Anzeige
Anzeige
Filmkomponist aus Berlin

Drei Fragen an Pelle Parr

Pelle Parr ist Filmkomponist in Berlin. Er hat uns für das Heft Heft 5.2023  in den Antworten auf die Drei Fragen erzählt, wie er sich das Komponieren beibrachte und warum die Natur ein Orientierungspunkt für ihn ist.

Filmkomponist Pelle Parr im Studio
Foto: privat

1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?

Mein Name ist Pelle Parr, ich wohne in Berlin und arbeite als Filmkomponist und Musikproduzent für TV und Film. Ich habe mein Leben lang schon musiziert und komponiert. Es fing alles mit Trommeln und Straßenmusik an. Danach lag mein Arbeitsschwerpunkt immer auf Bandprojekten, für die ich Psychedelic Rock, Britpop und Synthwave Songs komponiert habe. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich als Musikproduzent im Grunde genommen alles selber einspielen, samplen und mixen kann. Nach ewig langen YouTube-Tutorial Schleifen klingt das tatsächlich angenehm! Mittlerweile schreibe ich vor allem Soundtracks.

Ich habe dann in Lübeck mein Abitur abgebrochen, weil die staatlichen Lernmethoden für mich nicht mehr zeitgemäß waren. Ich war noch nie ein Freund des vorgepflasterten Weges. Anschließend bin ich nach Hamburg gezogen und habe bei Roba Music unterschrieben. Seit 2021 bin ich als freier Komponist und Musikproduzent tätig.

Ich arbeite seit drei Jahren in der Filmbranche und habe zu Beginn vor allem Filmmusik für Kurzfilme geschrieben. Bei dem Sci-Fi-Thriller „I AM“ habe ich zum Beispiel den Soundtrack geschrieben. Der Film gewann den HBOMax Best Short Film Award, war nominiert für den Student Academy Award und qualifizierte sich 2022 für den Oscar. Nebenbei habe ich als freier Musikproduzent Werbejingles produziert und hatte 2022 mein Serien-Debüt mit der Filmmusik für die TV-Serie „Becoming Charlie“. Mein Arbeitsschwerpunkt in der Komposition liegt hauptsächlich auf der elektronischen Musik. Ich habe aber mit der Zeit sehr viele unterschiedliche Genres bedient und liebe es, meinen Horizont zu erweitern. Für meine Filmmusik habe ich im letzten Jahr den Deutschen Filmmusikpreis gewonnen, was natürlich eine Riesenehre für mich als autodidaktischer Komponist ist.

2. Bist du in einem Verband aktiv?

Ich bin aktuell in keinem Verband aktiv, ich würde mir allerdings wünschen, dass in Deutschland für den Nachwuchs der Filmkomponisten mehr Verbände, Agenturen und Unterstützung da wären. Mir fehlt in Deutschland ein bisschen die Wertschätzung für den Beruf. Agenturen für Regisseure, Schauspieler und DoPs gibt es wie Sand am Meer. Wieso kümmert sich niemand um die Filmkomponisten? Viele Komponisten wissen nicht, wo sie starten sollen. Das ging mir genauso. Es fehlt ihnen an Referenzen, um in die Szene einsteigen zu können. Viele landen bei der SAE, geben einen Haufen Kohle aus und stehen am Ende mit nichts da. Ohne Praxis und Referenzen kommt man nicht weit. Kleiner Tipp: Filmuniversitäten sind super, um eine Referenz aufzubauen. Ein gutes Beispiel ist die Hamburg Media School, ideal auch für die gesamte Arbeit am Set und in der Postproduktion. Die suchen immer.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?

Ich beschäftige mich seit längerer Zeit sehr intensiv mit meiner eigenen Psyche und der Selbstliebe. Ich nutze dabei die Natur gerne als eine Art Orientierungspunkt im Leben. Frei von allen gesellschaftlichen Statussymbolen zeigt die Natur, wo du gerade stehst. Sie fokussiert deinen Blick ganz von alleine auf die wesentlichen Bedürfnisse im Leben, das direkte Überleben. Beim Wandern oder im Wald ist es egal, was für einen Award du bekommen hast und wer du bist. Die Frage ist, ob du bei Regen noch im Stande bist ein Feuer zu entfachen und ob du rechtzeitig die nächste Wasserquelle finden wirst.

Wir bewegen uns immer weiter in die Digitalisierung und lassen Algorithmen entscheiden, was wir konsumieren oder brauchen. Die Menschen verlieren immer mehr den Bezug zu sich selbst und der Natur. Mir ist dieser Bezug sehr wichtig. Nicht ohne Grund gibt es gerade ja auch einen großen Survival- und Natur-Hype – das Internet haut manchmal doch auch gute Trends raus! Ich bin auf dem Land groß geworden und brauche diesen Ausgleich einfach zum Leben, bin aber genauso gern in der treibenden Großstadt und genieße unsere beachtliche Sub- und Clubkultur, die wir in Deutschland haben.

Ich setze mich auch gerne mit der Frage auseinander, was die Zukunft uns bringen wird. Gerade in Bezug zur Subkultur sollten wir Menschen in Zukunft aufpassen, dass wir das Zepter nicht an irgendwelche künstlichen Intelligenzen abgeben und die menschlichen Eigenschaften von gefütterten Algorithmen abgelöst werden. Das klingt alles ein bisschen nach Sci-Fi, aber es ist ja jetzt schon Realität. ChatGPT ist nur die Spitze des Eisbergs. Auf ein achtsames und gesundes Miteinander! [15318]


Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.