Kontroverse um „Lovemobil“ stößt Debatte über Arbeitsbedingungen an
Free Download: Was darf Dokumentarfilm?
von Uwe Agnes,
Die Debatte um ungekennzeichnete fiktionale Elemente in „Lovemobil“ hat nicht nur zu einer Diskussion über die filmischen Mittel des Dokumentarfilms, sondern auch über die Arbeitsbedingungen der Filmschaffenden im Dokumentar-Bereich geführt. Wir sprachen für unser Heft 6.2021 mit den Editorinnen Annette Muff und Carlotta Kittel, die sich beide beim Berufsverband BFS engagieren. Hier gibt es den kompletten Artikel vorab zum kostenlosen Download!
Was ist aus eurer Sicht als Editorinnen bei „Lovemobil“ so fürchterlich schiefgegangen? Carlotta Kittel: Wahrscheinlich sind wir uns alle einig, dass bei „Lovemobil“ Fehler gemacht wurden. Und die Regisseurin Elke Lehrenkrauss räumt das ja auch selbst ein: Die filmischen Mittel nicht kenntlich zu machen, ist definitiv nicht in Ordnung. Es gab dann viele Diskussionen darüber, wie es so weit kommen konnte und welche Rolle die Regie, aber auch die Redaktion gespielt haben. Für uns Außenstehende ist es schwer möglich, das abschließend zu beurteilen. Aber diese Debatte in der Filmbranche – und weit darüber hinaus – war echt total spannend. Uns allen ging es ja so, dass uns das einfach total beschäftigt hat. Zwei Wochen hing ich nur an Facebook, Mails und Artikeln, um zu verfolgen, was jetzt wieder zu dem Thema veröffentlicht wurde.
DIE „LOVEMOBIL“-KONTROVERSE
„Lovemobil ist ein erstmals 2019 veröffentlichter Film von Elke Lehrenkrauss über den Alltag von Prostituierten in der niedersächsischen Provinz. Der Film entstand als Dokumentarfilm und wurde vom NDR koproduziert. Durch eine Recherche des NDR-Redaktion „STRG_F“ kam ans Licht, dass weite Teile der Handlung mit Darstellenden realisiert wurden, ohne dass dies im Film kenntlich gemacht oder gegenüber der NDR-Dokumentarfilmredaktion thematisiert worden wäre.
Die öffentliche Debatte hat sich dann nach ein paar Tagen mehr in Richtung Produktions- und Arbeitsbedingungen im Dokumentarfilm insgesamt verschoben. Auch unabhängig vom Fall „Lovemobil” ist das eine Diskussion, die dringend stattfinden muss und zu der wir als Editor:innen etwas beitragen können, eben weil die Montage im Dokumentarfilm so wichtig ist. Darum hat das BFS Team Dok:Schnitt:Zukunft auch eine Stellungnahme dazu veröffentlicht. Annette und ich sind Teil dieser 14-köpfigen Arbeitsgruppe.