Nachdem wir uns in der Ausgabe 3.2025 mit den Licht-Grundlagen auseinandergesetzt hatten, ging es im Heft 4.2025 um die Großmutter aller Lichtsetzung: das Dreipunktlicht.
Maximaler Effekt mit minimalen Mitteln: Filmstill des Hauptinterviews aus „German Cocaine Cowboy“ (Foto: Prime Video)
Denn fast jedem ist schon einmal beim Dreh die alteingesessene Fernsehkameraperson begegnet, die, komme was wolle, stets einen Lichtkoffer, bestehend aus drei 800-Watt-Halogen-Lampen, dabeihatten und damit auch alle gesetzten Interviews zu Tode leuchtete. Zu diesen Einzelfällen gab es jedoch auch immer genügend Gegenbeispiele – die meisten Kameraleute konnten mit dem Inhalt des Lichtkoffers umgehen. Mit drei Lampen muss man eben nicht notwendigerweise immer das gleiche Licht setzen, sondern darf kreativ viele Faktoren variieren. Was sagt das ungeschriebene Lehrbuch und wie kann man gewinnbringend davon abweichen?
Führungslicht (Key Light)
Das Führungslicht gibt die Grundstimmung beziehungsweise -helligkeit des Bildes vor. Die Richtung des Lichts bestimmt, wie unser Motiv modelliert wird. Ein guter Startpunkt ist, das Führungslicht ca. 35 Grad von der Kamera-Achse wegzudrehen. Auch die Höhe des Lichts beeinflusst den Look. Ein guter Startpunkt bei Softboxen, um nicht zu dunkle Augenhöhlen zu erhalten, ist die Unterkante der Lampe auf Nasenhöhe zu platzieren.
Aufhelllicht (Fill Light)
Das Aufhelllicht ist dazu da, das Kontrastverhältnis im Gesicht zu regulieren. Dazu wird die Lampe auf die von der Kamera aus gesehen andere Seite des Gesichts positioniert.
Gängige Helligkeitsverhältnisse zwischen Führungslicht und Aufhelllicht sind 3:1 und 2:1 beziehungsweise 1,6 Blendenstufen und 1 Blendenstufe Unterschied. Selbstredend sollte in der digitalen Kinematografie das Auge die letzte Instanz sein, aber es ist sinnvoll, diese Unterschiede für einen gleichbleibenden Look einzumessen. Es ist ideal, eine große Lichtquelle zu verwenden, da so die Schattenübergänge größer und damit weniger auffällig sind.
Konturlicht/Spitzlicht (Back Light /Rim Light)
Das Spitzlicht ist auf der gegenüberliegenden Seite des Führungslichts positioniert und dabei leicht von oben kommend auf die Person gerichtet. Die Funktion ist, das Motiv deutlicher vom Hintergrund zu trennen. Grundsätzlich können hier kleine, harte Lichtquellen eingesetzt werden, aber auch größere Softboxen können einen schönen Look erzeugen. [15533]
Spickzettel: Dreipunktlicht
Auch ein nicht vorhandenes Aufhelllicht ist ein Aufhelllicht, nur ein unendlich dunkles. So lässt sich Kontrast in Gesichter bringen.
Licht nimmt nach dem quadratischen Abstandsgesetz ab. Entfernt man sich von der Lichtquelle, so nimmt die Beleuchtungsstärke exponentiell ab. Wenn das Licht also sehr nah an unserem Motiv ist, ist die Lichtausbeute sehr hoch und es lässt sich sogar ein Helligkeitsübergang erzielen.
Licht hat nur relative Größen: Wenn eine Lichtquelle mit einer Softbox von zwei Metern Durchmesser 15 Meter vom Motiv entfernt steht, fällt das Licht immer noch relativ hart ein.
Über abgedunkelte Sets und Wabeneinsätze für Softboxen lässt sich schnell Kontrolle über das Lichtsetup bekommen.