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So entstehen die Sondereditionen von Turbine 

Leidenschaft für Bildtonträger

Dem Streaminghype zum Trotz bringt Turbine regelmäßig exklusive Sammlerboxen heraus. Christian Bartsch, technischer Leiter und verantwortlich für den Filmeinkauf, sprach für unser Heft 3.2023 über die Gründung von Turbine und erklärte anhand der jüngsten Veröffentlichung der „The Frighteners“-Box, wie ein technischer Mehrwert generiert wird und worauf das Team dabei besonderen Wert legt.
Ein Regal mit DVDs
Foto: Turbine Medien GmbH / Christian Bartsch

Die Bequemlichkeit des Streamings ist verlockend. Dennoch gibt es noch Menschen, die sich Filme in einer echten Box ins Regal stellen. Diese Sammler wissen es besonders zu schätzen, wenn in merkantiler Absicht eben nicht nur eine schöne Verpackung um die ewig gleiche, inhaltlich karg ausgestattete Scheibe gewickelt wurde. Sie lieben Zeilen wie „inklusive Dokumentation in Spielfilmlänge“ oder „mit exklusiven Interviews“ und natürlich „über 180 Minuten Bonusmaterial“. Für diese Menschen gibt es Labels wie Turbine.

Sondereditionen

In der Blütezeit des Bonusmaterials Anfang der 2000er Jahre trafen sich Christian Becker und Phil Friederichs beim Audiokommentar zur DVD von „Bang Boom Bang“, einem DVD-Projekt von Friederichs damaliger Firma dvdfabrik. 2004 gründeten sie gemeinsam Turbine. Christian Becker ist mit seiner Rat Pack Filmproduktion für einige der größten deutschsprachigen Kinohits verantwortlich. Phil Friederichs kam von BMG Video / Universum Film – heute Leonine – wo er DVD-Editionen produzierte. Neben der Motivation der beiden, ihre Lieblingsfilme herauszubringen, spielte auch das Bonusmaterial von vornherein eine große Rolle. Es ging ihnen um die 1980er-„Didi“-Filmkomödien von Dieter Hal-lervorden. Die erste Veröffentlichung wurde die Becker-Produktion „Kalkofes Mattscheibe“ und es ging mit TV-Comedy weiter. Das legte erst einmal den Grundstein für das Portfolio. Seit Beginn ist Christian Bartsch mit von der Partie. Er leitete damals am SAE Institute den Fachbereich Film & Creative Media. Parallel betrieb er das Portal Digital-Movie.de. Hier verriss er in seinen Filmrezensionen gerne mal deutsche Ver- öffentlichungen, wenn diese nicht das vollständige, auf der US-Version enthaltene Bonusmaterial lizenziert hatten oder nur einen Scan von der Kopie und nicht vom Negativ vor- zuweisen hatten. Friederichs holte Bartsch für das Bonusmaterial dazu. Ab 2007 stieg er fest mit ein. Heute ist er Senior Vice President of Acquisitions und kümmert sich um die technische Leitung.

Ab 2007 richtete sich Turbine in den Sondereditionen internationaler aus. „Inzwischen würde man sagen, Turbine ist ein Boutiquelabel“, so Bartsch. „Wir machen hochqualitative Veröffentlichungen ausgewählter Filme, wobei wir die Filmauswahl aus dem Bauch heraus treffen.“ Eine besondere Affinität verbindet das Team mit dem Horrorbereich, auch wenn sich das Portfolio mittlerweile über nahezu alle Genres erstreckt.

Christian Bartsch, technischer Leiter und Filmeinkäufer bei Turbine
Christian Bartsch, technischer Leiter und Filmeinkäufer bei Turbine (Foto: Turbine Medien GmbH / Christian Bartsch)

Filmwünsche

Bei der Auswahl eines neuen Projekts für eine Veröffentlichung ist ein breiter Filmgeschmack von Vorteil. Am Anfang steht immer ein Filmwerk, dass das kleine Team von Turbine persönlich mag. Zwar sind wirtschaftliche Überlegungen natürlich auch Teil des Prozesses, folgen aber der Christian Bartsch, technischer Leiter und Filmeinkäufer bei Turbine Filmauswahl nachgelagert. „Wir hatten immer das große Glück, dass wir uns ausgesucht haben, was wir als nächstes machen wollten“, sagt Christian Bartsch. Wenn ein Filmtitel als nächstes Vorhaben ausgewählt ist, macht sich Bartsch auf die Suche nach dem aktuellen Rechteinhaber. Zu sehr vielen dieser Lizenzgeber pflegt Turbine in den letzten Jahren enge Kontakte.

„Der nächste Schritt ist dann, dass wir uns alle anderen, internationalen Veröffentlichungen ansehen“, erklärt Bartsch. „Wir kaufen sämtliche DVD-, Blu-ray-Editionen – was es auch gibt – um zu gucken, was schon gemacht wurde und was existiert.“ Dann folgt die Suche danach, welche der Fassungen noch irgendwo als originales Negativ oder immerhin Positivkopie existiert. Zudem schaut sich das Team an, welches Bonusmaterial es gibt. „Nur weil wir den Film lizenziert haben, heißt das nicht, dass wir jedes Material frei verwenden dürfen“, stellt Bartsch klar. „Genauso gehört ja das Turbine-Bonusmaterial, das wir erstellen nicht automatisch dem Lizenzgeber.“ Das externe Bonusmaterial erwirbt das Team hinzu, manchmal auch aus unterschiedlichen Quellen. „Wenn wir wissen, was wir alles haben, überlegen wir: Was fehlt uns denn noch? Was kann man denn noch besser machen?“ Hier kommen dann eigens für die Veröffentlichung produzierte Inhalte hinzu.

Bartsch und das Turbine-Team bleiben stets offen für die Entdeckungen auf dem Weg. „Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo wir sagen: ‚Jetzt haben wir so viel Material, jetzt gefällt uns das Paket – jetzt wollen wir es rausbringen!‘“, so Bartsch. Dann folgt als letzter Schritt die Frage, wie viele Discs kommen in die Box, welcher Art sind die – ist eine 4K-UHD-Version drin – und in welcher Auflage wird die Box produziert.

Technischer Mehrwert

Manchmal ist das Bonusmaterial schon reichlich vorhanden, wie im Falle der aktuellen „The Frighteners“-Box. Das von Peter Jacksons Wingnut Films selbst produzierte Vier-Stunden-Making-Of ließ wenig Wünsche offen. Dennoch war es nach 25 Jahren an der Zeit, noch einmal ein paar der Key Player vor das Mikrofon zu holen, was in der 95-minütigen Doku „No Way to Make a Living“ von Christian Genzel resultierte.


Möchten Sie weiterlesen? Hier finden Sie den vollständigen Artikel darüber, wie die Sondereditionen von Turbine entstehen!


 

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