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So entwickelte ZEISS die Nano Primes

ZEISS Nano Primes: Christophe Casenave im Interview

ZEISS-Objektive sind täglich an unterschiedlichsten Sets im Einsatz. Bei großen Produktionen erfreuen sich die Supreme Primes und Supreme Prime Radiance einer großen Beliebtheit. Die CP2- und CP3-Primes sind aufgrund ihrer Preisgestaltung und der Bauweise besonders für Owner-Operator und kleine Produktionsfirmen interessant. Zuletzt erweiterte ZEISS sein Objektiv-Portfolio um die Nano Primes und schloss so die Lücke zwischen Einstiegs- und High-End-Objektiven. Wir sprachen in Oberkochen mit Christophe Casenave über die Entwicklung der neuen Cine-Objektive.

Systemingenieur Dennis Meyer und Christophe Casenave, Leiter der Cinema-Kategorie im Gespräch mit Redakteur Sven Kubeile.
Systemingenieur Dennis Meyer und Christophe Casenave, Leiter der Cinema-Kategorie im Gespräch mit Redakteur Sven Kubeile. (Foto: Christian Cramer)

Christophe, wie kam es zu der Entwicklung ZEISS Nano Primes?
Wir hatten die CP3-Optiken in unserem Portfolio und viel Erfahrung mit hochqualitativen Cine-Optiken für vergleichsweise wenig Geld. Los ging alles um 2008/2009, wo mit der Canon 5D Mark II eine günstige und gute digitale Kamera zum Filmen auf den Markt kam. Unsere manuellen Foto-Objektive erfreuten sich ab diesem Zeitpunkt einer erhöhten Nachfrage. Teilweise baute man Zahnkränze an die Gehäuse, es gab aber auch komplette Rehousings. Zuvor konnte man gutes Filmequipment nur bei Rentals mieten. Da haben wir uns dazu entschlossen, die CP2-Optiken auf den Markt zu bringen. Der große Vorteil lag damals im wechselbaren Mount.

Der Markt war dann vor ein paar Jahren voll mit CP2- und CP3-Optiken und verlangte dann etwas Neues mit weniger „2000er-Look“ und mehr Lichtstärke und Konsistenz. Wir benötigten also einen Nachfolger. Als dann Sony mehr und mehr in den Cine-Markt eingestiegen ist, war für uns klar: Der E-Mount ist perfekt für das, was wir vorhaben. Mit dem kurzen Auflagemaß war es für uns möglich, Optiken zu designen, die viel kleiner und einfacher sind bei der gleichen Qualität und der gleichen Blendenöffnung im Vergleich zu anderen Mounts. So war die Idee, einen neuen Satz von Einsteiger-Cinema-Objektiven zu entwickeln, die über eine 1.5er-Offenblende verfügen und für die Sony Cinema-Kameras mit ihrem E-Mount gemacht sind.

Gerade als wir den Entschluss gefasst hatten, kam die Sony VENICE auf den Markt. Das hat uns in unserer Entscheidung bestärkt. In der Zwischenzeit kamen dann weitere Kameras wie die FX3, FX30, FX6, FX9 und die BURANO hinzu.

Wie war der genaue Ablauf von der Idee bis zum Marktgang der Nano Primes?
Grundsätzlich ist es wichtig, eine gute Idee zu haben – und dass sich ein Produkt gut verkaufen wird. Dann haben wir definiert, was die Optiken können sollen. Wir mussten also wissen, was unsere Kunden benötigen und das in Zahlen umsetzen, die wir ins Optikdesign geben konnten. Das wird dann am Rechner simuliert und kommt dann wieder zurück zu mir, denn die Zahlen, die ich vorgebe, sind erst einmal theoretisch und manchmal nicht sinnvoll in einem Gehäuse umsetzbar. Es ist also immer eine Teamleistung mit viel Diskussion. Es muss vieles ineinandergreifen: Optik, Mechanik und Elektronik. Der Mount sollte einfach – mit vier Schrauben – zu wechseln sein. Das war das, was wir wollten und am Ende erhältst du dann einen Prototyp, bei dem du sagst: „Das ist genau das, was wir wollten!“

Früher hatten wir viele Prototypen, aber heute ist es im Regelfall genau einer, der dann auch in unseren Augen perfekt ist, weil wir im Vorhinein alles genau simulieren konnten. Wir können mittlerweile sogar die Coatings und die jeweiligen Auswirkungen auf jedem Linsenelement simulieren, ohne dafür ein Objektiv bauen zu müssen. Wir konnten also auch vorher schauen, welche Ghosting-Effekte wir wollen und welche nicht. Irgendwann gibt es dann eine Vorserie, die dazu gedacht ist, um die Mitarbeitenden zu trainieren und dann kann das Produkt in Serie gehen.

ZEISS Nano Primes
Die ZEISS Nano Primes sind in sechs Brennweiten seit Mai verfügbar. (Foto: Sven Kubeile)

Wie würdest du den Look beschreiben und habt ihr das umsetzen können, was ihr euch vorgenommen habt?
Wir wollten sehr nah an den Supreme Primes sein, weil sie sich einer großen Beliebtheit erfreuen. Die kosten zwischen 15.000 und 25.000 Euro und richten sich eigentlich nur an Rentals. Es gibt auch keine direkte Konkurrenz. Wir wollten dann etwas, was dem sehr nahe kommt, aber zu einem günstigeren Preis. Ganz bekommt man das natürlich nie hin. Die Supreme Primes haben ja auch nicht ohne Grund ihren deutlich höheren Preis. Wir hatten bereits das optische Design der Supreme Primes, das wir dann auf die Nano Primes übertragen haben.

Da spielt dann aber auch die Erfahrung im gesamten Team eine große Rolle. So hinterlassen alle Mitarbeitenden in der Entwicklung ihre eigenen Fingerabdrücke auf dem finalen Produkt. Beim 18-mm-Prime waren wir mit dem Optikdesign eigentlich fertig, waren dann aber nicht zufrieden, haben noch mal alles über Bord geschmissen und neu angefangen. Es war ein schwieriges Projekt, weil die Optiken wirklich gut sein sollten, nicht viel kosten durften und wir aber auch nicht zu viel Zeit in der Entwicklung verbringen wollten. Bei der reinen Optik haben wir keine Abstriche gemacht und sind stolz, ein sehr gutes Produkt auf den Markt zu bringen.

Wo werden die Nano Primes hergestellt und warum?
Die Nano Primes werden von einem unserer engen Partner in Japan hergestellt, mit dem wir schon über 20 Jahre zusammenarbeiten und die wirklich tolle Produkte machen, unter anderem auch andere bekannte Foto-Objektive. Das ist kein OEM-Partner, sondern wir kennen uns gegenseitig und arbeiten Hand in Hand. Sie haben die gleichen Qualitätsansprüche wie wir. Außerdem stellen sie – passend für uns – vergleichsweise kleine Stückzahlen her. Natürlich hat es auch mit Kostengründen zu tun, warum wir sie in Japan fertigen lassen, aber wir sind vor allem hier an unserem Standort an der Auslastungsgrenze und können schlichtweg hier nicht noch zusätzlich die Produktion einer neuen Objektivserie unterbringen. Unsere japanischen Kollegen sind für uns ein verlängerter Arm.

Wer ist die Zielgruppe bei den Nano Primes?
Zum einen richten sich die Nano Primes an alle, die den Look der Supreme Primes auch auf kleinere Produktionen adaptieren möchten, also zum Beispiel kleine Produktionsfirmen und ­ Owner-Operator für Corporate, Dokumentar und ähnliche Formate. Es ist immer praktisch, kleine Cine-Optiken zu haben. Grundsätzlich werden aber auch Budgets in größeren Produktionen gekürzt. Wo vielleicht vor kurzem noch eine Sony VENICE 2 mit unseren Supreme Primes genutzt wurde, könnte man nun auf eine BURANO mit den Nano Primes gehen. Das ist nicht zu 100 Prozent das Gleiche, kommt aber sehr nah. Zusätzlich sehe ich die Optiken auch an B-Kamera- Setups. Wo der Großteil des Films mit einer VENICE und den Supreme Primes gedreht wird, kann ich für eine Fahrstuhl-Szene mit wenig Platz auch auf eine FX3 mit den Nano Primes gehen, ohne einen komplett anderen Look zu erhalten.

Wie zufrieden seid ihr mit dem ersten Feedback, das ihr bekommen habt? Wir sind sehr zufrieden und haben äußerst positives Feedback bekommen. Viele haben sich auch gefragt, wie wir solche guten Optiken zu einem so geringen Preis bauen können. Die einzige Frage, die viele haben, ist: Wird ein weiterer Mount kommen? Die klare Antwort ist: Wir haben alles vorbereitet und alles ist möglich. [15443]


Lesen Sie hier mehr über unseren Besuch und die Objektiventwicklung bei ZEISS in Oberkochen!


 

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