimeo z.B..

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  30. Ich kann das sehr gut nachvollziehen und empfinde seit einiger Zeit ähnliches in der Fotografie.
    War Jahrelang als freiberuflicher Fotograf tätig, das ging mal mehr, mal weniger gut. Aber irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr auf die dauernde Preisdiskussion und Selbsterklärung, vor ca 1/2 Jahr habe ich mich entschlossen aufzuhören, und fotografiere jetzt so gut wie gar nicht mehr.

    Schade, aber irgendwann muss man der Realität ins Auge sehen.

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  31. Wenn der hiesige Markt nicht (mehr) kann oder will, dann kann man die eigene Erfahrung und Talent wegwerfen oder man nimmt es in neue Märkte mit. Die Welt ist groß. Ihr müßt globaler denken.

    Als Genre-Scripte bekomme ich keine meiner Scripte hierzulande verkauft, ich kann nur ins Ausland damit. Produziert in Englisch und werdet Teil des Film-Weltmarkts.

    Wenn auch das scheitert, kann man immer noch aufgeben bzw. den Job wechseln.^^

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    1. Das ist ein Teil des Problems: Den Entscheidungsträgern beim Deutschen Film/TV fehlt “die Liebe zum Film”, die “Liebe, richtig gute Geschichten zu erzählen”. Bezogen auf Autoren kommt mir die Erfahrung bekannt vor – was man da oft von TV-Producern zu hören kriegt (teils 180-Grad entgegengesetzt, wenn mal wieder einer ersetzt wurde) ist z. T. lächerlich. Wie sich diese Leute die Zukunft des TV vorstellen, ist wohl nur mit Gebühren zu erklären oder komplett offen. Am Ende bleibt nur der Versuch, im Ausland oder für internationale Plattformen (wie Netflix) zu arbeiten. Hier sind die native Speakers aber imm im Vorteil – denn mit Schulenglisch und ohne die Kultur genau zu kennen, etwickelt man eben keine Top-Serie.

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  32. Die Stimmung des Artikels spiegelt ganz gut den allgemeinen Zustand in der Medienbranche wieder. Das “alte” Fernsehen stirbt. Das ist ein Fakt. Diese Kuh gibt bald keine Milch mehr, es gibt zu viel andere Alternativen. Wie kann alt und neu fusionieren? Letztlich wollen die Konsumenten einfach nur unterhalten werden. Dabei zählen nicht so sehr die Inhalte, als vielmehr menschliche,emotionale Bedürfnisbefriedigung. Das Ganze dann bedarfsgerecht. Jeder will das konsumieren, was er für richtig hält, wann & wo er will. Und zwar weil es möglich und auch machbar ist. In dieser Landschaft ist auch noch Platz für echtes Handwerk, aber es bekommt halt einen anderen Stellenwert. Die Menschen konsumieren schließlich mehr Medieninhalte als je zuvor…. und Bücher gibt es auch immer noch.

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  33. Sehe ich nicht so ich denke man muss kreative sein und sich von der Konkurrenz absetzen um in diesem Beruf heute noch was zu reisen bei mir funktioniert es! http://www.helix4motion.com

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    1. Und Drohnen Aufnahmen sind auch in 5 Jahren weiterhin so gefragt?

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      1. Sicherlich mehr als jemand der über neue Technik jammert und nicht mit der Zeit klar kommt. Er trauert den 70ern hinterher und beschwert sich über die Jugend. Also sorry – wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Man kann es auch “die natürliche Auslese des Herrn Nowak” nennen. Aber es ist ein win-win Geschäft: Er fühlt sich in seiner neuen Branche gut, und ich muss seine Qualität im Fernsehen nicht sehen.

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        1. Ich finde Ihren Beitrag zu dem Thema unpassend und abwertend. Offensichtlich haben sie selbst nie in dieser Branche gearbeitet. Denn hier geht es nicht um den Willen sich nicht verändern zuwollen, denn das muss man in diesem Geschäft so oder so jeden Tag, sonst überlebt man nicht 20 Jahre in dieser Branche. Das was Herr Novak so offen beschreibt, wird eher selten ausgesprochen. Mich würde interessieren, ob sie ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben und ob ihnen zum Beiispiel egal wäre, wenn sie seit 30 Jahren keine Lohnerhöhung bekommen hätten und stattdessen doppelt so viel arbeiten müssten, mit ständig neuer Technik und immer höheren Anforderungen, immer schnellerer Realisation und ohne Wertschätzung ihrer Arbeit. Wäre das etwas für Sie? Dann kommen sie ins Fernsehgeschäft, denn dann könnten Sie auch fundiert mitreden. LG

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  34. Das ist die allgemeine Degeneration der Gesellschaft aus Desinteresse der Politik an unserer Zukunft. Ein Qualitätsbewusstsein wird uns abtrainiert. Ich denke, dass eine neue politische Bewegung der Aufklärung nötig wird.

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  35. Ja ja schließe mich dazu! Ich arbeite seit 22 Jahren in diesen Geschäft und bin Türke ich kann so gut mit allen Kamera tätigkeiten anbieten. Von Kran bis Studioarbeiten ob Live oder Thalkshows alles durch gemacht.

    Wisst ihr was mich so nervt das sind nicht mal die Sender, ich würde nicht direkt die Sender dafür verantwortlich machen. Die Verantwortlichen sind mit uns also kommen sie aus unseren eigenen reihen.
    Viele haben das angesprochen, wir sind Kameraleute ja vieles was wir Drehen ist nicht unbedingt interesannt das muss aber auch nicht du bist Proffesionell ja dann kannst du dich nicht beklagen ob jetzt Reportaje andert heisst oder nicht ist überflüssig. Wir selbst haben unsere Branche zerstört sonst keiner.Wir spielen uns einander aus denken damit cool zu sein in gegenteil man schadet sich dich selbst. Wenn wir zulassen an statt 950€ plötzlich 500 zu verlangen und innerhalb der Stadt wird kein Kilometer berechnet dann ist man selbst doof. Hätten wir es geschafft alle den selben Preis für 8 Std zu Verlangen und nicht für 10 dann hätten wir ein guten Job.!

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    1. Hallo Murat, kannst du mir sagen, was man als Kameramann mindestens verdient? VG Marion

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  36. Als freiberuflicher Redakteur/Autor kann ich das zu 100 % bestätigen. Auch in meinem Berufsfeld werden die Arbeitsbedingungen zunehmend schlechter. Und ich bekomme immer noch exakt den gleichen Tagessatz wie 1986 als ich mit dem Beruf begonnen habe. Die Frage ist: wie können wir gemeinsam eine starke Lobby entwickeln, die angemessenere Bezahlung durchsetzen kann. Es kann doch nicht sein, dass wir alle wie frühkapitalistische Tagelöhner von Job zu Job zittern.
    letztendlich das wohl auch daran, dass qualitativ hochwertige Formate ( Reportagen, Dokumentationen) immer mehr fehlen. Das liegt allerdings auch am Zuschauer. Denn wenn Topmodels , Bauern, Köche und Möchtegern-Sänger hohe Quoten bringen, dann ist es wenig verwunderlich, dass ambitionierte Programme auf der Strecke bleiben.

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  37. Leider gibt es viele ähnliche Fälle weil es heute nicht mehr Arbeit für alle gibt. Gratulation dass dieser Kameramann die Kraft hatte auszusteigen. Ich hoffe es geht ihm wirklich gut dabei und er kann von seiner neuen Arbeit auch seinen Lebensunterhalt bestreiten. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft

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  38. Es gibt ein Sprichwort: Der Fisch fängt immer vom Kopf her an zu stinken. Auch in dieser Branche passt er trefflich.

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  39. Eine bewundernswerte Offenheit, die sich nur jemand “leisten” kann der komplett neu abgesichert. Das erschreckende an dem Bericht ist nicht, daß ich diese Tendenz genauso sehe obwohl ich nicht in dem Bereich arbeite, sondern daß es so oder so ähnlich in fast allen Branchen zu geht. Eine Tendenz nach unten, in der auch niemand mehr so recht eine Chance bekommen soll. Vielleicht ist der Überlebenskampf in vielen Bereichen so groß, daß dieser Druck immer mehr nach unten weitergegeben wird. Eine Dumpingspirale zu durchbrechen ist praktisch erst dann möglich, wenn alle am Boden liegen und sich Arbeit für niemanden mehr rechnet. Selbständige, Freiberufler… sie alle sind aber nicht abgesichert und machen deshalb weiter bis sie komplett am Boden liegen. Müssen sie ja auch. Dann werden sie noch belächelt. Die Zeiten haben sich geändert, während man vor einigen Jahren auch als Neuling noch Chancen hatte, werden heute Ausbildungen verlangt, die es überhaupt nicht mehr gibt. Schade, wir zerstören damit viele gute Ressourcen.

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    1. Ich glaube genau da beißt sich die Katze in den Schwanz Katja. Denn wenn wir uns Offenheit “leisten können” müssen, dann haben wir doch bereits aufgegeben.
      Besser gesagt, die Dumping-Maschine auf ALLEN Seiten würde akzeptiert.

      Und wenn Stefan Nowak nicht bereits 2009 schon ausgestiegen ist, findest du seine Meinung zu diesem Thema, nach kurzem googeln auch auf Youtube. (Vielleicht sollte man den Link mal beifügen anm. an die Red.) Er hat dort das Gleiche bereits früher angeprangert, so wie ich es verstehe als aktiver Kameramann.
      Besonders die Vielzahl der Kommentare in so kurzer Zeit, macht doch deutlich, ein Weiter so, wird nicht funktionieren.
      Deshalb stelle ich fest:
      Wir sollten uns nicht fragen, ob wir uns diese Offenheit leisten können.
      Vielmehr sollten wir uns fragen, ob es nicht höchste Zeit ist, sich diese Offenheit leisten zu müssen.

      @Stefan Sensationell offen, ehrlich und schonungslos!

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      1. Ein sehr gutes Statement, dass ich voll unterschreiben möchte. Genau darum geht es, es ist wirklich höchste Zeit, dass alle Betroffenen, egal in welcher Branche darüber offen reden. Nur so wird deutlich, dass dies alles kein Zufall ist, sondern dahinter die Strategie steckt, das Arbeit an sich keinen Wert mehr hat und immer weniger kosten darf. Letztlich nur damit einige Wenige richtig abkassieren können.

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  40. Leider ist das sowohl hinter, als auch vor der Kamera ein ernsthaftes Problem geworden. Und auch als Musiker ergeht es einem in Deutschland nicht anders. Das ist nicht nur sehr bedauerlich, sondern diskreditiert auch alle studierten/gelernten Schauspieler, Musiker und Medienschaffenden.

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  41. Gut geschrieben. Das schlimme daran ist, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Facebook, youtube, Google und co werden schleichend den Markt übernehmen. Und dort sind nur noch kurze unzusammenhängende News gefragt. Dann wird nur noch mit Handy und i-Pad gefilmt, fotografiert und live gestreamt.

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  42. Hier werden zwei Dinge angesprochen, die erstmal gar nicht direkt zusammenhängen: Die schlechte Qualität der Fernsehproduktionen einerseits und das schlechte Honorar der freischaffenden Kameraleute andererseits. Ich bin ebenfalls selbständig, seit über 20 Jahren Autor und Regisseur im Doku-Bereich für’s Fernsehen. Noch habe ich das Glück (oder ist es eine Entscheidung?) vor allem Filme zu machen, mit denen ich mich inhaltlich identifiziere. Die Qualität liegt ganz entscheidend in meiner Verantwortung – sie bei den knapper werdenden Budgets auf Dauer zu halten, grenzt allerdings an Selbstausbeutung. Die meisten Sender wollen ein Designersofa für den Preis eines Holzstuhls, kurz: sie wollen das, was sie bestellen, nicht bezahlen. Dass sie keine Qualität wollten, ist mir bisher zum Glück nicht begegnet. Ich beschränke mich da jetzt aber auch auf die öffentlich rechtlichen Sender. Von den Honoraren, die es im Doku-Bereich gibt, kann niemand leben. Ich habe als junger Regisseur mit der naiven Vorstellung angefangen, man würde, wenn man im Geschäft bleibt, zuverlässig ist und Qualität liefert, perspektivisch auch besser verdienen. Das Gegenteil ist der Fall. Das ist nicht nur eine finanzielle Frage, sondern auch eine Frage der mangelnden Wertschätzung dessen, was wir tun. Spricht man Redaktionen darauf an, gilt man schnell als geldgierig. Mir wurde auch schon gesagt, ‘ein bisschen Idealismus gehört auch dazu’. Bestenfalls erntet man gleichgültiges Achselzucken und wird darauf verwiesen, dass eben nicht mehr Geld da ist. Die zu füllenden Programmflächen werden aber immer mehr. Spartenkanäle, Internet, etc.. Für unsere festangestellten Auftraggeber ist das praktisch gar nicht erfahrbar, sie bekommen Gehaltssteigerungen allein über die Dauer der Betriebszugehörigkeit. Und subjektiv haben viele das Gefühl, sie seien an den Schreibtisch gefesselt, während die Drehteams pausenlos spannende Reisen durch die Welt unternehmen – und dafür auch noch Geld wollen! Das ist überspitzt, und doch bin ich überzeugt, dass den meisten festangestellten Mitarbeitern der Sender ein Gefühl dafür fehlt, was es bedeutet unter prekären Bedingungen zu arbeiten. Sie fühlen es einfach nicht. Das alles kann man beklagen und es gibt unterschiedlichste Gründe dafür. Wirklich beklagenswert an dem Beitrag von Stefan Novak ist aber, dass es trotz seines Engagements bei Verdi oder den Verbandsvertretern der Branche nicht gelungen ist, etwas zu verändern. Dass also w i r alle, die wir die Filme machen, nicht in der Lage sind, uns so zu solidarisieren, dass wir zu Verhandlungspartnern auf Augenhöhe werden, Druck aufbauen können, streiken (wie es die Drehbuchautoren in den USA so erfolgreich vorgemacht haben). Stattdessen machen wir zu Hungerlöhnen engagierte Filme über Streikende. Mag sein, dass die Medienbranche immer noch so attraktiv ist, dass junge Menschen alles dafür tun würden, um dabei zu sein, also auch entsprechend geringe Bezahlungen akzeptieren. Das allein erklärt aber nicht unsere selbstgewählte Ohnmacht. Ohne Filme kann jeder Sender zumachen. Wissen wir das nicht?

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    1. Hier schließe ich mich an. Den inhaltlich Produzierenden stehen immer mehr Inhaltsverwalter gegenüber. Natürlich können die die gefühlsmäßige Gemengelage nicht nachvollziehen. Es ist eine Herausforderung, hier seinen persönlichen Weg zu finden. Es ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, auch Jobs abzulehnen. Notwendig ist es aber in jedem Fall. Für einen selbst, für die Branche, für die Zukunft.
      Eines noch am Rande. Ich bin erstaunt und gleichzeitig erschüttert, wie viele der Kollegen, die sich hier äußern und angeblich inhaltlich arbeiten, Probleme mit Interpunktion, Orthographie und Grammatik haben. Auch ein Abbild unserer Branche?

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    2. Sehr interessante Ergänzung zum Text. Vielen Dank.

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      1. Alsö isch bin Redakteür, Kamäreamahn und Tohrn zugeilsch und isch ahbe die glaische Meinung wii mit eusch. Isch finde das die Medien gänereäll ain Neben Produkt der Kreativität abbilden. Der täglische Umgang mit Bildern, Texten, Musiken, ist zur nebensache geworden, weil äs im Überfluss vorhanden ihst ist. Wer kann daes sisch das leisten? Das Konkuareenz nährtürlisch ! MACHT! ist nischt zu verläugnen. MEDIEN? Wer fragt sich denn noch woher das alles kommt und was das an Zeit und Geld kostet? oDer mal selber in die Handnehmen dahinter Schauen. ANGST! Zwischen App, Fernsehn und Socialmedia gibt es da noch Menschen? KONZERNE! Die Orthografie und die Akademie und der Satzbau ist genauso in den Hintergrund geraten, weil die Sälbstdarstellung wischtiger ist als das korrigiweren der mit eigenen Fingern getippten 250/anschläge die Minute , der Zeit entgegenspiegält. Ausbildung nach Einbildung! GELD! Ob Fernsehn hin oder her, odär Gärtnerin oder Priesterin oder Afd oder IS oder Geld oder Großkonzerne oder Dinner für Tote oder was auch immer uns Begleitet im Leben. Könnte man sich ja die Frage stellen, in was für einer Gesellschaft wollen wir leben? WAS? Das Leben ist so bunt, aber wenn man nur schwarz-weiß Sucher vor den Augen hat, sieht man dann auch nur noch schwarz-weiß? Gefühle fragen, Affekt erkennen, Angst essen Seele auf! VERLUST! Keine Macht das Geld! Keine Macht den Mächtigen! Keine Ohnmacht dem Schwachem! Värbündet euch ihr Ungereschtbehandelten, Hört auf Mediengestalter auszubilden, Praktikanten anzu nehmen, Dat DING ist aus, die Kiste schaut selber in die Röhre, Neben Brot gibts auch noch Spaghetti und Kartoffeln mit Reis oder Tofu auf Kuskus. FAMILIE! Bananenrepublik. Der stählernde Boden aus dem die Waffen blühen! Wiki dir ins Knie. geballert, gepflückt, verpackt und per DHL verschickt wird.
        Wer die Retorte küsst darf im Wald Dreck fressen.

        “Der Traum ist aus!”
        “Das Meer ist weit, das Meer ist blau, im Meer schwimmt kein Kabeljau!”

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        1. Geiles Statement….. ! Es fasst alles zusammen, hilft aberauch nicht weiter. ?

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  43. Wie gut, dass ich denselben Entschluss vor knapp acht Jahren bereits gefasst habe. Es war schon damals abzusehen, wohin der ganze Kram führt.

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  44. Ich hab’s auch raus geschafft, aber nicht ohne Blessuren. Als Kind von zwei Redakteuren bin ich um die Jahrtausendwende zum Fernsehen gekommen und habe 13 Jahre in Berlin als freier Ton Assistent gearbeitet und tatsächlich Jahrelang für jeden Job um die man auch betteln musste draufgezahlt. Bei de privaten (RTL/N24) gab es bis vor zwei! Jahren noch einen Tagessatz von 130 € als Assisten für ein Hauptstadtteam. Mit Steuern und privater Absicherung bei Arbeitgebern die sich wie Zuhälter verhalten, Preise drücken und zusammenhalten, hatte das ganz höchst prekäre und mafiöse Züge. Am schlimmsten war, das ich nach einem privaten Trauerfall die Kosten dafür selber tragen musste, das Finanzamt Druck ohne Ende gemacht hat, ich aber von meinem Arbeitgebern auch noch 8 Wochen auf hart verdientes Geld warten musste. Eine Regelinsolvenz war die Folge. Nach der Krise kam zum Glück die Wende, da ich gelernt habe mich gut zu verkaufen habe ich in der Wirtschaft als Vertriebsleiter, auch ohne Studium, eine Festanstellung gefunden und kann bei den Arbeitsbedingungen am Set nur den Kopf schütteln. Das schlimme an der ganzen Sache ist nicht mein Schicksal, mit Depressionen, Burnout und einer zynischen Wohlverhaltensphase sondern die Kollegen, vor allem Ton Kollegen und z.T auch Kamermänner, die da nicht mehr rauskommen und um jeden Cent und jeden Job bangen müssen. Es ist kein Spaß Jahrelang mit Bauchschmerzen und Existenzängsten schlafen gehen zu müßen. Da sich aber alle Freien in persönlichen Abhängigkeiten befinden, ohne schriftlich fixierte Leistungen und Rechte, die Branche zu klein ist und es vor allem Journalisten (die Fernsehmacher von morgen) nicht die Bohne interessiert wird sich bis zur nächsten technischen Revolution nichts ändern. Ende der 90er hieß es “wow das Fernsehen ist da!” heute schämt man sich nicht ohne Grund dafür.

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    1. @Simon
      Aber dann warst Du doch auch Teil des Problems, also jemand, der durch seine Dumpingpreise, den Markt mit kaputtgemacht hat.

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      1. Und wann haben Sie die letzte Gehaltserhöhung von 100% verlangt? Ich meine nur, ansonsten sind Sie nach Ihrer Logik ja selbst schuld, wenn Sie mit Ihrem Dumpinglohn den Markt kaputt machen.

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  45. Sowohl der Artikel von Stefan Nowak als auch die Kommentare entsprechen leider meinen eigenen Erfahrungen.

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  46. Was sagen Sie dazu? http://www.karista.de/berufe/kameramann/gehalt/

    Die tariflichen Verträge für festangestellte Kameramänner beginnen bei 2750 Euro im Monat, für freie Kameramänner bei szenischen Drehs ist hingegen eine Wochengage von 2630 Euro brutto vorgesehen. Wenn du also vier Wochen als freier Film- und Fernsehschaffender für einen Film durcharbeitest, kommst du am Monatsende schon auf stolze 10520 Euro brutto. Für viele kurzzeitige Projekte wirst du auch mit einer Tagesgage vergütet. Als Kameramann bei Live- oder EB-Drehs beginnen diese Gagen allerdings schon bei 200 Euro brutto, bei szenischen Drehs bei ungefähr 400 Euro brutto.

    Wie hoch dein späteres Gehalt als Kameramann endgültig ausfallen kann, ist nach oben hin dann quasi offen. Unter einer Wochengage von 3000 Euro findet eine Produktionsfirma eigentlich keinen professionellen Kameramann für einen szenischen Dreh, bei TV-Produktionen sind 200 Euro pro Tag das absolute Minimum. Und wenn du erst mal eine Weile gearbeitet und dir durch deine Beteiligung an größeren Projekten einen Namen gemacht hast, kannst du sogar deutlich mehr verdienen. So kommst du bei einem Kinofilm z.B. auf einen Gesamtlohn von bis zu 60.000 Euro. Geht man von 30 Drehtagen aus, die ein deutscher Kinofilm durchschnittlich beansprucht, entspricht das ungefähr einem Monatslohn von 48000 Euro. Hierauf bezieht sich auch der von uns angegebene höchstmögliche Lohn. Bei EB-Drehs oder Fernsehshows wirst du aber nie auf einen solchen Betrag kommen. Bei Filmdrehs st allerdings auch häufig mehr drin, etwa, wenn ein bekannter Regisseur zwingend auf die Zusammenarbeit mit dir besteht oder du schon diverse Auszeichnungen für deine Arbeit empfangen hast.

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    1. Ein erfahrener Kameramann beschreibt die Realität und Sie kopieren den Werbetext aus einem Jobportal. Soll ich mal raten? Sie arbeiten selbst für einen Hungerlohn als “Kommentator” und bekommen Ihre 30c dafür, dass Sie Werbung n Kommentaren platzieren.

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    2. Woher haben Sie diese Zahlen? Sicher gibt es in Deutschland ein paar Kameramänner im szenischen Bereich, die solche Tages- oder Wochensätze aufrufen können. Wenn Sie mir 10 davon benennen können, glaube ich Ihnen gerne. Die Realität sieht leider ganz genau so aus wie Herr Novak das beschreibt. Die Honorare werden von Sendern bestimmt und von Produktionsfirmen und sie können sicher sein, dass solche Honorare vielleicht noch beim Tatort gezahlt werden, sonst aber ganz sicher nicht. Und 200 – 300 Euro Brutto für einen stressigen 10 Stunden Drehtag ist sicher kein existenzsicherndes Honorar.

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  47. Die Zeiten ändern sich eben. Auch im Medienbereich. Das TV-Programm wird als das wahrgenommen, was es ist: nicht so wichtig, aber wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat… Natürlich sinkt damit auch die Bedeutung all jener, die daran arbeiten. Aber sie tun es doch! Wieso tun sie es denn, wenn es schlecht bezahlt wird? Ich finde, da muß sich Jeder auch mal selbst an die Nase fassen und sich fragen, warum er oder sie das Spielchen mitspielt. Ich kenne sie auch, die Kollegen aus der Branche, die rumjaulen, weil der ÖR-Sender sie nicht mehr für eine Doku 6 Wochen auf eine Insel im indischen Ozean schickt. Kann ich menschlich nachvollziehen. Ist aber vorbei und kommt nicht wieder. Aufwachen, Leute!

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    1. Aha und wer ernährt Frau und Kinder, zahlt das Haus ab usw. wenn “man” nicht mehr mitspielt. So einfach wie Sie das hier darstellen ist das alles nicht.

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      1. Ich denke doch das es genau so einfach ist. Sicher leichter gesagt als getan, aber nicht zu ändern. Gibt es einen Anspruch auf das Fortbestehen einer Branche nur weil die dort Tätigen finanzielle Verpflichtungen haben?

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        1. Sie vergessen dabei, dass diese Branche nicht einfach untergeht wie Sie behaupten, sondern weiterhin neben anderen existieren wird. Denn es geht hier um kompetente und hochsertige journalistische Arbeit. Ohne diese wäre unser Land ärmer und die Kontrolle der Politik und der Wirtschaft würde schlicht wegfallen. Diese ist aber gesetzlich vorgeschrieben und dringend notwendig für eine funktionierende Demokratie. Sie reden so als wenn diese journalistischen Strukturen ein simples Unternehmen wäre und deshalb in der Zukunft weichen müssen. Das ist sehr kurzsichtig und stellt genau das Problem dar. Controller überall, die Meinungsvielfalt und die journalistische Qualität darf man nicht allein dem Profit opfern. Hier geht es um viel mehr.

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  48. Sehr schöner Bericht, und Respekt für den Ausstieg 🙂 Das schaffen nicht viele. Es betrifft aber nicht nur das Fernsehen, gerade auch der Event Bereich ist davon Betroffen. Für Künstler und Acts werden absurde Summen bezahlt, aber die Fachleute, die alles am Laufen halten werden mit Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen abgestempelt. Auch in dieser recht jungen Branche findet sich immer noch jemand, der es günstiger macht und bereit ist dafür tagelang durchzuknechten. Ich bin auch raus und das mit 31 nach 10 Jahren 😉

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    1. tja.. wenn das mal bei den Acts so wäre…. und wir reden hier nicht von Darbietungen a la “Deutschland sucht den Supertrottel” , sondern von Artisten, die jahrelang üben und proben….. leider gibts da auch genug billigheimer… die es eben aberoft auch nicht gelernt haben….. und was kommt hinterherraus…. es wird keiner mehr gebucht….

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  49. Zeiten ändern sich, so auch das Fernsehen. Früher vielleicht/wahrscheinlich alles besser als heute, der Abwärtstrend ist klar. Aber eigentlich hat er sich die Antwort schon selbst gegeben. Es gibt nun andere Medien, denen die junge Generation zugewand ist und in denen sich auch ältere informieren und hochwertigen content finden: das Internet. Wer schimpft, das auch dort alles nur seicht ist und schlecht produziert etc., der kennt sich nicht gut aus und wer dann noch pauschal von “Social-Network-Pest” redet und nur den alten Zeiten hinterher trauert… da ist der Ausstieg wohl wirklich am besten. Wie gesagt, die Zeiten ändern sich, kein Grund der Branche dem Rücken zur kehren oder als Kameramann oder Redakteur den Kopf in den Sand zu stecken. Das Internet bietet tolle neue Möglichkeiten, die auch wir als Produktionsfirma nutzen, nachdem auch wir früher für das Fernsehen gearbeitet haben. Man muss offen sein für Neues, sich nicht verschließen, nicht nach hinten schauen… allein was junge Dokumentarffilmer heute durch das Internet für Möglichkeiten haben ihre Arbeiten völlig frei und unabhängig (z.B. durch crowdfunding finanziert) zu produzieren und einem interessierten Publikum zu zeigen. Früher, zu Fernseh-Zeiten war das nur einer kleinen elitären Gruppe vorbehalten, Filmmaterial für Privatpersonen unbezahlbar usw….

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  50. Ich beglückwünsche den Kollegen zum geglückten Absprung. Das Fernsehen, wie es heute ist, macht sich selbst überflüssig. Also braucht man auch keine Fachleute mehr, die mit ganzem Herzen dabei sind und z.B. schon mal morgens um 4 Uhr aufstehen, weil da das Licht stimmt. Mit Film o. Video Geschichten erzählen,- das war mal. Ausnahmen bestätigen die Regel, werden aber immer rarer.
    Auch weil ein Dreh per filmendem Fotoapparat ja so easy + billig ist (sein soll), haben wir jetzt den Salat !

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  51. Als Kreative habe ich keinen Zweifel daran, dass Herr Novak die Wahrheit über die Arbeitsbedingungen in der Branche spricht. Als 62-jährige finde ich seine Beschreibung des “durchschnittlich 63-jährigen” Fernsehpublikum als “grottoid” aber etwas gewöhnungbedürftig.

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    1. ich bin end 30ger….. und… ich habe seid 6 Jahren keinen Fernseher mehr… und es fühlt sich gut an…… ich bin ausgestiegen, als Deutschland anfing, den Supertrottel zu suchen……

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  52. Ich habe dazu auch eine nette Geschichte. Aber zunächst kann ich das zu einhundert Prozent bestätigen und wenn ich einen anderen Job finden würde wäre auch ich sofort weg von den Medien.
    Ich habe als Freier viele Jahre für die ZDF Sportredaktion gearbeitet. Plötzlich hatte ich keinen Zugriff mehr zu meinem Account um meine Mails abzurufen. Ich dachte das ich wieder das Passwort verschlampt hätte, so habe bei der IT angerufen und um Hilfe gebeten. Dabei hat sich herausgestellt das meine Konten gelöscht wurden. Jetzt wurde mir auch klar weshalb ich plötzlich keine Anfragen mehr von der Sportredaktion bekam. Kein Redaktionsleiter noch der Sportchef haben mich darüber informiert das sie nun auf meine Mitarbeit verzichten müssen obwohl ich mich mehr als verdient gemacht habe für das ZDF und die Redaktion. Das betraf natürlich auch Kollegen aus anderen Aufgabenbereichen die wurden auch nicht informiert. Daran erkennt man glaube ich die Klasse und Charakter die einige Kollegen in den Medien haben. Führungsqualität und dergleichen gegen Null und weniger!!
    Dazu ein kurzer Witz.
    Treffen sich zwei Haie. Einer von ihnen ist immer gut gelaunt, singt und pfeift vor sich hin. Darauf fragt ihn der andere Hai warum er immer so gut gelaunt ist? Gut gelaunt? Na weil ich immer nur Leute vom Fernsehen fresse denn die haben kein Rückrad und eine große Leber!!

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  53. Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele und könnte meine eigene Geschichte sein. Ich habe es leider nur bis 2014 ausgehalten und nach der letzten Mahnung für die “letzte” Rechnung, den Vorruhestand, mit halbtags Arbeit, vorgezogen. Danke für diesen Beitrag.

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  54. Tja die schönen Zeit sind halt vorbei und die Brave New World ist real. Habe auch aufgehört als Kameramann, war mein erster Traumberuf aber in diesen stürmischen Tagen sollte man flexibel sein. Man sollte mal eine Doku machen wie die Branche sich auflöst…z.B. Abflug der Bayern spieler zu CL Halbfinale oder Finale, 10 Sky Praktikanten renner kreuz und quer durch alle Bilder..Bei diesen Interviews fühlte ich mich manchmal wie im Gangbang oder wenn ich Politiker begleitete bei den Flüchtlingen…ganz großes Fernsehen. Ich pflanz jetzt Bäume… ach so hätte es fast vergessen – toller Bericht und vielen Dank Stefan!!!

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  55. … und so schauts aus…
    THX

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  56. Ich muss sagen, dass es mir wirklich schwerfällt, diese Beschwerden über die Entwicklungen der Branche ernst zu nehmen. Der Autor durfte offenbar eine großartige Ausbildung genießen, mit Ausbildern, dem seine Entwicklung wirklich am Herz lag, zu einer Zeit, als die Medienbranche eine Goldgräberstimmung erlebte. Die Anbieter, die er jetzt als Teil des Problems ausmacht, hatten meist genau das nicht. Ich selbst entspreche wahrscheinlich genau dieser Einordnung. Ich habe neben vieler anderer Praktika 2 Jahre bei einem Privatfernsehsender volontiert. Dort habe ich 6 Tage die Woche mit fließenden Arbeitszeiten gearbeitet, und nur die Handgriffe gelernt, die unmittelbar für meine Tätigkeiten nötig waren. An die Kamera kam ich nie. Mit einem beginnenden Magengeschwür habe ich dann gewechselt und eine Fotografenausbildung angefangen. Dort gab es keinen Meister, obwohl ein Meisterzeugnis an der Wand hing, und sämtliche Fotoarbeiten wurden von einem der 2 Gesellen ausgeführt. Die Auszubildenden, davon gab es zeitweise 5 gleichzeitig, durften nichts machen ausser Passbilder und haben auch sonst nichts gelernt. Mittlerweile habe ich mich trotz allem Selbstständig gemacht, und biete Fotografie, Schnitt und Videodienstleistungen an.

    Habe ich aufgrund meiner ursprünglichen Ausbildung teiweise Defizite? Natürlich.
    Habe ich die Möglichkeit das gleiche für meine Dienstleistungen zu verlangen, wie jemand der eine erstklassige Ausbildung genossen hat und ein riesen Portfolio vorzuweisen hat? Natürlich nicht.
    Drücke ich damit im Endeffekt die Preise? Natürlich.

    Aber es ist nunmal so, dass Menschen mit schlechteren Startpositionen genauso Familien zu ernähren haben und die Bälle spielen müssen, die ihnen zugespielt werden.

    Der Artikel trägt den Titel “Das Ende der Leidenschaft”. Letztendlich frage ich mich, wer in der Arbeit im Endeffekt mehr Leidenschaft erlebt, und daraus seine Energie zieht? Der, der trotz schlechter Bedingungen einem Weg treu bleibt, oder der, der über eine Normalisierung vormals utopischer Zustände allem generell abspricht?

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    1. Zitat aus dem Artikel:
      Für diese jungen Menschen sind miese Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung gottgegeben, denn sie haben es nie anders kennengelernt.
      ZITAT ENDE

      In dem Sinne, ist es doch schön für Sie, dass Sie Lohndumping und Ausbeutung als Kind des Kapitalismus als so normal und selbstverständlich erachten. Verzeihen Sie aber bitte, dass andere, die noch mitbekommen haben, dass es auch anders geht, mit dieser Situation nicht einverstanden sind. Aber keine Sorge, so lange die Mehrheit, wie Sie, bereit ist, Ausbeutung als Normal zu erachten, so lange wird sich daran nichts ändern.

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    2. Bin 2008 ausgestiegen nach 20 Jahren als freie Mitarbeiterin hauptsächlich fürs ZDF . Wollte keine Arbeit mehr haben die etwas produziert das ich selbst gar nicht ansehen will 🙂

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  57. Genau diese Diskussion habe ich heute mit meinem Betriebsrat geführt – in einer ganz anderen Branche. Teile und herrsche! Geht es uns nicht allen ähnlich? Leidenschaft und Engagement wird ausgenutzt. Bis hoch in die Führungsebene. Immer mit dem Argument Budget reicht nicht, reicht nicht für die Personalkosten, reicht nicht für die Betriebskosten, reicht nicht für die Umsetzung neuer Ideen.
    Woran liegt das? Bestimmt nicht an dem Einzelnen. Wir sollten uns auf Werte besinnen, die eine Gesellschaft groß machen und den Werte-Erhalt einfordern. Gemeinsam. Vielleicht wird dann Geld frei für wichtige Dinge des Lebens und nicht nur für Shows die großartig inszeniert werden, wie – NEIN – ich teile nicht in gut und schlecht. Geld ist genug da, verteilen wir es richtig. Sonst fahren wir bald alle Bagger. Eigentlich hätte ich Lust Bagger zu fahren, aber Alle?

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  58. Der Kapitalismus ist schuld. Wie meistens.
    Irgendwann geht der Zwang, immer produktiver werden zu müssen (um Zinsansprüche der Kapitalbesitzer zu bedienen), auf die Gesundheit.

    Da bleiben dann drei alternative Wege:
    – Sich immer weiter optimieren (ausbeuten)
    – aussteigen (wie immer das dann aussieht)
    oder EINsteigen: selbst andere ausbeuten.

    Denn die Systemfrage zu stellen (was ist alternativ zum Zwang zu immerwährendem Wachstum denkbar), hat ja anscheinend keine Lobby, auch und vor allem nicht bei vielen, die über Medieninhalte entscheiden.

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  59. Herr Nowak ist als ein Vorbild für die Jugend anzusehen.

    Er dokumentiert hier genau, dass er ohne Profession und ohne pauken, bemühen und ohne Beruf es doch irgendwie geschafft hat, sich zu ernähren. Er ist ein Vorbild für alle Versager und Personen, die sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer tun. Nun gut, wie zu erwarten ist irgendwo in seinem Lebenslauf ein Knick, er beklagt sich über Geld und – was auch kommen musste – es sind nur andere schuld.

    Ich würde es mich nicht trauen, als semi-professioneller Selbstständig zu machen und mich hier über Wasser zu halten. Na gut, wenn ich ne Kamera habe und keine Perspektive, klar kann ich dann mal für ne Zeitung auch Fotos machen die irgendwo vielleicht sogar mal gedruckt werden.
    Als er dann endlich „eingelernt“ wird von … ja von wem? Irgendwem halt, der weiß wie eine Kamera bedient wird (wir dürfen nicht vergessen dass wir uns über diejenigen beklagen, die eine Ausbildung genossen). Eingelernt, ich mag nichts sagen dass er sein Handwerk dann nicht kann, es ist in vielen Branchen so, dass der Hobby-Leidenschaft-Amateur mehr drauf hat wie der beruflich-gelernte (oft auch in der Fotografie), beginnt er seinen zweiten Schritt im Berufsleben. Wie gesagt eingelernt kann er sich auch hier über Wasser halten. Ich jedoch vergebe keine teuren Aufträge an Leute die das jetzt halt mal machen, keine Ausbildung, Zertifikate oder irgendwas anständiges vorweisen können. Genau, und massig Überbranchendurchschnitt bezahl ich denen Leuten gerade noch. Aber klar, die gelernten, die es von der Pike auf gelernt haben und nicht nur eingelernt werden, die dumpen mir die Preise. Das allerbeste, die gehen sogar nach Polen zum Arbeiten weil die Polen zu teuer sind! Danke Herr Nowak, Sie sollten sich als Ihren vierten Schritt überlegen als Komiker zu arbeiten. Den dritten Weg halten Sie sowieso nicht lange durch. Im Zweifel, wenn die Gewerkschaft Sie nicht mehr retten kann, und die Privaten schuld sind, wenn Sie auf niemand anderen mehr die Schuld schieben können – im Zweifel sind halt die Flüchtlinge schuld, weil die dumpen Ihnen auch noch den Lohn.

    Sie beschweren sich über die Jugend die zu neuen Medien greifen, Sie sind einer der Art „Früher, in den 70ern, ja da war alles besser“. Ich für meinen Teil bin froh, wenn Sie sich – ja klar beruflich, aber auch menschlich, da bin ich mir sicher – aus sozialen Netzwerken zurückziehen. Es gibt auch ohne Sie schon genug, die keine Ahnung haben und sich als das nonplusultra betrachten. Ich war gespannt was Sie jetzt arbeiten, ich kann nur mutmaßen, zutreffend wäre die Müllabfuhr. In diesem Fall hätte ich richtigen Respekt vor Ihnen, denn dieser Job ist wirklich unterbezahlt, hart, man erhält von niemandem Anerkennung , aber es ist ein ehrlicher Job– und was für Sie wichtig ist: Sie brauchen keine Ausbildung dazu. Es lässt Sie jeder in Ruhe, Sie müssen keine Mails beantworten, passt doch. Sie müssen nicht mehr andere Leute abwerten und als minderwertige Arbeit betrachten.

    Ich könnte noch weiter ausführen, aber ehrlich gesagt ist mir meine Zeit zu schade. Leute wie Sie sind unabhängig von der Branche immer in der Opferrolle, am ende auch immer die Verlierer, da können Sie noch so viel semiprofessionell Ihren Beruf wechseln. Wenn Sie sich als nächstes entscheiden werden als Comedian (vielleicht geben Sie dann dem Kameramann ein Trinkgeld?) aktiv zu werden, ich werde mir eine Karte für Ihre Show kaufen.

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    1. Und als was arbeitest du so? Als selbstständiger Profi-Troll, nehme ich an.

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    2. Unglaublich so ein Post. Sie beschränken sich auf die Aburteilung einer Person, die Ihnen wohl nicht das Wasser reichen darf. Überheblichkeit in seiner reinsten Form. Sie sind echt ein Supertyp, gut das man Sie nicht kennenlernen muss. ???

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  60. Es melden sich anscheinend nur lang gediente Film- und Fernseh- Schaffende zu Wort. Ich arbeite seit 11 Jahren in der Video und TV- Branche, zähle mich mit 30 aber nicht zum alten Eisen. Leider vergiften viele gefrustete und lang gediente Mitarbeiter in vielen Redaktionen und TV-STATIONEN das Klima. Die jüngere Generation ist weder dumm noch unbegabt, sie hat genauso ihre Chance verdient. Es ist ein Hohn von goldenen Zeiten und im selben Atemzug von der miesen Generation Praktikum zu sprechen. Schaut euch um, alle Kreativbranchen machen Abstriche, seid kreativ, nutzt die neuen Chancen die neue Kanäle mit sich bringen. Tut mir nur einen Gefallen, lasst uns die Begeisterung an diesem schönen Job, auch wenn er mit Unsicherheiten (wie 1000 andere Jobs auch) verbunden ist. Nein, falls jetzt wer auf die Idee kommt, ich trete nicht auch bei uns für faire Bedingungen ein, der täuscht sich, aber alles und jeden in der Branche, vor allem die Jungen mies zu reden, bringt uns bestimmt nicht weiter. Ich liebe den Job und das Berufsfeld nach wie vor und nur mit positiver Stimmung und Motivation geht’s voran….

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  61. Danke für diesen Text! Dass Stefan Nowak den aktuellen Zustand der Branche treffend beschreibt, zeigen die vielen Kommentare. Ich selbst habe vor einiger Zeit der Branche nach 20 Jahren den Rücken gekehrt und es noch keine Sekunde bereut. Ich wünsche allen, die ebenfalls mit dem Gedanken des Ausstiegs spielen, dass sie für sich eine neu Perspektive finden. Allen Kolleg*innen, die trotz aller widrigen Bedingungen an ihrer Leidenschaft festhalten wollen, wünsche ich Kraft und Durchhaltevermögen.

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  62. Laut Jan Böhmermann zahlt er afair für einen guten Kameramann in Köln einen Tagessatz von 700 Euro, in Berlin hingegen 500. So zu hören in der letzten Sendung Fest und Flauschig.

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  63. Stefan Nowak spricht mir aus der Seele, doch ich glaube weniger, dass die schlechte Bezahlung und das damit verbundene drittklassige Programm nur eine Frage des Budgets ist. Geld solle doch eigentlich mehr als genug da sein: der Aktienkurs von RTL strebt von Rekordhoch zu Rekordhoch und seitdem aus den GEZ-Gebühren eine von jedem Haushalt zu entrichtende Zwangsabgabe (oder auch Steuer) geworden ist, sprudeln die Milliarden nur so! Die Frage ist wohl, wo das ganze Geld denn hin sprudelt? Richtig, nicht in die Kassen der Kameraleute und anderer Filmschaffender! Den Reibach stecken sich die Produzenten ein, oder versickert in den mafiösen Strukturen der Sender und der ihnen angeschlossenen Produktionsfirmen! Hinzu kommt, dass durch die Globalisierung und dem Internetausbau nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Konkurrenz grenzenlos geworden ist. Ich selbst drehe seit 20 Jahren Vulkandokus und der Überlebenskampf wird von Jahr zu Jahr heftiger. Agenturen wie Shutterstock und Co verschärfen die Situation zusätzlich. Schon zum heulen, dass selbst renommierte Presseagenturen Bilder für 10 Cent verkaufen, oder Footage für 20 €.

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  64. Apropos GEZ und Zwangssteuer: warum werden Filmaufträge nicht öffentlich ausgeschrieben, so, wie es jeder staatlich finanzierte Behörde machen muss? Dass wird wohl auch ein Grund sein, warum die Fernsehgebühren nicht Fernsehsteuer genannt werden, obwohl sie eigentlich genau das sind!

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  65. Liebe Kollegen,

    ich habe lange überlegt, ob es notwendig ist, einen zusätzlichen Kommentar zu schreiben. Letztendlich ist vieles gesagt und die meisten Kommentare
    werden – an dieser Stelle – im nirgendwo verschwinden. Sind wir uns ehrlich.

    Wozu also die Arbeit, jetzt noch bestätigende Worte für Stefans Artikel zu finden?

    Definitiv ein Grund:
    unter die Kommentare mischen sich Stimmen, die den langfristig ausgeübten Beruf einer Kamerafrau/Mannes bisher nicht kennengelernt haben.

    Erfolgsmeldungen wie: “man muss kreative sein und sich von der Konkurrenz absetzen”, zeugen von einer Blauäugigkeit, die langfristig in den wenigsten Fällen
    Erfolg hat. Ich wünsche jedem seinen Erfolg. Keine Frage.

    Aber über Kreativität reden wir hier ja nicht. Diese bringt eine/ein erfahrene/r Kamerafrau/Mann mit ordentlicher Ausbildung mit sich.
    Wir reden hier über Arbeitsbedingungen!!!

    Von daher mein Wort an die jungen Kollegen:
    auch Stefan hat für euch jahrelang versucht, ordentliche Arbeitsbedingungen – mit Gagen, die für eine spätere (zumeist privat eingezahlte) Altersvorsorge rudimentär ausreichen könnte – auszuhandeln.
    Habt ihr gesehen, wie viele Ausbildungsangebote für einen Mediengestalter im Internet zu finden sind? Und wie viele Jobangebote für einen fertigen, mit IHK Abschluss in der Tasche ausgebildeten Mediengestalter in Festanstellung dem gegenüber stehen?

    Die Einrichtung des IHK zertifizierten Mediengestalters ist der Freifahrtschein
    für viele Medienunternehmen kostengünstig über Jahre hinweg “Ton Assistenten”
    zu beschäftigen. Das waren früher gestandene Tonfrauen/Männer.
    Auch im szenischen Bereich.

    Und….die leben noch!

    “Solidarität” mag ein abgedroschenes Wort gerade in dieser/unserer Branche sein.
    Für das eigene, langfristige finanzielle Überleben, sollte der Griff an die eigene Nase
    zumindest reichen.
    Also überlegt euch gut, ob ein in Aussicht gestelltes “Folgeprojekt” der Produzenten, den von euch extrem niedrigen Angebotspreis rechtfertigt.
    In aller Regel gibt es kein Folgeprojekt. Oftmals aber eine erneute Anfrage zu den zuvor ausgehandelten Angebotspreisen.
    Seid standhaft. Am Ende fehlt euch nämlich eines: die Altersvorsorge.

    Denn diese berechnet sich nicht nach namentlicher Erwähnung in diversen Fernsehbeiträgen, Dokumentationen oder Imagefilmen.

    Es ist an euch zu überlegen, ob ihr jeden Auftrag bedingungslos annehmt.

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  66. dein Werdegang ist so genau umgekehrt von meinem: ich hab freiwillig eine fotografische Ausbildung gemacht (Grafische Wien), in Mitte 80er fertig, dann hieß es erstmal bis 40, daß ich zu jung sei und keine Praxis hätte, und danach das Gegenteil. Doch habe ich die Szene von außen so gut als möglich mitverfolgt und deine Abrechnung trifft sich 100% mit meiner Einschätzung. Und wie bei fast allen Projekten, die man sich in seinem Hirn so zusammenspinnt, ist auch hier die Tatsache gegeben, daß ohne Cash nix läuft. Also hast du bei 100% Idealismus in etwa die Garantie, daß deine Footages unter einigen wenigen Bedingungen gezeigt werden. Trotz einer desaströsen Bruchlandung werde ich mich mit 53 wieder selbstständig machen müssen, quasi mir einen Arbeitsplatz wieder kaufen, und einer neuerlichen Bruchlandung schon jetzt ins Auge sehen. Ich komme aber nicht drum herum. Ich ersticke an den Ungereimtheiten des Alltags und wenn ich sie nicht dokumentieren kann, krieg ich keine Luft! Wird wohl wieder mal eine Low- Budget- Underground – Experience…

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  67. Überall das gleiche Bild egal in welchen Berufszweig man hineinschaut, wo Menschen mit Herzblut ihren Job machen werden die selbst von ihren Kollegen und ihren Verbandsvertretern in die Pfanne gehauen.

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  68. Es gibt leider viele Branchen, in denen “Scheinselbständigkeit” regiert. In der IT ist das nicht anders. Immer jüngere Administratoren, die nur noch Klick-Bunti-Tools bedienen können und gar nicht mehr wissen bzw. nicht wissen können, was ein Prompt ist. Ausbildungen werden kürzer. Statt Handwerk zu lernen, wird Abitur gemacht. Viele Firmen stellen nicht ein, sondern wollen eine freiberufliche Beschäftigung. Gehalt wird nicht wie früher brutto verhandelt, sondern schlägt der Arbeitgeber seine Kosten für Sozialversicherungen bei Verhandlungen oben drauf. Verträge werden mit den Schwesterfirmen im Ausland geschlossen, damit der Arbeitgeber nicht für Sozialversicherungen aufkommen muss. Das habe ich alles schon erlebt. Nur Betroffene können eine Scheinselbständigkeit anzeigen. Müssen aber dafür auch ausreichend Beweise liefern. Das ist zeitaufwendig und ohne juristische Kenntnisse kaum machbar.

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  69. … So gesehen für mich als Autorin und Produzentin leider nix Neues, aber gerne möchte ich mich dem Tenor voll anschließen…
    Auch Autoren/Regie Kollegen, Grafiker, Ton und JA, sogar die kleinen kreativen Produzenten, die super Quoten für öffentlich-rechtliche Sender abliefern, bekommen die harten Schläge der GEZ gefütterten Meute regelmäßig zu spüren…
    Nach über 20 Jahren in diesem Metier habe ich beschlossen, Infos über diese Unmöglichkeiten
    zu sammeln und die krassesten und traurigsten Stories mal zusammen zu fassen, um sie dann – Gebühren geschwängert oder nicht – zu veröffentlichen.
    Ohne Rücksicht auf Verluste…
    Gerne dürfen sich alle Kollegen zu dem Thema an mich wenden. Veränderungen sind scheinbar nur dann möglich, wenn man bereit ist, den Zirkel zu verlassen…

    Die oft verlogenen Engagements und demütigenden und teils weit unterbezahlten Beauftragungen mögen besser sein als nichts, man wird ja auch demütig, aber auch mir reicht es definitiv.
    Das fängt bei A wie Auftrag an und hört bei Z wie Zahlung leider nicht auf…
    Wer also seine unschönen Geschichten los werden will, darf sich gerne an mich wenden…
    Ich sammle Horrorstories und hoffe, es machen endlich mal genug Kollegen den Mund total ehrlich auf!
    Wenn ich sehe, dass Ton Assistenten teils für 15 Euro die Stunde arbeiten müssen und top Kameraleute einen Zweitjob annehmen und plötzlich Würstchen verkaufen müssen,
    um ihre Familie zu ernähren, fällt mir nur noch Böses ein…
    Das eigentliche Problem ist, dass die meisten in unserer Branche einfach nur müde sind, den ewig selben Problemkreis anzuprangern,
    denn die Angst vor Ausgrenzung und Existenzverlust haben viele zu recht.
    Es nützt aber nichts den Mund zu halten!Wenn ich aus ö-r Sendern höre, dass man sich dort freute, würde nur mal endlich einer
    (aber von außen bitte!) die dreckige, unverblümte Wahrheit über die tatsächlichen ö-r Arbeitsbedingungen (innen) aufzeigen, bin ich genug gewarnt…
    Es ist höchste Zeit, mal eine Reportage anzufertigen, die das und auch den vom Programm genervten Zuschauern mal eindringlich erklärt,
    weshalb sie mit ihrer hat verdienten Kohle diese Entwicklung maßgeblich mitfinanzieren und warum es so ist,
    wie es ist…
    Bleibt bitte stark!!!

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  70. Danke für die klaren Worte! Ich stimme dem zu 100% zu. Alle Bereiche erleben die gleichen zersetzenden Symptome, bei dem Arbeiten zur reinen Qual verkommt. Schaut mal in die Gastronomie.. dort sind auch sehr spezielle entwicklungen zu beobachten die einfach längstens nicht mehr tragbar sind.

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  71. Das Problem “Entlohnung” betrifft nicht nur die Medienbranche, sondern auch viele andere Wirtschaftsbereiche.
    Ein Beispiel ist die Energiebranche, die auch mit der Hilfe der Medienbranche fein säuberlich und seit 20 Jahren kontinuierlich so durch den Kakao gezogen wurde, dass dort heute zu großen Teilen nur noch Billiglöhne gezahlt werden.

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  72. Ich stimme dem Kollegen zu. (bin selbst seit 23 Jahren Kameramann -Reportage/Dok/Film- 20 davon selbst ständig)
    —————————————————————-
    Das Hauptproblem ist weder moralischer, intellektueller oder politischer Natur sondern es ist der technologische Wandel.
    Durch die billige Verfügbarkeit von Kameras und Nachbearbeitungstechnik die durchaus Qualitativ hochwertige Ergebnisse erzeugen können hat sich der Markt für Leute geöffnet die in Zeiten teurer Technik niemals zu Konkurrenten hätten werden können. Das haben die Produzenten natürlich gemerkt und e3s wird gnadenlos genutzt. Ich kenne “Kameraassistenten” die ich nach dem ersten Drehtag als komplett inkompetente Nichtskönner wieder nach hause geschickt hab die 2 Monate später lukrative Aufträge haben, mit ihrer Mediamarkt 500,-€ Canon zu mir kommen und mich fragen wie man da ein Funk Mikrofon anschließen kann und ob ich ihnen eins leihen kann… Diese Entwicklung ist irreversibel. Dazu kommen dann natürlich die bekloppten Arbeitsamtschlaumeier die jedem Bäcker mit Mehlallergie eine Weiterbildung als Mediengestalter angedreht haben (“die Zukunft”) und damit unsere Jobs mit unserem Steuergeld zerstört haben. Ich könnte hier Anekdoten von idiotischen Anfragen und Aufträgen aus meinem Job erzählen da würden die Jüngeren Depressionen bekommen, will ich aber nicht. Nur ein paar die die Situation erklären:
    Unser Büronachbar, ein Bertelsmann StartUp klopft bei uns und fragt:
    “Ihr macht doch Video, könnt Ihr mir eine Software empfehlen die mir coole Filme aus den hunderten Stunden Aufnahmen (Hobbyvideos) die wir aus Events von überall auf der Welt haben?”
    ich sage Ihm das es auf den Cutter und dessen bevorzuges Schnittprogram ankommt…aber wir benutzen Avid MC und finden den gut…
    Der StartUpper guckt blöd und sagt “Nein ein Programm da es alleine schneidet, nachts oder so wenn der Computer frei ist…”
    oder der Berliner Produzent der für seinen Kunden (eine große Bank) neben den PR und werbe Clips eine Event DVD produzieren soll. Als ich mit meiner Panasonic HPX3100 dort bin hat der Produzent eine kleine Canon Kamera dabei (die angekündigte Second Unit) und ist genervt das ich eine “komische, alte, große” Kamera benutzen will (Oldschool)
    Der Event beginnt mit der Show mit Moderationen und Auftritten und er fragt mich wie wir jetzt denn den Ton aufnehmen können. ich sage Ihm das ich schon beim Mischpult einen Funksender am Masterausgang angeschlossen hab und der “komische Kamera” alles aufzeichnet. da schaut er fassungslos und wird plötzlich bescheiden und demütig…
    Was soll mann da sagen, sich aufregen, lachen, weinen?
    Ich sage Euch – ohne eine funktionsfähige Filmgewerkschaft (klingt Oldschool – ich weiss) die hart durchgreift wird es schlimmer. Mein früherer Kameraassistent der seit 10 jahren in NewYork lebt verdient dort 3 mal so viel wie ich – als Assistent, und bekommt für jede verspätete Pause und jede Überstunde so viel Geld das er sich freut wenn der Drehplan unrealistisch ist…

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  73. Wenn man es sich leisten kann in der Medienbranche frei zu arbeiten, muss man schon Glück haben. Ich habe fast ein Jahr frei gearbeitet und das ging nur, weil ich noch das ALG I im Rücken hatte. Wenn man ÖR als Auftraggeber hat, kann man sich bei den Honoraren sogar noch einigermaßen Glücklich schätzen. Ohne Festanstellung mit Tarifvertrag sollte man lieber auswandern und Tauchlehrer in Thailand werden.

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  74. Wenn man seine ureigensten Bedürfnisse und Interessen nicht mehr ausleben und daher stillen kann, dann geht man eben woanders hin – eben dorthin, wo man es kann.

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  75. Wenn man Hunger hat, dann geht man dahin, wo es Nahrung gibt und hält sich nicht länger da auf, wo es beabsichtigt ist, das man verhungert (auf welcher Ebene auch immer).

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  76. Jeder Mensch braucht seelische, geistige und körperliche Nahrung – damit er gesund, munter und glücklich ist.

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  77. @ Hendrik Valenzer:
    was ist denn mit Dir los? Mit Verlaub: Du hast keinen minimal plan worum es in der Abrechnung oben geht! Diesen Kollegen jetzt als Versager zu verunglimpfen ist gelinde gesagt unverschämt. Jeder freiberufliche Film Kollege weiß genau wovon der Mann redet, ohne deshalb in eine Opferrolle zu verfallen. Ein Mexicaner in Californien hat ähnliche Arbeitsbedingungen wie ein Filmschaffender freiber. hier in Deutschland, verdient nur noch weniger. Jede Supermarktkassiererin hat bessere Grundbedingungen. Hör auf das lächerlich zu machen.

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  78. Danke besonders auch für die wahren Worte über die Redaktionen, den Blödsinn der Dokusoaps und der Scripted Reality. – Wenn selbst für 2.30 er in den Lokalnachrichten Leute “gecastet” werden und Redakteure wissen wollen, wo die “dramatische Fallhöhe” eines Beitrags liegt oder steht oder was auch immer, kriegt an immer weniger Lust in dieser Branche zu arbeiten. Ich unterstreiche jedes Wort!

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  79. Texter, Redakteure, PR, ueberall das Gleiche. Es schwemmen Massen von Bloggern, YouTube Stars und andere Sternchen nach oben, werden hofiert, machen sich selbstständig und bekommen für ein schlechtes Werbefilmchen und sinnfreie Texte Honorare, von denen erfahrene Redakteure nur träumen können. Schneller Konsum, schnell erstellte Inhalte. Qualität? Wozu? Die schlechten Honorare sind hausgemacht. Man muss sich nur mal in den Texterbörsen umsehen. Was da angeboten wird, erreicht noch nicht einmal die Höhe eines Mindestlohnes. Die Schreiberlinge reißen sich drum, solange die Auftraggeber immer noch Dumme finden, die für Schweinehonorare arbeiten, wird sich nichts ändern.

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  80. Also ich kann das voll nachvollziehen. Ich habe jahrzehntelang als Mainzelmännchen beim ZDF vor der Kamera gestanden und mir geht es im Grunde ähnlich.

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  81. Liebe Kollegen,
    Nun haben wir schöne Dokus über den Kapitalismus gedreht, geschnitten und publiziert. Und dann kommt der böse Kapitalismus zu uns. Da hilft auch keine Maschinenstürmerei und Produzentenbashing. Wir unterliegen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Ein Überangebot an vielen, sehr guten Kollegen steht eine schrumpfende Nachfrage von Qualität gegenüber. z.B. Belichtungsmesser vs. Zebra.
    Aber beruhigt Euch!! Das gute alte Model ( leute machen was für Geld, was andere Leute gegen Zahlung konsumieren) wird verschwinden. Und bald wird der WM Ball mit einem Chip fliegen und computergesteuerte Kameras folgen better than ever.

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    1. Wir sollten uns an die eigenen Nasen fassen. Mir fallen aus dem Stegreif Kollegen ein, die kräftig an der Preisschraube nach unten gedreht haben, um Aufträge zu ergattern. Es sind auch Kommentatoren dieses blogs dabei.

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  82. P.s. ….. Und gestern traf ich einen jüngeren Kollegen in einem großen ör Sender in der Nähe des Kölner Doms. Grimmepreisträger zu Recht.! Er wollte sich gerade eine Tonangel leihen, weil eine Kaufangel nicht im Budget liegt.

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  83. Das was Herr Nowak hier schildert kann ich aus meinen Beobachtungen auch bestätigen, möchte aber hinzufügen, dass die Selbstwahrnehmung von Kameramenschen beizeiten etwas schräg ist. Manch eine(r) ist eine prätentiöse Diva, die in einem merkwürdigen Hybrid aus Job und Künstlertum lebt. Nicht jeder Kameramensch ist ein Künstler, viele Aufgaben lassen sich mit recht wenig Vorkenntnissen lösen. Wer sich als KünstlerIn sieht, der/die muss sich vielleicht auch den Verweis gefallen lassen, dass es anderen KünstlerInnen ähnlich geht: Entweder sie nagen am Hungertuch oder sie erzielen Topgagen. Ich sage nicht, dass das gut ist, aber vielleicht sollte man sich als Kameramensch die Frage stellen was man denn sein will: DienstleisterIn oder KünstlerIn. Es bringt vielleicht mehr Klarheit in Honorarvorstellungen, wenn der Traum vom Top-Kameramensch der bitteren Tagesrealität weicht …

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    1. Lieber Kollege,
      bei der bitteren Tagesrealität sind wir längst angekommen.
      Auch die Top Kameramenschen im Alltagsgeschäft, die neben einem kreativen Auge die Fähigkeit besitzen, Menschen und Geschichten in Szene zu setzen. Und das seit Jahren für ör und auch private Fernsehsender tun.
      Die Frage nach Dienstleister oder Künstler stellt sich in der Honorarforderung auch für gute Kameraleute nicht mehr.

      Sondern knallhart um die Realität, ob man von den Aufträgen leben kann oder nicht.
      Wenn Sie nicht im ör Rundfunk fest angestellt sind, müssten Sie eigentlich wissen,
      dass die “prätentiöse Diva” ausgedient hat.
      Andernfalls ist die Diva schon vor Ihrem Zusammentreffen so gut im Geschäft gewesen, dass sie es sich leisten kann, Ihnen die Stirn zu bieten.
      Als Künstler/Kameramensch…und Dienstleister.

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  84. Die Fernsehwelt ist im Keller. In der Branche verdienen lediglich die Sender und deren Festangestellten gut. Kamerateams werden für 1/2 Tage (5 Std. !) angefragt. Ein Kilometergeld wird erst ab dem 51. Kilometer (Mitnahme von Autoren selbstverständlich) gezahlt. Jeder Handwerkerbetrieb verdient mehr.

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  85. Nun, eines muss ich hier auch mal einbringen. Bis 2007 war die Arbeit hier in der Schweiz als Cutter oder und Kameramann zu arbeiten ein echter Traumjob. Dann kam eine Gesetzesänderung die es den EU Bürgern erlaubte hier in der Schweiz zu arbeiten.

    Somit nahm das Drama seinen Lauf.

    Entschuldigt bitte schon im voraus wenn ich jetzt mal sehr deutlich werde.

    Was dann von Deutschland hierher kam, waren nicht die Besten. Einer hat tatsächlich mal zu mir gesagt: “In Deutschland bin ich der Quoten König”. Hat sich schnell rausgestellt dass es nur heisse Luft war. Die Produktionsfirma ging Pleite weil die Sendung vorzeitig abgesetzt wurde. Dann wurde ich für eine neue Samstagabend Show angefragt. Mach ich gerne. Anfangs hiess es, kuckt eh keine Sau. Hat mich angespornt es doch zu schaffen. Mit einem Genialen Team haben wir innert zwei Jahren eine hübsche Sendung hin bekommen.
    Jetzt kam eine Deutsche-Regisseurin und liess sich von unserem Produzenten schwängern.
    Denn rest könnt ihr euch denken!
    Ich habe heute mit Fernsehen auch nichts mehr am Hut.

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    1. Entschuldigen Sie, aber diesen Kommentar finde ich mehr als merkwürdig. Was soll denn der Schluss bedeuten? Erstens kann ich keinen logischen Schluss ziehen, was danach passiert sein soll, ich nehme an es gibt auch Produzenten die Vater sind und trotzdem normal weiterarbeiten und zweitens, was hat das denn damit zu tun, dass die Frau Deutsch war?

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  86. Letztendlich gibt es wohl für uns alle zu wenig Arbeit. Eigentlich bleibt da nur das Grundeinkommen, um das Überleben eines jeden zu sichern.
    Was mich an dem Artikel aber ein wenig irritiert, ist die offene Verachtung für Kollegen, die sich unter Preis verkaufen. Sicher ist das ein Problem für die Gagen der Alteingesessenen, aber die Mehrheit scheint ja noch an den freien Markt zu glauben. So ist leider nunmal die Realität im Kapitalismus. Und die meisten hätten sicher nichts gegen mehr Geld, wollen aber auch irgendwie reinkommen. Vielleicht sollten die Damen und Herren Redakteure und Kameraleute in der Kunst und der Berichterstattung ein wenig systemkritischer werden, anstatt sich nur zu beschweren. Von alleine wird es da keinen Wandel geben und der beschriebene Trend wird überall so weiter gehen.
    Ich persönlich finde es auch sehr schade, dass billige Produktionen in einer solchen Masse verfügbar sind, dass sich Sehgewohnheiten und Filmesthetik stark verändern. Allerdings erhöht sich aber auch ganz klar der Bedarf an Materieal. Leider sitzten viele, definitiv nicht alle, auf ihrem “Herrschaftswissen” und glauben, sie könnten immer so weitermachen. Das wird aber in keiner Branche gelingen. Es wird eher noch viel schlimmer, wenn es jetzt bald das Internet der Dinge für alle gibt und Computer zunehemend die Arbeit alleine machen.
    Anstatt aus der Branche zu verschwinden, könnte man sich auch politisch engagieren und erkämpfen, dass wir alle vom Fortschritt profitieren. Ohne geht es glaube ich nicht und Film ist ein sehr geeignetes Medium.

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  87. Nicht nur die Kameramann-Redaktion war von der Qualität und Anzahl Eurer vielen langen und fundierten Kommentare überwältigt; ich bin es auch!
    Deshalb möchte ich mich bei Euch / Ihnen Allen bedanken: für Lob, Kritik, Zustimmung, Unterstützung, und auch die guten Wünsche für mein „neues Leben“.

    Als ich den Artikel schrieb, habe ich nicht erwartet, eine solche Lawine von Kommentaren, Verlinkungen, ‘shares’ und ‘likes’ auszulösen. Deshalb freut es mich besonders, daß hier und auch in den social networks eine intensive Diskussion der Situation im Film- und Fernsehgeschäft losgebrochen ist, in der immer wieder auch das Thema ‘Dumping’ angesprochen wird.
    Dumping ist jetzt schon, oder wird, in fast allen Branchen, das Problem. Ich persönlich glaube, Dumping zerstört nicht nur unsere Wirtschaft, sondern-viel schlimmer-unsere Gesellschaft, unser Verhältnis zu Mitmenschen und Kollegen, weil wir nicht mehr sicher sein können, wer uns um seines materiellen Vorteils willen hintergeht, wenn der wirtschaftliche Druck steigt.
    Das einzige, was da helfen kann, ist „Nein“ sagen zu unanständigen Honoraren und Arbeitsbedingungen, Solidarität und gemeinsames Handeln gegen diese Zustände.

    Eure Diskussion läßt mich hoffen, daß sich da vielleicht doch noch was machen läßt…..

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    1. Die Medienindustrie ist Vorreiter im Bereich des modernen Sklaventums. Es ist eine prekäre Branche, die prekäre Lebensverhältnisse verursacht. Wenn Du endlich so weit bist, dass Du Geld verdienst, weil Du zu den Erfahrenen gehörst, bist Du kaputt, Burnout.

      Es ist das Modell, das in alle Bereiche Einzug hält. Ohne jetzt ein Nihilist sein zu wollen, aber es gibt keine Hoffnung auf ‘normalem’ Weg. Denn so, wie es aussieht, ist das alles ‘gewollt’. Menschen muss man beschäftigt halten, dann haben sie keine Zeit und keine Kraft, sich gegen ein krankes System aufzulehnen.

      Sie erleben ja selbst, dass die Abbruch-Branche besser nährt.

      So ziemlich alles ist kurz davor, zusammenzubrechen, auch wenn die Medien es nicht so rüberbringen. Und wenn man die Moral betrachtet, so ist die schon zusammengebrochen.

      Das wenige, was mir Hoffnung macht, ist zu sehen, dass angesichts der immer schlimmeren Verhältnisse, Menschen aufwachen. ich habe die Branche schon vor 15 Jahren verlassen, aber eines hat sich doch gelohnt. Man lernt unglaublich viele verschiedene Menschen kennen. Und ein paar davon, die kann man NUR im Medienbereich finden. Und allein dafür hat sich das Leid und die Not gelohnt.

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  88. Der Kern dieses Skandals liegt tatsächlich bei den Öffentlich Rechtlichen.
    Mit der üppigen Zwangsabgabe finanzieren sie ausschließlich ihre üppigen Funktionärsgehälter und -renten. Der ö.r. Programmauftrag geht den Intendanten schon lange komplett am Arsch vorbei. Statt Nachrichten gibt es Propaganda (Klaus Kleber). Der Rest des Programms ist billigster Dreck. Brot und Spiele. servile Staatsnähe. Personelle Verflechtungen (Regierungssprecher Steffen Seibert). Selbstbedienung und kritiklose Zahlungen an korrupte Institutionen (FIFA).
    Bei den Ö.R. haben ehrbare Journalisten Hausverbot. Hofiert werden Weicheier wie Jauch und Gottschalk. Und da wird auch sinnlos Geld verbrannt.
    Diese Anstalten sind nicht reformfähig. Niederbrennen!

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  89. Nun kann es nur noch eine Lehre aus dem Dilemma geben: Streik! Wenn alle Leute, die mit und für die Öffentlichen und Privaten arbeiten, für drei Tage die Arbeit niederlegen, gibt es kein Programm für diese Zeit. Und lasst es uns wiederholen, bis sie einknicken. Verdammt, das muss doch gelingen!

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    1. So, und nur so! Finde ich auch 🙂

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  90. Freiberufler in der Medienbranche sind de facto Tagelöhner, allerdings ohne jegliches Klassenbewusstsein. Die wenigsten können oder wollen den sozialen Kontext so nüchtern reflektieren wie Herr Nowak, vielmehr schwelgen gerade die Jüngeren in der Illusion, zu einer Art selbstbestimmt-kreativen Elite zu gehören. Auch in Momenten des Zweifels dominiert die Hoffnung, dass sich alles irgendwie irgendwann schon zum Besseren wenden werde.

    Wird es nicht. Bewegtbildproduktion ist für Menschen unter 30 inzwischen eine alltägliche Kulturtechnik, die jeder irgendwie beherrscht. Der soziale Status von freien Autoren, Kameraleuten oder Cuttern nähert sich rasant dem des ungelernten Kurierfahrers an. Die Qualität bleibt auf der Strecke? Egal, dann wird Dilettantismus eben zum Look erklärt.

    Vor diesem Hintergrund habe ich nicht lange gezögert, meine langjährige Tätigkeit als Freier gegen eine Festanstellung einzutauschen. Bekommen habe ich den Job eher zufällig und auch nur über Vitamin B vom Feinsten. Ich erlebe nun tagtäglich, wie ‚Freie‘ von den Festangestellten wahrgenommen werden: Als anonyme, leicht ersetzbare Verfügungsmasse, die man besser zum Futtertrog auf Abstand hält, denn der Platz auf dem Sonnendeck ist begrenzt.

    Irgendwann wird man auch mich altersbedingt entsorgen und schon jetzt steht fest: Das war’s dann mit mir und der Branche, ein Zurück zum Kratzbuckeln und Nächte-durcharbeiten für ein Witzhonorar kann ich mir nicht vorstellen. Angst habe ich nicht vor diesem Moment. Fast schon freue ich mich darauf.

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  91. Hallo Leute,
    endlich einer der genügend Mut hat die Kleinmafia zu kritisieren. Danke Stefan!!!
    Ich selbst produziere für TV und für die Industrie seit fast 30 Jahren und teile seine Meinung zu 1000%. Allerdings gibt es noch paar Themen, die ich hier in der Runde noch erweitern bzw. stark betonen würde. Erstens besteht seit Jahren in unserem Lande ein enormes Defizit an (guten) Moderatoren, die die Mattscheibe gekonnt beleben. Talkshow- oder Entertainment-Formate ähnelt doch eher einem Billigzirkus, denn die Klowns sind schon da!!!
    Zweitens kurz zum Thema Auslandsproduktionen und explizit zu Polen. Hat schon jemand die polnischen Formate einmal gesehen (geschweige richtig interpretiert)? Da sind wir in der BRD sowohl mit den Kinoproduktionen wie mit der gesamten Braodcast-Schiene im Vergleich ein recht dünnes Eis! Was lernt eigentlich der Nachwuchs bei uns auf den Filmschulen, bzw. wer bringt dort den „Rekruten“ solche Trockenheit bei?
    Es fängt schon damit an, dass die ganze Postpo bei unseren Sendern ausschließlich über AVID funktioniert, was bei uns im Lande anscheinend recht wenig Fantasie beweist. Während Resteuropa den EDIUS bevorzugt (in Polen, Schweden und in der Türkei gar zu 90%), „verstecken“ sich so manche Regionalsender in der BRD hinter diesem Vorhang und landen dadurch automatisch in der zweiten Liga. Ein polnischer Cutter-Kollege sagte mir mal im Vertrauen „in Deutschland kauft man meistens einen Benz um eben einen Benz zu haben, in Polen kauft man einen Hyundai um eben zu fahren“…. Dies war der beste Satz, der die Politik unserer Sender im vollen Umfang wiederspiegelt.
    Die Preispolitik in der „Kreativbranche beim Bewegtbild“ grenzt bei uns nicht nur an die Sklaverei, sie ist eine schon längst praktizierte Tatsache, die zudem durch Innovationsunmut nach EU-weiten Kriterien mittlerweile zu Blamage wird. Zuletzt geht es genau um diese Kreativität, die die Sender fordern, im Endeffekt jedoch fabrizieren diese Sender Trailer wie in den AMIGA-Zeiten.
    Zu Info; wir als Ausbildungsbetrieb in Bayern (rein IHK-mäßig in der Sparte „Foto- und Videolaborant“ mit Schwerpunkt Kamera und Postpro) hatten in den letzten 10 Jahren das Glück sechs wirklich hochtalentierte Absolventen dabei zu haben. Einige sind vor Jahren nach Berlin, einige nach Köln und Hamburg gezogen.
    Inzwischen fahren 3 davon Taxi, 2 arbeiten im Callcenter und der 6-te arbeitet in seiner Disziplin, festeingestellt bei TVP … in Warschau. Wir an sich stehen kurz vor der Insolvenz und werden – wenn es so weitergeht – das Jahr 2017 nicht mehr überleben (können).

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    1. An den Film-, Schauspiel-, und Regieschulen lehren oft die, die keine Engagements, oder Projekte mehr bekommen, also kurz – die ihren Beruf nicht ausüben können. Keine Frage, dass die Ausbildungsqualität an den Ausbildern hängt.
      Klar, das ist nur ein Grund neben vielen anderen warum die fertig ausgebildeten Schauspieler, Regisseure, Kameraleute u.s.w. eben nicht fertig sind.
      Michael Koenen, Theaterleitung

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  92. Aber wohin führt es als Großbaggerfahrer ? Das Problem ist umfangreicher und bedarf der Anerkenntnis, dass es nicht lösbar ist. Erst dann ist vielleicht die Möglichkeit der Mündigkeit gegeben. Die Übernahme aller Geldgenerierenden und -verteilenden Systeme durch Alle und danach die Verteilung für Alle.
    Frankreich macht es gerade vor und wenn man sich nicht vor dem Fernseher aufhält und woanders recherchiert kann man viel über ein gemeinschaftliches Vorgehen erfahren…

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  93. Was soll ich sagen?
    Organisiert Euch! Depolitisierung und Einzeilkämpfertum sind der Schmierstoff des Neoliberalismus. Wer sich nicht gewerkschaftlich organisiert hat keine Stimme, kann keinen Druck ausüben, wird ausgebeutet und ausgenutzt. Es nützt nichts sich in irgendwelchen Foren den Frust von der Seele zu schreiben.Erst wer politischen Druck ausübt kann etwas erreichen. Der übertriebene Individualismus in der Medienbranche muss überwunden werden.
    Nicht nur in der Medien- auch in der Kulturbranche, insbesondere der Theaterszene ist die Lage katastrophal. Dort hat man aber damit begonnen, sich zu organisieren, wie das erste bundesweite Ensembletreffen zeigt.
    Das heutige Kulturprekariat hat sich selbst geschaffen. Es wird höchste Zeit, es wieder abzuschaffen.

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  94. Großartig, dass du über all die Jahre ausdauernd Kante zeigst, so kenn ich dich! Resistent, Widerständig, und klare Positionen! Dein ZIWI-Chef vom JUZE Frechen – Wolfgang

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    1. meinten sie “zivi”, chef?

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  95. In Zeiten von Video-on-demand, Youtube und Vimeo meint man der exakt kalkulierte Gewinn aus Zuschauergebühren für Suskriptionen oder einzelne Filme und Beteiligung an Werbeeinnahmen müsse zu mehr Transparenz was die Umsätze in der Medienbranche betrifft führen.
    Patricio Guzmán sah mit den VOD Angeboten die Stunde der Freien Dokumentarfilmer gekommen. Nun stünden zwischen Medienschaffenden und Konsumenten kein Apparat mehr. Doch die Plattformen scheinen den Wettbewerb eher zu verschärfen, indem Rezepte unmittelbar erprobt und bewertet werden können, bleibt kaum Platz für Innovationen. Die Abwärtsspirale scheint sich hier nur fortzusetzen.

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  96. Im Bereich darstellende Künste, bei uns Theater, sieht es ähnlich aus.
    Klare Worte bestätigen, dass man richtig liegt mit seinem Gefühl, aber die Frage nach einer Lösung wird wohl nicht mehr beantwortet.
    Michael Koenen, Theaterleitung und Schauspiel

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  97. Bei allem Verständnis für die künstlerischen Schicksale werde ich mich dem allgemeinem Gejammer nicht anschließen. Dieses Thema ist so alt, dass ich kaum weiß wie weit ich zurückgreifen soll. Als ich Anfang der 80er endlich die Möglichkeit gehabt hatte im Filmgeschäft mitzumischen, hatte ich das große Glück einen Einblick in die Führungsetagen zu bekommen. Es ist kein Ort der Visionäre, sondern der fantasielosen Narzissten. Ich habe mich gleich anderen Dingen zugewendet. Wenn ich heute junge Filmemacher sehe, dann haben sie exakt die gleichen Träume und exakt die gleichen Probleme wie eh und je. Sollen sie. Ich kann mir mein Leben ohne Träume auch nicht vorstellen. Was mich an dem obigen Artikel hat aufhorchen lassen, ist der Begriff ‘selbstzerstörerisch’. Jedes System ist nur für eine gewisse Kapazität angelegt. Überschreitet man diese Kapazitäten, dann zerstört es sich selber. Wie viel Kameragymnastik braucht das Land? Wie viel erwachsene Frauen mit Stimmen einer 14 Jährigen braucht das Land? Wie viel Fernsehberichte über Zeitungsberichte braucht das Land? Wie viele Moderatoren, die einen Reporter, der einen Experten, der einen ausländischen Bericht ankündigt braucht das Land? Wie viel Frühstücksfernsehen bis weit nach Mitternacht braucht das Land? Und muss ich mein Leben wirklich damit verschwenden?

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  98. Digitale Bilder nebst zugehörigem Equipment sind billig geworden. Wo man seinerzeit noch mit Film oder monströsen Umatic-Tapes in schwergewichtigen und absurd teuren Kameras hantierte, tut es nun ein Speicherchip in einem für jedermann erschwinglichen Aufzeichnungsgerät. Die Digitalisierung hat uns eine Flut von (oft irrelevanten und kunstbefreiten) Bildern beschert und damit auch ein semi-professionelles Produktionsproletariat. Diese “Demokratisierung” der Bildproduktion ist ja für sich genommen nichts Schlechtes – repräsentiert jedoch den natürlichen Feind von Qualität. Dies zu bejammern hilft nicht, da der Endkonsument ja offensichtlich mit dem Gebotenen zufrieden ist. Fernsehen ist seit dem Zugang der Privatsender zur Ramschware verkommen. Fernsehen ist ein halb-toter Kadaver der irgendwie (mit Werbung oder Zwangsabgabe) am Leben gehalten wird. Was andere Kommentare zu wenig reflektieren ist, dass das Internet der Ort ist, wo heute die Musik spielt. Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland kaum Bestrebungen oder funktionierende Ansätze, webtaugliche Formate, Blogs und Platformen zu entwickeln. Stillstand halt. Diese Chance be- und/oder ergreift der typische deutsche Medienarbeiter ja nicht. Hieße es doch sich selber Gedanken über eine Vielzahl von Tasks zu machen wie Konzeptualisierung, Finanzierung, Marketing, Sales, Plattform-Entwicklung etc. Hier werden einfach flexiblere Denkweisen und Berufsbilder benötigt. Wer das immer noch nicht kapiert hat und sich dem allgemeinen Gejammer über den Wandel anschließt, verpasst jede Chance die Zukunft aktiv zu gestalten. Die Zeiten, wo man einen Beruf erlernen konnte und dann darin 40 vor sich hintrottete sind ein für alle mal vorbei. Kerzenzieher, Seilmacher, Sattelmacher etc. waren bestimmt auch mal interessante Berufe …

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    1. Digitalisierung, Globalisierung (und damit in vielen ehemaligen “Kreativberufen” auch der direkte Wettbewerb mit dem Programmierer / Designer / Fotograf aus Indien, Rumänien oder sonst wo her, wo er für den Tagessatz eines deutschen / westlichen Freiberufler einen ganzen Monat seinen Lebensunterhalt bestreiten kann), dazu eben die großen Internetkonzerne, die die Inhalte kostenfrei verteilen, mit ihren Nutzerdaten & Werbung viel Geld verdienen, die Inhaltsersteller aber eben nur rudimentär (sofern überhaupt) an den Umsätzen beteiligen. Wozu auch?
      Jeden Tag kommen Millionen an Fotos, Texten, Videos usw. kostenfrei hinzu… Wen interessiert in der heutigen, extrem schnelllebigen Mediengesellschaft noch “Qualität”??
      Equipment & Software sind auch mittlerweile für jeden Menschen halbwegs erschwinglich – egal ob 4k fähige Kameras oder eben Schnitt-/Bearbeitungsprogramme.
      Die klassischen Medien (egal ob TV oder Print) entlassen reihenweise ihre ehemaligen Festangestellten oder – wie bei den ÖR – stellen nach Ausscheiden eben keine neuen mehr an. Beim WDR gibt es noch ne Hand voll fester Kameraleute, aus einer ehemaligen Fotografenabteilung mit mehr als 20 festen Fotografen ist EIN verbliebender Fotograf übrig geblieben. Die “User” liefern den Content – gern auch nur gegen Namensnennung und kurze (vermeidliche) Bekanntheit (da kommt eben auch die Like- / Mediengeilheit zum Vorschein).
      Die Entwicklung wird sich nicht mehr umkehren lassen…
      http://www.deutschlandfunk.de/digitale-zukunft-alles-umsonst-im-netz.1184.de.html?dram%3Aarticle_id=355035

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  99. Für mich hat der Verfall des “Berufsbildes Kameramann”zumindest im TV-Bereich mehrere Gründe: Erstens ist der “Kameramann” kein “geschützter” Beruf. Jedes Jahr gibt es einen Zuwachs aus allen möglichen Bereichen, was nicht immer die Qualität vorantreibt. Zweitens ist es seit Einführung der elektronischen Bildaufnahme Mitte der 80er nicht mehr zwingend notwendig, erfahrene Autoren dem Kameramann zur Seite zu stellen, die ein Konzept im Kopf haben. Schließlich kostet das Material fast nichts mehr , sodass der Kameramann schlimmstenfalls nur noch “metern” soll. Drittens wird von den Senderhäuptlingen immer wieder argumentiert, dass sich die Sehgewohnheiten der Zuschauer geändert hätten, womit der inflationäre Einsatz von Go Pros und I-phones selbst bei Totalen oder Schnittbildern für Magazine gerechtfertigt wird. Ganz zu schweigen vom Einsatz der unsäglichen VJ-Pest, die von den meißten unserer Zunft so hingenommen wird (“Die armen Reporter müssen ja auch ihre Miete zahlen- außerdem werden sie von der Redaktion gezwungen”…). Viertens befinden wir uns seit einigen Jahren in einer technischen Revolutionierung der Aufnahmemedien, was den Entscheidungsträgern nicht entgangen ist. Durch den Qualitätssprung und die relative Bezahlbarkeit sendefähiger Kameras ist eine Demokratisierung unserer altgewohnten “camera obscura” entstanden, die den Zauber entmysthifiziert hat und jedem Videoclub die Türen geöffnet hat- warum auch nicht? Im Prinzip steht die Mehrheit unserer “Kaste” so da, wie die Drucker der Printmedien Ende der 70er , die durch Einführung des Computerdrucks durch die Redakteure hinfällig wurden. Schlechte Aussichten….

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  100. Interessanterweise passt das, was Stefan schreibt, auch zu meiner Arbeit bis Ende 2015. Als Chefredakteur (!) des Regionalteils einer Monatszeitschrift “verdiente” ich 250 € im Monat. Als es wirtschaftlich bergab ging (2014), wurde ich allen Ernstes gefragt, ob ich die Arbeit auch für die Hälfte erledigen würde. Das lehnte ich ab und erhielt theoretisch weiterhin 250/Monat. Allerdings werde ich wegen nun wegen der letzten 14 (!) Monatszahlungen von einem auf den nächsten Monat vertröstet.
    Vermutlich wird mein einziger “Lohn” die Befriedigung sein, wenigstens ein gutes Druckwerk bis Ende 2015 geliefert zu haben. Schade, denn die Arbeit selbst macht sehr viel Spaß, der einem aber durch das “Drumherum” genommen wird.

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  101. komisch, keiner hier fragt, wo das, was bei uns immer weniger wird, immer mehr wird.
    das gilt für ARD/ZDF genauso wie für die Privaten. Stichwort UMVERTEILUNG. Letztens bei diversen bieren nach drehschluss drüber diskutiert. was tun? gewerkschaft bilden? bestehende strukturen stärken? Bvfk? verdi? bringt nichts. wie haben die die das eigentlich vor 150 Jahren hinbekommen?!?! Haltung heißt das Zauberwort. Oder um marx vom kopfe auf die füße zu stellen: das bewußtsein bestimmt das SEIN. Also, Leute, nicht rumheulen, und zum Opfer stilisieren. Mit Liebe gegen die Angst kämpfen. nutzt unsere mittel: bild und ton. ZAPP!

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  102. Apropos “Umverteilung”: Wir brauchen eine Debatte, wohin die (Werbe-, Förder- etc.) Gelder und Gebühren fließen (Abfindung für Gottschalk, Sport etc.). Und wir müssen damit aufhören, uns zu schämen oder nur uns selbst dafür verantwortlich machen, dass man und frau einen Preis zahlt oder zahlen muss, wenn man denn kreativ oder mit Leidenschaft arbeiten, von seinem Traumberuf auch noch -gut- leben können will. Nach dem Motto: Selbst schuld, wenn der Rubel nicht -stark genug- rollt, das hast du vorher gewusst. Denn warum nehmen wir es hin, dass Dumm-Dödel-Broker und andere Marktprofiteure sich bei der Verspekulierung der Welt oder in anderen destruktiven Jobs eine goldene Nase verdienen können, während die kleinen Kreativen und die freiberuflichen Knechte, die eine bessere Welt und ein besseres Leben wollen, müde belächelt werden. Warum gibt es eine staatliche Garantie für Spareinlagen, nicht aber für kreative, couragierte Investitionen in ein selbstbestimmtes, auskömmliches Berufsleben? Warum erfahren diese risikobereiten Akteure keine gesellschaftliche Anerkennung: Toll, welche Unsicherheiten ihr tragt und durchsteht. Dafür müsste es geben … z.B. einen unbürokratischen Zugang zu einer Grundsicherung mit guten, anrechnungsfreien (Neben-)Verdienstmöglichkeiten, falls es -mal- nicht so läuft, also eine Art Grundeinkommen für die tapferen, mutigen, unternehmerischen Freien und Solo-Selbstständigen – quasi ein “HARTZ IV plus” oder ein “KREATIV plus” als Überbrückungssicherung für -wahre- Leistungsträger. Bzw. für solche, die nicht aus einem festen Job kommen bzw. diesen nicht suchen oder nicht finden würden. Machen wir uns begehrt, wir sind es wert. Denn ohne die gesellschaftlichen Beiträge der professionellen Traumberufler sähe diese Welt schon jetzt viel anders aus, kälter, roher, rechter … Phantasie, Kreativität, Kunst und Kultur darf und muss was kosten. Sonst geht die Gesellschaft noch schneller den Bach runter …

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  103. Ich bin 21, gelernter fotograf und durch 2jahres praktika zum kameramann/allrounder geworden. Ich kann nur für mich sprechen und respektiere den alten schlag, meine lehrer. Fernsehen ist tod. Packende und informative berichte nie. Ich arbeite seit 2 Jahren selbstständig und das bedeutet ich mache alles von der auftragsgewinnung bis zur ablieferung. Die leute möchten unterhalten werden und werden kollektiv ‘dümmer/fauler’ , die meisten davon schauen TV. Fûr wen man letztendlich produziert kann man nie genau bestimmen, was man aber bestimmen kann ist wie man produziert. Man muss sich nicht einem sinkenden niveau anpassen, man muss verstehen wie man information und emotion verbindet. man darf nicht klagen über die neue zeit sondern die vorteile sehen. Das internet bietet jedem die möglichkeit kontakte weltweit zu knüpfen, berichte weltweit zu verteilen und das alles umsonst. Als kameramann muss man entweder ein breiteres wissen als nur film besitzen oder sich mit den leuten zusammentun die erfahrung im marketing, streaming usw haben. Wer braucht den heute noch einen grossen tv sender oder idioten die unmenschlich und bestimmerisch auf kameramänner herabblicken. Netflix, amazon usw profuzieren mittlerweile die erfolgreichsten serien/filme/dokus selbst. Es ist zwar sehr unterhaltungslastig geworden mit 193639 verschiedenen serien aber die dokus sind auch qualitativ gewachsen. Nur weil es mittlerweile im gesamten einfach viel mehr gibt heisst das nicht dass kein platz fuer wirklich gute berichte gibt. Ganz im gegenteil es gibt mehr zuschauer denn je, es ist einfacher und billiger denn je einen bericht selbstständig zu produzieren und noch viel einfacher denn je sein werk in die welt zu katapultieren. Wichtig ist, dass meine generation versteht welche tagessätze aufgerufen werden sollten. Ein gewisses selbstbewusstsein in geschäftlicher wie auch fachlicher hinsicht muss entstehen. Bei der zusammenarbeit mit Agenturen liegt mein tagessatz bei 500€, ich weiss ich liege unter dem soll, doch ich ziehe meine preise regelmässig an. So wie meine qualität und erfahrung steigt, steigen auch die preise.

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  104. Bin selbst “alter” Kameramann – seit 1978 an der Kamera, seit 1985 Kameramann. Bestätige die Klage des Kollegen in vollem Umfang, bin selbst seit 2010 aus dem Beruf ausgestiegen. Irgendwann hat es gereicht. Arme junge Kollegen, die noch an beruftliche Entwicklung glauben..

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  105. Wer unbedingt ,, irgendwas mit Medien” machen möchte, ist selbst schuld! Wer ,,Sesselfurzerbeamter” werden will, denkt schon eher an seinen Lebensunterhalt und ist schlauer!

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