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„Maus“-Erfinder Armin Maiwald im Interview

Mit den Augen klauen

2021 hatte „Die Sendung mit der Maus“ 50-jähriges Jubiläum. Das kann kaum ein Format für sich in Anspruch nehmen. Gerdt Rohrbach fragte Armin Maiwald, den „Vater der Maus“, für unser Heft 12.2021 nach Dingen, die besonders für Filmschaffende von Bedeutung sind, die sich demnächst selbstständig machen wollen.

Armin Maiwald im Filmstudio
Foto: Flash-Film

Was kann der erfolgreiche, erfahrene Filmemacher Armin Maiwald jungen Filmschaffenden mit auf den Weg geben?
Der Weg in die Selbstständigkeit ist ein sehr steiniger. Je nachdem wo man herkommt – ich habe ja Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie studiert – hat man keine Ahnung von Geld. Das Geld ist aber gar keine so ganz unwichtige Geschichte. Es kommen alle möglichen Sachen auf einen zu, zum Beispiel Steuern, Sozialversicherung für die Leute, die man dann einstellt, selbst wenn man sie nur zeitweise engagiert hat. Deshalb war bei uns anfangs der Gerichtsvollzieher ein ständiger Gast – bis man den ganzen Krempel, zum Beispiel, auf was man in Verträgen alles achten muss, gelernt hat! Meistens überliest man im Kleingedruckten etwas, das einem dann später um die Ohren fliegt. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem in der Selbstständigkeit passieren kann. Noch schlimmer als die Finanzämter sind die Krankenkassen, besonders die AOK, die Berufsgenossenschaft et cetera. Ich weiß nicht, ob das bei den Film-Hochschulen heute anders ist – im Studiengang Thea- terwissenschaft war das zumindest bei uns kein Thema. Und dann ist da noch das Zeitmanagement. Hat man ein Drehbuch geschrieben, so denken sehr viele: Das haben wir doch ganz schnell! Von wegen! Entweder das Wetter spielt nicht mit, oder man findet nicht die richtigen Leute. Meistens wird die Drehzeit überschritten. Obwohl man im Lauf der Zeit lernt, so etwas sorgfältig zu planen, passiert trotzdem immer wieder etwas, das man in seine Kalkulation nicht einbezogen hat. Daran muss man natürlich auch bei den Preisverhandlungen denken.

Armin Maiwald richtet ein Filmset ein
„Gezieltes Nachdenken“: Armin Maiwald investiert viel Zeit, die richtige visuelle Umsetzung eines Themas zu finden. (Foto: Flash-Film)

Sie werden ja mit der “Sendung mit der Maus” identifiziert. Kindern etwas zu erklären, geht ja anders, als Erwachsenen etwas zu erklären. Die “Sendung mit der Maus” ist etwas anderes als die von Harald Lesch.
Ja, aber auch Harald Lesch versucht, die Geschichten Stückchen für Stückchen aufzudröseln. Kinder fragen sehr gnadenlos. Eigentlich sind Erwachsene auch Kinder, aber Kinder, die sich nicht mehr zu fragen trauen. Von Kindern kommen so tolle Fragen wie: „Woher weiß die Kopfschmerztablette, dass sie in den Kopf soll, obwohl sie doch erst mal im Magen landet?“ Durch diese Fragen kommt man in eine ganz andere Nachdenkenskurve hinein. Wir dürfen kein Vorwissen voraussetzen. Das erste Bild muss etwas enthalten, was jedes sprichwörtliche Kind kennt. Das Wichtigste dabei ist ein Anknüpfungspunkt, an dem sich jeder wie an einem Anker festhalten kann. Wir stoßen vom Bekannten ins Un- bekannte vor. Deswegen haben wir auch unheimlich viele Erwachsene, die uns zuschauen.

Ein für mich sehr beeindruckendes Beispiel an Visualisierung war die Versinnbildlichung des Gesetzes vom gleichmäßigen Ausbreiten des Druckes in Flüssigkeiten. Sie haben das mit einem wassergefüllten Luftballon bewerkstelligt, der dann von oben und von der Seite gedrückt wurde. Wie kommt man auf so etwas?
Durch gezieltes Nachdenken. Ich sitze hier gerade an meinem Rechner und denke an einer Geschichte herum, die sich mit der Erfindung der Checkliste auseinandersetzt. Was ich bisher auf Papier gebracht habe, ist noch nicht gut. Es ist jetzt schon der fünfte oder sechste Tag, an dem ich an dieser Aufgabe herumdenke. Die lange Zeit des Nachdenkens sieht man nicht und die bekommt man auch nicht bezahlt. Die muss man sich einfach leisten.

Bis im vergangenen Jahr haben Sie ja noch auf Super-16-Film gearbeitet. Wie war der Wechsel auf digitale Medien für Sie?
Leider mussten wir seit Beginn dieses Jahres auf die Elektronik umsteigen. Das war für mich persönlich ein ziemlich harter Umstieg. Das muss ich ehrlich sagen, obwohl ich parallel zum Film auf Elektronik, auf 2-Zoll-MAZ, U-matic und allen möglichen Normen Erfahrung gesammelt habe. Bei der Elektronik habe ich im Lauf der Jahre – ich habe es einmal gezählt – 40 Normen mitbekommen. Die meisten davon gibt es schon nicht mehr. [14961]


Sie möchten mehr erfahren? Hier geht es zum ungekürzten Interview mit Armin Maiwald!


 

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