DoP Roger Deakins erschafft ein „Empire of Light“ für Regisseur Sam Mendes
Die Wunder der echten Welt – DoP Roger Deakins
von Timo Landsiedel,
Nach den epischen Produktionen „Blade Runner 2049“ und „1917“ kehrt DoP Roger Deakins zu seinen Wurzeln an die britische Küste zurück. Zusammen mit Regisseur Sam Mendes erzählt er in „Empire of Light“ eine wundervoll unbeleuchtet wirkende Geschichte in einem britischen Seebad. Er hat uns für unsere Ausgabe 1–2.2023 erzählt, wie sich diese Rückkehr zum Arthouse anfühlte, welchen Aufwand die Produktion dennoch betrieb und wie er eine der schönsten Aufnahmen erreichte.Hier gibt es nun den kompletten Artikel zum kostenlosen Download!
Margate ist eine überschaubares Örtchen im Südwesten des Vereinigten Königreichs in der Grafschaft Kent. Früher ein beliebtes Urlaubsziel, teilt Margate das Schicksal vieler Küstenstädte Großbritanniens: Der Charme ist verblasst, der Verfall hat an vielen Orten eingesetzt. Dennoch wird die Welt Margate in neuem Licht sehen – metaphorisch und buchstäblich. Einerseits weil Sam Mendes mit seiner neuen Regiearbeit „Empire of Light“ dem Küstenort und seinesgleichen ein Denkmal setzt. Andererseits deshalb, weil dieses Licht von niemand Geringerem gesetzt wurde, als von DoP Sir Roger Deakins.
DoP und Interview-Saboteur
Deakins kehrt so auf eine Art in seine Heimat zurück. Der DoP wuchs im britischen Torquay in Devon ganz im Süden Englands auf. Küstenorte mit ihrem ganz eigenen Wetter und Licht sind ihm also vertraut. Der Drehort Margate ist zwar eine ganze Ecke von Deakins‘ Geburtsort entfernt. „Doch es ist eine ähnliche Küstenstadt mit ähnlicher Architektur, ähnlichen Gefühlen und einem ähnlichen, verblassenden Stadtbild. Aber es war wunderbar, ich habe es geliebt, dort zu sein“, so Roger Deakins. „Vor allem zu der Zeit, in der wir dort gedreht haben, später Winter, früher Frühling – bevor all die Urlauber und Touristen ankommen.“ Für Regisseur Sam Mendes („Skyfall“, „1917“) ist „Empire of Light“ ein besonders persönliches Projekt. Nicht nur lässt er den immensen Aufwand der Bondfilme und des technologischen Overkills von „1917“ hinter sich und wendet sich wieder einem ruhigen Drama zu. Er schrieb das Drehbuch diesmal auch selbst und ohne Co-Autoren.
Wer Roger Deakins im Interview etwas Handfestes über sein Genie entlocken will, wird dabei von einer sehr zentralen Person sabotiert: von Roger Deakins selbst. Jeder Interviewer macht ein Aufheben um sein Genie und die „Visual Language“. Deakins rümpft dazu die Nase und antwortet ausweichend matter-of-factly. Damit erstickt er jede Überhöhung seines Handwerks im Keim. Keine Fachsimpelei, die versucht zu erklären, wie er was gemacht hat. Deakins lässt auch partout nicht zu, seine Arbeit von der anderer DoPs getrennt zu bewerten. Übrig bleibt dann nur die Kunst, das, was auf der Leinwand zu sehen ist. Und das ist auch in „Empire of Light“ mitunter atemberaubend. [15284]