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Wie beeinflusst die geplante Novellierung des Filmfördergesetzes den Fachkräftemangel?

Abwanderung stoppen, Abschlüsse vereinheitlichen

Die „Acht Vorschläge für die Deutsche Filmförderung“ von Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, wurden in der Branche wohlwollend aufgenommen. Auch Martin Blankemeyer von der Münchner Filmwerkstatt begrüßt die Vorhaben, mahnt aber, den Fachkräftemangel schnell in den Griff zu bekommen. Wir sprachen mit ihm in unserem Heft 7–8.2023 über seine „Sechs Vorschläge“ zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

Symbolfoto Arbeitskräftemangel
Foto: Nathan Dumlao / Unsplash.com

Mehr Geld, so könnte man meinen, brauchen wir nicht im Filmfördersystem. Aktuell sind es fast 600 Millionen Euro, die jährlich in die deutsche Filmlandschaft gesteckt werden. Das ist stattlich, wenn man filmisch nicht gerade in Los Angeles oder Atlanta aufgewachsen ist. Doch wenn man sich mal unter Filmschaffenden umhört, ist der Ruf des deutschen Films nicht gut. Und die Til Schweigers und Dieter Wedels der Branche helfen da keineswegs.

Doch die Gründe für den schlechten Ruf liegen tiefer, als die jetzt beklagten schwarzen Schafe, nämlich in syste immanenten Problemen. Der Flickenteppich aus DFFF, FFA, Sendern und Länderförderungen hat keine Einheitlichkeit und folgt überholten Ideen. Ein Beispiel: Das Schielen auf den Regionaleffekt scheint beim ersten Blick wirtschaftlich klug. Genauer betrachtet muss man jedoch konstatieren, dass es zu einem Nomadisieren der Filmprojekte führt. Das ist weder nachhaltig, noch führt es zu besseren Stoffen.

Revolution, bitte!

Die Vergabe der Millionen an Fördergeldern muss also neu organisiert werden. Deshalb rufen viele seit Jahren danach, dass dieses „neu“ einer Revolution gleichkommen müsse. Das hat auch Claudia Roth erkannt. Die Kulturstaatsministerin veröffentlichte Mitte Februar zur Berlinale „Acht Vorschläge für die Zukunft des deutschen Films“. Darin griff sie Vorschläge von Deutscher Filmakademie, Produzenten- allianz, Produzentenverband und AG DOK auf, die der beschworenen Revolution durchaus nahe kommen.

Das novellierte Filmförderungsgesetz (FFG) könnte in der Kombination eines massiven Anreizmodells nach Vorbild des neuen Gesetzes in Österreich sowie einer Investitionsverpflichtung für Streamingdienste nach Vorbild in Frankreich Produktionen mit bis zu 60 Prozent automatischer Förderung ausstatten. Geplant ist das Inkrafttreten einer möglichen Novellierung für den 1. Januar 2025.

Spannend findet das auch Martin Blankemeyer. Der langjährige Leiter der Münchner Filmwerkstatt ist heute noch in deren Vorstand aktiv und kennt sich vor allem in der Filmausbildungsszene hierzulande gut aus. Sollten die Vorschläge zur Filmförderung umgesetzt werden, dürfte der Bedarf an Fachkräften noch weiter steigen. Aus seiner Sicht wird schon heute viel zu wenig dafür getan, dem Mangel etwas nachhaltig entgegen zu setzen. Blankemeyer fordert in einem Text für den Branchendienst Blackbox in sechs Vorschlägen eine Offensive, um diese Knappheit aufzufangen, bevor sie durch die absolut wünschenswerte Revolution im Filmfördergesetz noch prekärer wird.

Porträtfoto von Martin Blankemeyer
Martin Blankemeyer mahnt schnelle Lösungen für den Fachkräftemangel an. (Foto: Goran Gajanin)

Blankemeyer formuliert den Vorschlag, als Grundlage zunächst eine verlässliche Verbesserung der aktuellen Arbeitsbedingungen anzugehen. Das ist nicht nur wichtig, um die Abwanderung zu stoppen, sondern damit die existierenden Fachkräfte bleiben wollen. Es ist ja auch niemandem geholfen, wenn aufwendige Maßnahmen zur Förderung und Ausbildung von Fachkräften getätigt werden, nur damit diese dann nach ein, zwei Saisons die Branche enttäuscht wieder verlassen. Zentral ist hierfür die Verbesserung der Vereinbarkeit des Jobs mit Familie und dem Sozialleben. Ein wichtiger Baustein dafür ist soziale Sicherheit. Blankemeyer sieht hier einen Hebel, der vom Bund kommen kann. „Ich habe kürzlich gelesen, der Bundesarbeitsminister Hu- bertus Heil würde jetzt ein Tariftreuegesetz für den Bund vorschlagen und dass der Bund nur noch Aufträge vergibt an Firmen, die den Tarifvertrag einhalten“, so Blankemeyer. „Ich bin vom Stuhl gefallen, dass das nicht schon seit Jahrzehnten so ist. Natürlich erwarte ich von Filmförderungen, dass sie sagen, wir fördern überhaupt nur Projekte, wo der Tarif eingehalten wird – mit Ausnahme von Nachwuchsprojekten.“

Ein zweiter Hebel, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, zum Beispiel lange Tage oder Wochenendarbeit zu verringern, läuft für Blankemeyer über die auch jetzt schon tariflich geregelte, zukünftig potenziell höhere Bepreisung dieser Zuschläge. Dies führe dazu, dass sich Produktionen im Vorfeld Gedanken dazu machen, wie dies vermieden werden kann, zum Beispiel durch das Einkalkulieren der Kosten für mehr Drehtage oder eine Second Unit.

Berufsbilder

Blankemeyer schlägt vor allem für die Gewerke, die händeringend nach Fachkräften suchen, verlässlich formulierte Berufsbilder vor und empfiehlt für diese modulare Rahmenstoffpläne. Die seien wichtig, weil die Ausbildung für die Film- und TV-Branche abgesehen von einigen großen Unternehmen vor allem von eher kleinen, sehr heterogen aufgestellten Unternehmen getragen wird. Laut Blankemeyer könnten diese Klein- und Kleinstunternehmen strukturell kaum Personalentwicklung leisten. Die sehr saisonale Produktionsweise macht ein duales Studium oder eine duale Berufsausbildung für viele Gewerke unpraktikabel. [15351]


Möchten Sie mehr lesen? Hier geht es zum kompletten Artikel über den Fachkräftemangel in der Filmbranche!


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