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Silbersalz Cinelab entwickelt ein neues Filmformat für den Einstieg in die analoge Welt

Digital trifft Analog: HALF35

Mit HALF35 stellt das Berliner Silbersalz Cinelab ein neuartiges Filmformat vor, das analogen 35-mm-Film effizienter nutzbar macht. Ziel ist ein bezahlbarer Einstieg in die analoge Bildwelt – mit digitalem Mindset und innovativer Technik. Wir berichteten in unserem Heft 5.2025.

Half35-Frame
Foto: Silbersalz Film GmbH

Echte Neuheiten sind selten. Vieles wird als „Innovation“ von Herstellern angekündigt. Doch die wirkliche Innovationskraft überbrückt oft nur kleine, unbeackerte Felder. Wenn es dann zu einem eigentlich totgesagten Medium, dem analogen Film, eine Innovation geben soll, lässt das aufhorchen. Dabei liegt hier die Innovation nicht im Medium selbst, sondern in seiner innovativen Kombination mit den digitalen Möglichkeiten von heute.

Silbersalz Cinelab stellt dieser Tage offiziell das Format „HALF35“ vor. Hier teilen sich zwei Bilderstreams den 35-mm-Film. Auf ein Frame passen auf diese Weise vier „HALF35“-Bilder. Die 35-mm-Kameras sind vergleichsweise einfach umrüstbar. Entwickelt wird ganz normal, der Rest geschieht nach dem Scanning.

Digitales Mindset

Startpunkt der Entwicklung war der Wunsch, analoges Bewegtbild bezahlbar zu gestalten und für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen. „Der Unterschied zu früher ist, dass wir halt Scanning digital denken“, erläutert Silbersalz-Geschäftsführer Thomas Bergmann. Statt mit dem analogen Blick schauten Bergmann und sein Team mit dem digitalen Mindset auf das 35-mm-Frame. „Für uns ist das Master immer der digitale Scan“, so Bergmann. „Und wenn das so ist, sind Dinge möglich, die vor 20 Jahren in der analogen Welt fernab der Umsetzbarkeit gelegen haben.“

HALF35-Logo
Mehr Qualität, mehr Bildfläche: HALF35 soll 16 mm schlagen. (Grafik: Thomas Bergmann)

Ein DoP hat für eine ernstzunehmende Kinoproduktion auf analogem Film derzeit die Optionen 16 mm, Super 16, 35 mm und Super 35. Die signifikant teureren Möglichkeiten 65 mm und IMAX lassen wir für den Moment außen vor. 16 mm wird oft als günstige Variante gewählt. Kameraleute machen aber dann Abstriche bei der Bildfläche und -qualität gegenüber 35 mm. Thomas Bergmann schaute irgendwann auf den gescannten 35-mm-Frame und bemerkte, dass die Bildfläche eines Viertels davon immer noch größer war als die von 16 mm, das eine Bildfläche von 10,26 x 7,49 also etwa 77 mm² hat. Ein Super-35-mm-Frame mit 4-perf und Original-Seitenverhältnis von 1.33:1 hat eine Bildfläche von 24,89 x 18,66 mm, also etwa 464 mm². Ein Viertel dieses Platzes sind etwa 116 mm². Das ist immer noch deutlich mehr als die 77 mm² von 16 mm. Bergmann stieß erst nach der Entwicklung darauf, dass es etwas Vergleichbares bereits früh in der Entwicklung von 8 mm Film gab, als 16 mm noch zur Verwendung in 8-mm-Kameras getrennt wurde, daher Doppel-8 genannt.

Workflow

Die 35-mm-Filmkamera muss also in die Lage versetzt werden, nur eine Hälfte des 35-mm-Materials zu belichten. Also konstruierte das Silbersalz-Team einen Einsatz für das Filmgate an der ARRIFLEX 235. Dieser kann ohne komplexe Umbauten einfach in das Gate eingesetzt werden und deckt die Hälfte des Bilds ab. Die so umgerüstete ARRIFLEX 235 kann über Silbersalz ab sofort deutschlandweit gemietet werden.

Jetzt kann in die Kamera eine reguläre Rolle Kodak-35-mm-Filmmaterial wie gewohnt eingelegt und belichtet werden. Es ist bei der Wahl der Objektive darauf zu achten, dass diese einen möglichst großen Bildkreis abdecken, da die optische Mitte der Objektive jetzt nicht mehr in der Mitte des aufgezeichneten Frames liegt. Während der Betaphase testet das Silbersalz-Team zahlreiche sphärische Objektive und auch Anamorphoten, um Empfehlungen aussprechen zu können, welche Modelle sich besonders gut im Einsatz mit HALF35 eignen.

Ist die Rolle mit etwa 11 Minuten Material belichtet, kommt das Magazin in den Dunkelsack und der Materialassistent legt die Rolle einmal um. Jetzt wird die beim ersten Durchgang nicht belichtete Seite des Materials von hinten nach vorne belichtet. Wichtig hierbei: Beim Auslaufenlassen des Materials gehen die letzten drei Sekunden verloren.

„Bisher ist es so geplant, dass das Bild im 2-Perf-Rhytmus gescannt wird, aber mit einem 4-Perf-Ausschnitt“, so Thomas Bergmann. Die genauen Services sind noch in der Entwicklung. Es ist denkbar, dass sich Filmemacher\:innen die beiden Bilderstreams mit einem Skript zum Beispiel im DaVinci Resolve selbst trennen. Der eine Stream kann direkt verwendet werden, der zweite muss gespiegelt und rückwärts eingeladen werden. Es ist aber auch denkbar, dass Silbersalz dies in Zukunft als inklusiven oder zusätzlichen Service anbietet.

Ziel

„HALF35 soll ein Format sein mit der Zielgruppe Dokumentationen, junge Projekte, Einstiegsprojekte in analogen Film, günstiger als 16 mm“, sagt Thomas Bergmann über den Hintergrund der Entwicklung. Denn trotz der Verwendung von 35-mm-Material erhalten Projekte faktisch zwei Mal elf Minuten chemischen Film mit einer sogar größeren Bildfläche samt höherer Bildqualität als 16 mm. Thomas Bergmann und sein Team von Silbersalz wollen damit nicht die Filmwelt revolutionieren. „Die Idee ist, einen organischen, niedrigschwelligen Einstieg in analoges Filmemachen zu ermöglichen“, so der Geschäftsführer. „Wenn damit im digitalen Zeitalter wieder mehr Leute an Film herangeführt werden, ist unser Ziel erreicht.“ [15549]

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