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Casting Director aus Berlin

Drei Fragen an Nina Haun

Nina Haun ist Casting Director aus Berlin. Sie hat in unserem Heft Heft 3.2023 die Drei Fragen beantwortet und erzählt, wie sie ihre Arbeit zwischen Büro, Castingstudio und Set aufteilt, worauf sie bei der Cast-Auswahl besonders achtet und was es mit dem Casting-Hund auf sich hat.

Porträt von Nina Haun
Foto: Joachim Gern

1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?

Als Casting Director befinde ich mich immer im Dialog mit Menschen und Büchern, beides liebe ich sehr. Die Menschen, mit denen ich arbeite, führen Regie, produzieren Filme oder betreuen sie redaktionell beziehungsweise von Sender-/Verleiher-/Streamerseite. Sie sind Schauspieler:innen oder vertreten diese, sie schreiben Drehbücher und diese werden in meinem Kopf lebendig und gehen in Resonanz mit allem, was ich bisher sehen konnte, was ich erlebt habe oder wovon ich träume. Die Besetzung eines Filmes oder einer Serie ist jedes Mal neu und aufregend und ein Wagnis, weil es viele richtige Möglichkeiten gibt, aber auch falsche. Die fallen dann sehr auf, weil man zum Beispiel spürt, dass jemand einen Text aufsagt oder weil man bei einem Paar wahrnimmt, dass die Chemie fehlt oder weil man beim Zuschauen über zu vieles stolpert. Meine Arbeit braucht analytischen Verstand genauso wie das Vertrauen auf das Unbewusste, man muss viel Genauigkeit, Akribie und Fleiß – was für ein altertümliches Wort – aufbringen und dazu Fantasie und vor allem Neugier auf Menschen und wie sie sind oder sein können. Konkret gesprochen lese ich ein Drehbuch, überlege, welche Schauspieler:innen passen könnten und wie sie durch ihre jeweilige Persönlichkeit die geschriebenen Charaktere auf ihre spezifische Weise zum Leben erwecken, schaue, ob sie im Drehzeitraum verfügbar sind und stelle sie dann den Beteiligten vor. Dann sprechen wir viel miteinander und ergänzen manchmal weitere Ideen oder gehen ins Castingstudio, um zu schauen, wie die Konstellationen sich anfühlen. Auf diese Weise entsteht das Ensemble, beginnend bei den Hauptrollen bis hin zu den kleinsten Rollen, die jedoch auch sehr wichtig sind, weil sich gerade in den Details die guten von den superguten Projekten unterscheiden, das kennen wir ja alle. Meistens sitze ich in meinem Büro, oft stehe ich im Studio und ab und an gehe ich auch ans Set.

2. Bist du in einem Verband aktiv?

Ich bin Mitglied in der Deutschen und in der Europäischen Filmakademie und im Internationalen Castingverband, dem ICDA. Zusammen mit Jacqueline Rietz bin ich an der Spitze der Sektion Casting und im engen Austausch mit dem Bundesverband Casting, weil Themen wie Sichtbarkeit und Nachwuchsförderung auch in unserem Beruf wichtig sind. Außerdem engagiere ich mich bei First Steps, dem Nachwuchspreis der Deutschen Filmakademie und unterrichte an diversen Filmhochschulen.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?

Für Mann und Kind und generell Familie und Freund:innen, auch für Leute, denen ich zufällig begegne, ich habe eine tiefe Zuneigung zu Menschen. Und ich schaue natürlich gerne Filme, gehe ins Theater und lese auch sehr gern, das ist wahrscheinlich wenig überraschend. Ah, ich liebe es, zu spielen – also nicht schauzuspielen, das kann ich gar nicht – aber von Canasta bis Casino bin ich für alles zu haben. Außerdem haben wir inzwischen einen Castinghund, ich nenne das mal so, weil er der Hund eines Kollegen aus dem Team ist, und ich bin jedes Mal überwältigt davon, wie er sich freut, wenn ich ins Büro komme. Zudem gehe ich gern in Ausstellungen und das am liebsten allein, dann kann ich stehen bleiben, wenn mich etwas anspricht oder einfach weitergehen, wenn ich keinen Zugang finde. [15293]


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