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Abschied von einem Filmtechnik-Visionär

Dedo Weigert verstorben

Dedo Weigert ist am 30. November 2025 im Alter von 87 Jahren in München gestorben. Hans Albrecht Lusznat hat für den BVK einen Nachruf verfasst, den wir hier ebenfalls veröffentlichen.

Dedo Weigert und Uwe Agnes
Dedo Weigert 2022 mit den Film + TV Kamera Award für sein Lightstream Parallel-Licht

Am 30. November 2025 ist unser Kollege, Kameramann Dedo Weigert im Alter von 87 Jahren in München gestorben. Neben seiner Tätigkeit als Kameramann war er auch Erfinder, Lehrer und Firmenchef einer Filmtechnikfirma mit eigener Produktline. „Ich wollte Filmemacher werden, hatte aber keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte,“ so hat er den Start ins Berufsleben beschrieben. 1938 als Sohn des Kunstgeschichtlers Prof. Hans Weigert und der Malerin Cornelie Weigert in Breslau geboren, wuchs er nach dem Krieg in Stuttgart auf. Nach der Schule fing er neben dem Studium der Theaterwissenschaft im Theater als Schauspieler und Regieassistent an, kam über den Job als Produktionsleiter zu einer Firma, die Werbespots drehte, und konnte dann durch einen Zufall, den er als großes Glück beschreibt, als Kamera-Assistent bei einer Produktion des amerikanischen Fernsehens einsteigen. Als Lehrmeister und Chef bekam er den britischen Kameramann John Baxter Peters, von dem er so viel lernt, dass er nach vielen gemeinsamen Filmen übernehmen konnte, als Peters bei einem Dreh in Moskau abberufen wurde und Dedo dem Produzenten als Nachfolger empfahl. Weigert blieb fünf Monate in Russland und drehte dort noch für viele andere Projekte.

Während der Arbeit für die amerikanischen Fernsehanstalten entwickelte Dedo einen einfachen primitiven Telepromter, der motorisch steuerbar eine Papierrolle abwickeln konnte und bekam sofort Bestellungen von Kollegen, die auch so ein Gerät wollten. Die waren, so erzählte er, teilweise noch 20 Jahre später im Einsatz.

1966 war Dedo Weigert erstmals als Aussteller auf der Photokina vertreten. Neben eigenen Entwicklungen für die Filmbranche vertrieb sein Unternehmen filmtechnische Geräte von deutschen und ausländischen Herstellern, wie Objektive von Cook, Belichtungsmesser von Photo Research, Film- und Fotolicht von Lowel und später auch Filmkameras von Aaton.

Die Freude an technischen Verbesserungen ließ eine Reihe von Zubehörteilen für den eigenen Gebrauch entstehen, einen Fluidkopf mit Silikonfett, einen frequenzgesteuerten Zoomantrieb, einen Zoomfluidantrieb und zu guter Letzt ein Crabb-Steer Dolly mit echter Kurvensteuerung, von dem eine kleine Serie gefertigt wurde und von dem einer bei Peter Bogdanovichs Meisterwerk „Last Picture Show“ zum Einsatz kam.

Die Firma wuchs in den Jahren als Verleih und Vertriebsunternehmen und beschäftigte bis zu 80 Mitarbeiter. Den Durchbruch und internationale Aufmerksamkeit brachte Dedo Weigert nach 1984 schließlich ein kleiner 12-V-Scheinwerfer mit einem ausgeklügelten Doppel-Linsensystem und, verglichen mit den üblichen Stufenlinsenscheinwerfern der Zeit, sehr hoher Lichtausbeute. Für die Entwicklung dieses Dedolight, eine Miniatur-Niedervolt-Wolfram-Halogen-Leuchte und Must-Have für alle lichtgestaltenden Kameraleute, bekam Dedo 1991 den technischen Oskar, den Academy Technical Achievement Award.

Die Ausbildung des Nachwuchses lag dem Kameramann Dedo Weigert besonders am Herzen, und wem er den Irrsinn, heute Kameramann oder Kamerafrau werden zu wollen, nicht ausreden konnte, dem gab er als Praktikant eine Startmöglichkeit in der Firma. Es war eine Win-Win Situation für beide Seiten: motivierte Mitarbeiter für die Firma und eine große Spielwiese mit vielen technischen Möglichkeiten für die Praktikanten, für die Meister Weigert eine extra Sonntagsschule abhielt.

Etliche BVK Kolleginnen und Kollegen haben bei ihm ihre Kariere im Filmgeschäft begonnen. Wir alle werden Dedo Weigert in guter Erinnerung behalten.

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