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TV-Produktion der FISU World University Games

Live aus dem Revier (1)

Mit über 6.000 Aktiven und 18 Sportarten in zwölf Städten waren die FISU World University Games 2025 aus sportlicher wie technischer Sicht ein Großereignis. Wir haben beobachtet, wie daraus eine internationale Liveproduktion wurde.

BTS FISU Games
Foto: Creative Art Production

Die FISU World University Games gelten für viele als Olympische Spiele der Studierenden. 2025 kamen rund 8.500 Aktive aus 150 Nationen nach Nordrhein-Westfalen und Berlin, um in 18 Sportarten an 23 Wettkampfstätten anzutreten. In zwölf Tagen wurden 234 Medaillenentscheidungen ausgetragen, viele davon zeitgleich an verschiedenen Orten.

Auch im Hintergrund war das Event ein Kraftakt. NEP Broadcast Services Germany war mit der Produktion des weltweiten TV-Streams betraut worden, die nationale Umsetzung übernahm das WDR-Fernsehen mit Infrastruktur und Ü-Wagen aus dem Funkhaus sowie dem Studio in Köln-Bocklemünd. Koordiniert wurde die Produktion von einem eigens eingesetzten Organisationskomitee, unterstützt von über 10.000 Volunteers aus 14 Nationen.

Produktionsformat und Signaldistribution

Für die Herstellung des Host-Broadcast-Signals aller 18 Sportarten musste NEP Germany mit Berlin, Bochum, Duisburg, Essen, Hagen und Mülheim an der Ruhr sechs Standorte bedienen. Hinzu kamen Einrichtung und Betrieb des Master Control Rooms (MCR) im International Broadcast Center, das in der Messe Essen angesiedelt war. Hier liefen alle Bild- und Tonsignale zusammen und wurden an die Rechteinhaber wie Eurosport oder WDR verteilt. Die gesamte drahtlose und drahtgebundene Kommunikation innerhalb des Netzwerks mit mehreren tausend Geräten wurde von Riedel Communications betreut.

Die Signalverteilung von den Sportstätten erfolgte über Glasfaserleitungen eines Dienstleisters zum Master Control Room im IBC. Dort standen alle multilateralen Signale als Clean- und Dirty-Feed zur Verfügung. Parallel wurden die Dirty-Feeds an den FISU-MCR in Mailand übermittelt, von wo internationale Distribution und Streaming erfolgten. Lokale Feeds waren jeweils im Venue Technical Operations Center abrufbar. FISU TV produzierte über 100 Stunden Live-Programm mit acht parallelen Streams, 70 Highlight-Sendungen à 24 Minuten und täglichen News-Updates.

BTS FISU Games
Liveproduktion aus der NEP-Regie (Foto: Creative Art Production)

Als technisches Produktionsformat war 1080i25 (SMPTE-274M & SMPTE-292M) festgelegt. Die Aufzeichnung erfolgte auf XD CAM MPEG HD422 (MXF) mit AVC-Intra 100 in 112 Mbps. Bei den Audiospuren standen der Stereo-Mix mit FISU-Kommentar, International Sound, Clean FISU-Kommentator sowie PA zur Verfügung. Zwei weitere Spuren waren optional für nationale Rechtehalter belegt.

Alle Vorgaben waren im 381 Seiten starken „Media and Broadcast Guide“ des Veranstalters detailliert aufgeführt. Das schloss Zeitpläne, Standorte und technische Spezifikationen ein. Der in der „Multilateral Running Order“ festgelegte und dokumentierte Ablauf mit dem inhaltlichen Beginn und Ende einer Sportveranstaltung sorgte für die Einheitlichkeit der jeweiligen TV-Übertragungen.

Bühne für den Auftakt

Die Wettervorhersage für Eröffnungsfeier der FISU World University Games am 16. Juli hatte niemanden hoffnungsfroh stimmen können und tatsächlich zogen bis kurz vor Beginn der Veranstaltung heftige Regenschauer über das Duisburger MSV-Stadion hinweg. Doch dann blieb es entgegen der Prognosen trocken und die Veranstaltung konnte ohne wetterbedingte Störungen ablaufen.

Die Bühne bestand aus einem erhöhten Zentralpodest mit LED-Wänden, flankiert von Videotürmen mit Pyrotechnik und Moving Lights. Auch das WDR-Funkhausorchester war live vor Ort und sorgte für den musikalischen Rahmen.

Die TV-Produktion übernahm NEP mit dem Ü-Wagen HD2, unterstützt von mehreren Kameras auf Podesten, zwei Steadicam-Teams, einer Drohne für Außenaufnahmen sowie einer Spidercam Field. Das Seilkamerasystem war mit einem dreiachsig gyrostabilisierten Newton-Remote-Head ausgestattet und ermöglichte flüssige Vertikal- und Diagonalfahrten über den Innenraum, insbesondere bei Einmärschen, Pyro-Effekten und Choreografie-Elementen.

Zu den Highlights der Show zählten der Einmarsch der Delegationen, das Hissen der FISU-Flagge, die offiziellen Eide sowie das symbolische Entzünden des Flammensignals über eine Kombination aus realen und animierten Feuerelementen. Das finale Feuerwerk war kameragerecht choreografiert, doch viele Aktive konnten es nicht mehr live erleben, da am Morgen des Folgetags schon die ersten Wettkämpfe anstanden.

BTS FISU Games
Hinter dem Korb montierte Minikameras lieferten spannende Blickwinkel beim Basketball (Foto: Creative Art Production)

Mehrkampf in der Messe

Die Wettbewerbe im Fechten, Rhythmischer Sportgymnastik, Taekwondo und Tischtennis wurden in mehreren Hallen des Essener Messegeländes ausgetragen. Die temporär eingerichteten Wettkampfstätten waren mit Tribünen, Lichttechnik und Beschallung ausgestattet.

Besonders bei der Gymnastik in Halle 3 zeigte sich jedoch eine Schwäche in der Ausleuchtung. Das Weißlicht von der Decke war zum einen im Umfang nicht ausreichend und kam zudem ausschließlich senkrecht von oben. Dadurch waren die Gesichter der Athletinnen auf dem dunkelblauen Teppich außerhalb der Aktionsflächen oft schlecht ausgeleuchtet. Das dunkelblaue Spitzlicht hinten oberhalb der seitlichen Tribünen betonte zwar die blaue Farb-CI der Veranstaltung im Fernsehbild, brachte aber natürlich kein zusätzliches Weißlicht auf die Gesichter der Turnerinnen.

Die Vorrundenspiele im Basketball fanden in der Essener Grugahalle statt. Für besondere Perspektiven kamen Minikameras zum Einsatz, die hinter den durchsichtigen Rückwänden der Körbe befestigt waren. Die Weitwinkeloptiken lieferten eindrucksvolle Bilder vom Spielgeschehen direkt unter dem Korb.

Luftbilder statt Begleitboot

Die Ruderwettbewerbe fanden auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau statt. NEP hatte im Zielbereich ein TV-Compound mit Ü-Wagen (Unit 15) und Rüstwagen eingerichtet, denn parallel liefen auf einem eigens eingerichteten Feld die Beach-Volleyball-Wettkämpfe. Beide Produktionen wurden entsprechend mit separaten Bildregien umgesetzt.

Für die Bilder von der Regattastrecke kam eine DJI Mavic 4 Pro zum Einsatz, die von House of Drones gestellt und betrieben wurde. Sie übertrug in 1080p50 und wurde über ein Remote Control Panel farbkorrigiert. Mit bis zu 90 km/h Spitzengeschwindigkeit lieferte sie stabile Fahrten entlang, über und zwischen den Booten.

BTS FISU Games
Beim Rudern ersetzte eine DJI-Mavic-Drohne das Kameraboot, ergänzt von stationären Kameras entlang der Strecke. (Foto: Creative Art Production)

Besonders deutlich zeigte sich dabei der technische und logistische Vorteil gegenüber herkömmlichen Begleitbooten. Um vergleichbare Kamerafahrten zu realisieren, wäre ein zusätzliches Motorboot nötig gewesen, ausgerüstet mit Plattform, stabilisiertem Gimbal-System und Operator. Geschwindigkeit, Kurs und Distanz zum Boot hätten präzise abgestimmt werden müssen, die Wasserlage hätte sich auf jede Einstellung ausgewirkt. All dies ließ sich mit der Drohne eleganter, schneller und flexibler lösen – mit weniger Personal, geringerer Störung der Rennen und einem deutlich größeren kreativen Spielraum.

Kommentator Paul Castle lobte die neuen Perspektiven: Draufsichten erleichtern die Beurteilung von Positionen, Abständen oder Steuerfehlern erheblich. Einziger Kritikpunkt dieser technologischen Lösung sind die bislang fehlenden Originalgeräusche der Boote auf dem Wasser. Hier könnten drahtlose Mikrofone künftig für mehr akustische Nähe sorgen. [15578]


Hier kannst du morgen lesen, welche Innovationen die Leichtathletik begleiteten und wie Riedel die Kommunikation sicherstellte!


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